UNIC/404
10. Oktober 2001

UNO-Generalsekretär Kofi A. Annan:

Hilfe für leidende Bevölkerung Afghanistans muss fortgesetzt und Schutz der UNO-Mitarbeiter verbessert werden

NEW YORK, 9. Oktober - Die Vereinten Nationen würden ihre Hilfseinsätze zur Linderung des Leids der afghanischen Bevölkerung fortsetzen und sich gleichzeitig verstärkt für den Schutz ihres Personals in dem Land einsetzen, erklärte UNO-Generalsekretär Kofi Annan nach nichtöffentlichen Konsultationen im Sicherheitsrat. Die Mitglieder des Sicherheitsrates hätten den Familien der vier in Afghanistan ums Leben gekommenen Mitarbeiter der Vereinten Nationen ihr tiefstes Mitgefühl und Beileid ausgesprochen, sagte Annan.

[Bei den Luftangriffen in Afghanistan waren am 8. Oktober vier Angehörige einer lokalen Minenräumungsorganisation ums Leben gekommen und vier weitere leicht verletzt worden, als das Gebäude der Afghanischen Technischen Konsulenten (ATC) getroffen und zerstört wurde. ATC ist eine der Nichtregierungsorganisationen, die unter dem Schirm des UNO-Minenräumungsprogramms für Afghanistan tätig sind. Sie ist die grösste und älteste Minenräumungsorganisation, die von den Vereinten Nationen finanziert wird und mehr als 1.100 Afghanen beschäftigt.]

Der Tod der UNO-Mitarbeiter sei für die Organisationen "ein harter Schlag", betonte der Generalsekretär. Die Sicherheit des UNO-Personals liege ihm und den Mitarbeitern seiner Organisation besonders am Herzen.

Der humanitäre Hilfseinsatz gestalte sich immer schwieriger. "Wir bemühen uns, weitere LKW ins Land zu bringen, aber das wird immer schwieriger, denn Sie werden verstehen, dass unter den gegebenen Umständen nicht viele Fahrer dort hineinfahren wollen", sagte Annan.

Die Vereinten Nationen hätten alle erforderlichen Vorsichtsmassnahmen ergriffen, um Zivilpersonen zu schützen. "Die für die Militäreinsätze verantwortliche Seite hat uns versichert, dass sie alle Anstrengungen unternehmen würde, um Zivilpersonen [von den militärischen Operationen] auszunehmen und dass ihre Einsätze gezielt auf die mutmasslichen Täter gerichtet seien. Ich hoffe, dass mit dieser Vorsichtsmassnahme nur ein Minimum an Zivilpersonen betroffen wird", fügte der Generalsekretär hinzu.

Zur politischen Lage wies der Generalsekretär auf Anfrage darauf hin, dass sich die Vereinten Nationen bereits seit langem um eine Verhandlungslösung bemühten und versuchten, die Afghanen zur Bildung einer Regierung auf breiter Basis zusammenzubringen. "Wir haben stets die Ansicht vertreten, dass es keine militärische Lösung in Afghanistan gibt und dass die Afghanen selbst zusammenkommen und eine Regierung bilden müssen", erklärte Annan. "Wir brauchen dazu auch die Unterstützung und Zusammenarbeit der Nachbarregierungen und der Regierungen in der Region, die bisher nicht immer am gleichen Strick und in die gleiche Richtung gezogen haben."

Zu einem Schreiben der USA an den Sicherheitsrat über mögliche künftige Massnahmen sagte der Generalsekretär, dass es darin einen Satz gebe, der "unter den Mitgliedern eine gewisse Beunruhigung hervorgerufen hat" und der für ihn selbst auch eine Frage aufwerfe. Es handle sich dabei um den Hinweis, die Vereinigten Staaten könnten es für notwendig finden, auch gegen andere Organisationen und andere Staaten vorzugehen. Die USA hätten jedoch darauf verwiesen, dass es sich dabei nicht um die Ankündigung einer konkreten Absicht sondern im wesentlichen um einen Hinweis darauf handle, dass sie sich erst in einem frühen Stadium des Einsatzes befänden und "ihre Optionen offen halten" wollten.

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