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UNIS/NAR/1162
5. März 2013
WIEN, 5. März (UNO-Informationsdienst) - Neue psychoaktive Substanzen, auch als "Legal Highs" und "Designerdrogen" bekannt, stellen eine wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, wie aus den steigenden Notfallaufnahmen und Anrufen bei Giftnotrufzentralen hervorgeht. Dies stellt der in Wien ansässige Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in seinem heute in London veröffentlichten Jahresbericht 2012 fest.
Diese neuen psychoaktiven Substanzen sind über das Internet leicht erhältlich und die Zahl solcher Substanzen auf dem Markt, die bereits auf Hunderte geschätzt werden, steigt stetig. Der INCB fordert eine konzertierte Handlung der Staaten, um der Erzeugung, dem Handel und Missbrauch dieser Substanzen vorzubeugen, die eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen. Der Präsident des Rates, Raymond Yans sagte: "In den letzten Jahren gab es einen beispiellosen Anstieg beim Missbrauch neuer psychoaktiver Substanzen. Allein in Europa erscheint fast jede Woche eine neue Substanz. Früher, zwischen 2000 und 2005 gab es durchschnittlich fünf Meldungen über neue Substanzen pro Jahr. Von den Regierungen müssen deutliche Maßnahmen gesetzt werden, um dem Missbrauch von sogenannten "Legal Highs" vorzubeugen, der bereits eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellt und eine beträchtliche Herausforderung für die öffentlichen Gesundheitssysteme ist."
Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten: eine ernste gesundheitliche und soziale Bedrohung in vielen Ländern
Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente weitet sich in allen Regionen der Welt weiter aus und ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen, was dem INCB-Bericht zufolge eine ernste gesundheitliche und soziale Herausforderung bedeutet. Ratspräsident Raymond Yans sagte: "Der unverminderte Anstieg des bereits hohen Konsums und Missbrauchs von Substanzen für die Behandlung des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms mit Hyperaktivität (ADHS) in manchen Ländern ist besorgniserregend".
Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente durch Injizieren, wodurch sich das Risiko für HIV- und Hepatitis B und C-Infektionen erhöht, zeigt sich in manchen Ländern deutlich, besonders aber in Südasien. Ein anderes wichtiges Thema, der Missbrauch von Beruhigungs- und Betäubungsmitteln, wurde in anderen Regionen und Ländern festgestellt. Yans warnt: "Mehr als sechs Prozent der Schüler weiterführender Schulen haben in manchen Ländern bereits Tranquilizer missbraucht, ein weiterer alarmierender Trend beim Drogenmissbrauch". Der INCB empfiehlt eine Reihe von Lösungen, um dieses Problem anzugehen, darunter auch die Einbeziehung von Fachkräften im Bildungs- und Gesundheitswesen, strengere Kontrollen bei der Lagerung und Verteilung, sowie Bewusstseinsbildung über die Gesundheitsrisiken.
Internationale Drogenkontrollabkommen müssen aufrechterhalten werden, um drogen-bezogenes Leid zu verhindern
Der INCB-Jahresbericht weist auch auf die gemeinsame Verantwortung der internationalen Gemeinschaft bei der Drogenkontrolle hin. INCB-Präsident Raymond Yans: "Das Drogenproblem ist ein wahrlich globales Problem, das einer globalen Lösung bedarf. Wir alle haben eine gemeinsame Verantwortung, es anzugehen - sei es auf internationaler, nationaler oder sogar auf persönlicher Ebene - und wir müssen bei der Verringerung und Verhinderung des Leids vorankommen, dass durch den unzureichenden Zugang zu kontrollierten Medikamenten und durch Drogenmissbrauch verursacht wird, sowie den damit verbundenen negativen Einflüssen des illegalen Drogenmarktes.
Das globale Wesen des Drogenproblems war die treibende Kraft bei der Formulierung und Annahme der drei internationalen Drogenkontrollabkommen, die heute die Grundlage des internationalen Drogenkontrollsystems bilden. In seinem Jahresbericht warnt der INCB vor Initiativen, die die Verwendung international kontrollierter Substanzen über den Einsatz zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken hinaus erweitern wollen. INCB-Präsident Raymond Yans sagt: "Solche Initiativen würden nicht nur eine Verletzung des Wortlauts der Übereinkommen bedeuten, sondern würden auch die humanitären Ziele des Drogenkontrollsystems untergraben und eine Bedrohung des öffentlichen Wohls und der Volksgesundheit darstellen. Befürworter solcher Ideen argumentieren, ihre Initiativen würden Probleme lösen, die mit den illegalen Drogenmärkten in Verbindung stehen. Das würde nicht funktionieren. Die Drogenkontrollabkommen sind die bestmöglichen Instrumente, um das weltweite Drogenproblem in Angriff zu nehmen und die Menschen zu schützen: vor dem Leid, das durch Drogenmissbrauch verursacht wird, vor den Auswirkungen drogenbezogener Kriminalität und Gewalt, und vor den Folgen illegalen Anbaus, illegaler Produktion und illegalen Handels mit Drogen."
Internationale Gemeinschaft muss Initiative ergreifen, um Abzweigung und Handel mit Vorläufersubstanzen entgegenzutreten
Der INCB-Jahresbericht über Vorläufersubstanzen, die bei der illegalen Herstellung von Drogen verwendet werden, wurde ebenfalls heute vorgestellt. Der Bericht beschreibt, wie illegale Organisationen, die mit Chemikalien handeln, internationale Kontrollen der Vorläufersubstanzen umgehen, in dem sie neue oder spezielle, nicht gelistete Designersubstanzen verwenden, oder die Produktion von Missbrauchsdrogen in Regionen mit schwächeren Kontrollen verlegen. Gut funktionierende Kontrollen sind deshalb notwendig, den Handel zu überwachen und die Abzweigung von Vorläuferchemikalien zu verhindern. Zu den Mechanismen, die die Regierungen bei den Kontrollen unterstützen sollen, gehören das INCB Pre-Export Notification System (PEN-Online) und das neue Precursors Incident Communication System (PICS), die im März 2012 vorgestellt wurden. Mit diesen Systemen können die zuständigen Behörden weltweit wertvolle Informationen über illegalen Handel mit Chemikalien in Echtzeit austauschen und schneller bilaterale Untersuchungen einleiten. PICS und PEN-Online sowie internationale koordinierte Initiativen sind wirksame Instrumente für die Regierungen, um ihre Bemühungen zur Kontrolle von Vorläufersubstanzen wesentlich zu verbessern.
Regionale Schwerpunkte
Die gesamte illegale Koka-Anbaufläche in Südamerika hat 2011 im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. Die großen Beschlagnahmungen von Cannabis in Südamerika sind trotzdem noch immer ein Grund zur Besorgnis, da sie ein Zeichen für eine signifikante Zunahme des Umfangs der Cannabis-Produktion in der Region sein könnten. Mittelamerika und die Karibik werden nach wie vor als wichtige Transitregion für Kokain aus Südamerika zum nordamerikanischen Markt genutzt und der Kokain-Handel durch die karibische Region ist, nach einem Rückgang in den vergangenen Jahren, wieder im Ansteigen. Die destabilisierende Wirkung der Drogenhandels auf die regionale Sicherheit hat sich erhöht und die Region ist von den Auswirkungen des Drogenhandels und dem damit verbundenen Anstieg drogenbezogener Gewalt betroffen. Das bedeutet auch weiterhin eine große Bedrohung für die öffentliche Sicherheit in Mexiko. Der mexikanischen Regierung zufolge wurden seit 2006 mehr als 60.000 Menschen aufgrund drogenbezogener Gewalt getötet.
Trotz abnehmender Prävalenzraten bei einigen Drogen ist Nordamerika weiterhin der weltweit größte illegale Drogenmarkt, ebenso die Region, aus der die höchste drogeninduzierte Sterberate gemeldet wird. In Nordamerika ist ungefähr einer von 20 Todesfällen bei Personen zwischen 15 und 64 Jahren auf Drogen zurückzuführen. In Europa hat sich der Missbrauch illegaler Drogen in den letzten Jahren stabilisiert, allerdings auf einem hohen Niveau. Neue psychoaktive Substanzen bleiben in West- und Mitteleuropa eine große Herausforderung. Die Anzahl der Internetseiten, über die psychoaktive Präparate in EU-Länder verkauft werden, hat sich mit 690 solcher Seiten seit Januar 2010 innerhalb von zwei Jahren mehr als vervierfacht.
Während Cannabis nach wie vor die am häufigsten angebaute, gehandelte und missbrauchte Droge in Afrika ist, werden amphetaminähnliche Stimulanzien als eine Bedrohung in der Region gesehen. Auch der Kokain-Missbrauch ist in den vergangenen Jahren in Westafrika gestiegen, nachdem sich die Region in den letzten Jahren als Transitgebiet für Betäubungsmittel, insbesondere für Kokain, von Südamerika auf den europäischen Markt entwickelt hat.
Ost- und Südostasien haben nach wie vor die weltweit zweitgrößte Fläche mit illegalem Schlafmohnanbau, was einem Fünftel der weltweiten Anbaufläche entspricht. Südostasien ist auch ein illegales Produktionszentrum für amphetaminähnliche Stimulanzien mit fast der Hälfte des 2010 weltweit konfiszierten Metamphetamins in dieser Region. Weitere Steigerungen wurden 2011 überall in der Region gemeldet. Wie in den vergangenen Jahren bleibt Westasien die Region mit dem weltweit größten Anteil an illegalem Schlafmohnanbau und illegaler Produktion, hauptsächlich in Afghanistan. Die unsichere Situation und politische Instabilität in Westasien bietet einen fruchtbaren Boden für den illegalen Handel, von dem sowohl regionale wie auch internationale kriminelle Netzwerke profitieren, was wiederum zu einem Anstieg beim illegalen Drogenhandel und der Geldwäsche führte. Die Nachfrage nach illegalen Stimulanzien wie Kokain und Metamphetamin scheint in Teilen Westasiens zu steigen, wo Kokainbeschlagnahmungen zwischen 2001 und 2010 um mehr als das Zwanzigfache anstiegen. In Ozeaninen gehören Missbrauch und illegale Produktion von amphetaminähnlichen Stimulanzien weltweit zu den höchsten Vorkommen.
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