Laut der Initiative UN Action Against Sexual Violence in Conflict sind die meisten Opfer in bewaffneten Konflikten heutzutage Frauen und Kinder. Verschiedene Formen sexueller Gewalt werden oftmals systematisch eingesetzt, um ganze Gesellschaften zu zerstören. Vor allem Frauen sind davon betroffen.
Aus Anlass des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember zeigte der Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Wien, in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern this human world (THW) Film Festival und Topkino, den Dokumentarfilm "Carte Blanche" von Heidi Specogna, der sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Das Filmteam um Regisseurin Specogna begleitete mehrere Ermittler des Internationalen Gerichtshofes bei ihrer Arbeit in Den Haag und in der Zentralafrikanischen Republik und dokumentierte die Beweissammlung im Fall von Jean-Pierre Bemba Gombo, der für eine Reihe von Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Vergewaltigung, Folter und Mord) angeklagt wurde.
Der Filmtitel "Carte Blanche" bezieht sich auf eine Art Signal, welches Befehlshaber einer Armee oftmals nutzen, um ihren Truppen unausgesprochene Befehle geben zu können, die hinterher ohne Schwierigkeit geleugnet werden können.
Die Regisseurin und ihr Filmteam setzen auf eine äuβerst bildliche Darstellung der Opfer. So kümmert sich in einer Szene die Mutter eines jungen Mädchens um dessen offene Schusswunde, während das Mädchen vor Schmerz ohrenbetäubend schreit. Die unverheilte Schusswunde ist ein Andenken aus dem Jahr 2002, als Bembas Soldaten im Dorf des Mädchens einfielen.
Eine weitere Szene setzt sich mit dem harten Schicksal einer Familie auseinander, die noch immer unter den Ereignissen von 2002 leidet. "Wir haben bis jetzt keinen Frieden gefunden", so die Mutter von drei Töchtern, die von Bembas Truppen öffentlich vergewaltigt wurden und somit das Ansehen der Familie zerstörten. Der Verlobte der ältesten Tochter löste die Verlobung sofort nach Bekanntwerden der Vergewaltigung und heiratete eine andere. Die jüngste Tochter träumt von einem Leben weit weg, wo keiner ihre "schamvolle" Vergangenheit kennt.
An der anschlieβenden Podiumsdiskussion, wo über die Effizienz des Internationalen Strafgerichtshofes diskutiert wurde, nahmen Co-Regisseurin Sonja Heizmann und Philipp Meissner vom Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) teil. Moderiert hat UNIS-Direktor Janos Tisovszky.
Kritische Stimmen beklagten die langwierigen Prozesse des Internationalen Strafgerichtshofes, die mit hohen Kosten verbunden sind und eine sehr niedrige Erfolgsquote aufweisen. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Vereinten Nationen machte darauf aufmerksam, dass der Internationale Strafgerichtshof sich nur der Verbrechen der Befehlsgeber annimmt, während den Fuβsoldaten, den eigentlichen Tätern, oftmals keinerlei Verfahren drohen. In Sierra Leone, so die Dame, arbeiten mehrere solcher Menschenrechtsverletzer heute frei als Taxifahrer und stellen daher eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Gesellschaft dar.
Philipp Meissner betonte, dass der Internationale Strafgerichtshof eine sehr junge Institution ist, die noch Zeit braucht, um sich zu etablieren.
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