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Ciné-ONU-Filmvorführung "The Daughter Tree"

Die November-Vorführung der Wiener Ciné-ONU Reihe beleuchtete ein Thema, das in unseren Gesellschaftskreisen nur wenig diskutiert wird: die Geschlechterkluft in Indien, welche aus der systematischen Abtreibung von weiblichen Föten und der anhaltenden Bevorzugung von Buben hervorgeht. Um auf diese Thematik aufmerksam zu machen und im Hinblick auf den Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen und zu 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention zeigte der Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Kooperation mit der Ständigen Vertretung Finnlands bei den Vereinten Nationen in Wien und this human world Filmfestival den Film "The Daughter Tree".

Der Film begleitet Neelam Bala, eine Hebamme im nordindischen Bundesstaat Punjab, bei ihrer Arbeit und ihrem Engagement für das Recht auf Leben für Mädchen. In Indien werden Mädchen oft als finanzielle Belastung wahrgenommen, da die Eltern nicht nur für die Mitgift der Braut aufkommen müssen, sondern nach der Heirat des Mädchens auch noch eine Arbeitskraft im Haushalt verlieren. Aus diesem Grund stieg die Zahl der Abtreibungen von Mädchen und wurden quasi Usus. Im "Village of Men" (Dorf der Männer) sind die Langzeitauswirkungen dieser Tradition nun spürbar geworden, da dort schon seit Jahrzehnten kein Mädchen mehr geboren wurde. Die dort vorherrschenden sozialen Normen schreiben Männern nämlich vor, dass sie eine Frau aus dem Kreis ihrer Gemeinschaft heiraten sollen, weil dies aber auf Grund der Geschlechterkluft nicht möglich ist, können viele Männer keine eigene Familie haben. Dem Film zufolge soll es im Jahr 2020 schätzungsweise 32 Millionen alleinstehende Männer in Indien geben.

Martin Nesirky, Direktor des Informationsdiensts der Vereinten Nationen (UNIS), eröffnete die anschließende Diskussionsrunde mit Désirée Schweitzer, Präsidentin des UN Women Nationalkomitee Österreich; Laurie Richardson, Vorsitzende des NGO-Ausschusses zur Stellung der Frau (Wien); Helena Gabriel, Verlagsleiterin der Publikationsreihe FEMICIDE und Generalsekretärin der United Nations Studies Association (Wien); und Reena George, Monitoring und Evaluation Specialist (UNV) beim Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

"Geschlechtergleichstellung und Frauenrechte sind wichtig für alle Ziele für nachhaltige Entwicklung. Wenn wir die Gleichstellung der Geschlechter nicht erreichen, dann erreichen wir keines der Ziele." Richardson betonte mehrmals, dass Geschlechtergleichstellung nicht nur als selbstständiges Ziel bestehen sollte, sondern als Voraussetzung zur Überwindung verschiedener Herausforderungen zu betrachten ist. Wie kann man Frauen nun effektiv stärken? Schweitzer wies darauf hin, dass es trotz vorhandener Gesetze und Regulierungen, die auf die Gleichberechtigung von Frauen abzielen, "noch immer eine Kluft zwischen diesen geregelten Maßnahmen und der Praxis gibt". Es wäre von Nöten, dass die Gesellschaft nach diesen Regeln lebt, sonst sind diese überflüssig. Dazu passend erwähnte Gabriel, dass "die Gleichstellung der Geschlechter eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist". Woraufhin George hinzufügte, dass "es schön ist zu sehen, dass Neelam [als Frau] vor dieser Gruppe Männer stehen und deren Werte und Normen hinterfragen kann. Diese Haltung [gegenüber fixierten Geschlechterrollen] muss sich ändern."

Betrachtet man das Dorf Dharhara in Indien, so kann man einen Funken Hoffnung erkennen. In dieser Community pflanzen die Familien für jedes neugeborene Mädchen einen Mangobaum - den "Daughter Tree". Die durch den Verkauf der Mangos erzielten Einkünfte kommen einzig und allein der Tochter zu und werden für ihre Ausbildung und ihre Mitgift verwendet. In Dharhara werden Mädchen als ein Geschenk betrachtet, wie ein stolzer Vater im Film berichtete: "Ich bin überglücklich, eine Tochter bekommen zu haben. Ein Mädchen bringt immer Glück."