Der vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien organisierte Workshop zum Thema ´Die Vereinten Nationen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung´ fand am 2. Mai 2020 statt, in Kooperation mit dem Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen in Österreich und der Pädagogischen Hochschule Wien (PH Wien). Den Lehrern und Lehrerinnen wurden unterschiedliche pädagogische Methoden und Hilfsmittel präsentiert, wie Kinder in Aktivitäten über die Ziele für nachhaltige Entwicklung eingebunden werden können. Der Lehrkräfteworkshop, der normalerweise in der UNO-City abgehalten wird, wurde dieses Jahr aufgrund von COVID-19 Maßnahmen ins Internet verlegt.
Die letzten Monate waren für Lehrkräfte außergewöhnlich herausfordernd. Seit Mitte März sind bereits alle österreichischen Schulen geschlossen und werden erst wieder schrittweise im Mai und Juni öffnen. In dieser Zeit waren Lehrer dazu aufgefordert ihren Schülern und Schülerinnen Aufgaben zu geben, die sie zu Hause auch allein bewältigen können. In manchen Fällen, vor allem in höheren Schulstufen, ist der Online-Unterricht auch ergänzend zu den Arbeitsaufträgen gut möglich, schwierig jedoch gestaltet sich dieser digitale Austausch für die Jüngsten unter uns. "Meine Schülerinnen und Schüler besitzen größtenteils kein eigenes digitales Gerät, in manchen Familien gibt es auch keinen Computer zu Hause", erzählt eine Volksschullehrerin aus Wien, deren Schüler zwischen 6 und 10 Jahre alt sind. Die Herausforderung für Lehrer und Lehrerinnen ist sicherzustellen, dass die wichtigsten Unterrichtsinhalte trotzdem vermittelt werden.
"Es ist Corona. Die Kinder müssen zuhause bleiben [sic]. Es ist ein großes Durcheinander", schreibt ein Zweitklässler der Lehrerin in sein Übungsheft. Der für die Kinder merkliche Bruch in ihrem Alltag ist für diese nicht einfach zu begreifen. Wie kann COVID-19 Kindern am besten vermittelt werden? Auch wenn der epidemiologische Hintergrund komplex ist, verstehen die jungen Schulkinder, dass ein Virus, das im fernen China ausgebrochen ist, Auswirkungen auf ihr eigenes Leben hat. Sie verstehen auch, dass es jetzt auf das Verhalten jeder und jedes Einzelnen, auch ihr eigenes, ankommt, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Aus diesen Beobachtungen kristallisiert sich heraus, dass die Menschen auf der ganzen Welt einerseits sehr stark miteinander vernetzt sind und andererseits alle zusammenhalten und kooperieren müssen, weil jeder einzelne Beitrag zur Gesellschaft zählt.
Um dieses Verständnis zu stärken und darauf aufzubauen, können sich die Lehrkräfte als positiver Verstärker verstehen. Die gesellschaftspolitischen Themen, die das neue Virus aufwirft, können hier als Ausgangspunkt für eine Reflexion und Diskussion dienen. "Es ist nicht zwingend negativ, dass sich situationsbedingt die im Unterricht durchgenommenen Inhalte ändern. Als Lehrerin verstehe ich es als Teil meines Berufes, flexibel auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler, aber auch die aktuellen Themen unserer Gesellschaft einzugehen", fügt die Lehrerin hinzu.
Zu diesem Zweck gab sie ihren Schülern die Aufgabe eine Welt zu zeichnen, die so aussieht, wie sie es sich wünschen und somit über ihre Eigenverantwortung für die Zukunft unserer Welt nachzudenken. Die Kinder zeichneten glückliche Tiere in einer gesunden Natur, schöne Landschaften, Menschen, die Hand in Hand gehen, aber auch Recyclingmülltonnen sowie Roboter, die gegen böse Kräfte kämpfen, um die Welt zu retten. In den Kunstwerken der Kinder wurden somit viele der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen erwähnt, wie beispielsweise Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben an Land und Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.
Um mehr über die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu lernen, spielten sie auch das vom Regionalen Informationszentrum der Vereinten Nationen (UNRIC) in Brüssel entwickelte Brettspiel namens "Go Goals!". Ziel des Spiels ist es, so viele Fragen wie möglich über die Ziele richtig zu beantworten. Das Spiel soll den Kindern zusprechen, ihre zukünftige Rolle als verantwortliche Weltbürger wahrzunehmen. Das Spiel steht online kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung. Weitere Unterrichtsmaterialien wie das "Go Goals!"-Brettspiel, sind hier zu finden.
Eine weitere Möglichkeit unsere Jüngsten zu ermutigen sich Gedanken über die Zukunft unserer Welt zu machen, ist die Teilnahme an einem globalen Diskurs, der anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Menschen auf der ganzen Welt sind dazu aufgerufen, bei der einminütigen Online-Umfrage oder einem Online-Dialog teilzunehmen und sich Gedanken zu machen über Fragen wie: Was für eine Zukunft wollen wir schaffen? Sind wir auf dem richtigen Weg? Was muss getan werden, um die Lücke zu schließen? Die Umfrage ist in über 50 Sprachen verfügbar und ist online. Mehr Informationen über die Online-Dialoge und wie die Ergebnisse dieser versendet werden können, finden Sie unter www.un.org/un75. Die gesammelten Einsendungen werden den Führenden der Welt und hochrangigen UN-Beamten bei der offiziellen Gedenkfeier zum 75. Jahrestag bei der UNO-Generalversammlung im September 2020 präsentiert. Mehr Information dazu finden Sie hier.
Wenn die österreichischen Volksschulkinder schließlich ab Mitte Mai wieder schrittweise in die Schule gehen, werden sie fast zwei Monate nicht mehr physisch im Klassenzimmer gewesen sein. Das muss aber nicht bedeuten, dass sie weniger gelernt haben. Sie haben gelernt, anders gelernt und anderes gelernt. Sie werden sich in ihren Schulklassen mit ihren Schulfreunden einfinden und Gedanken miteinander austauschen. Auch darüber, wie sie sich eine bessere Welt vorstellen.