Was haben ein aus wiederverwerteten Autoteilen gemachter Babyelefant, Fotos von Schülerinnen und Schülern vor ihren Computern und ein Zaun voller Geschenktaschen gemeinsam? Auch wenn es sich um äußerst unterschiedliche Gegenstände handelt, wurden sie alle zu wichtigen Symbolen des COVID-19 Lockdown in Österreich. Das Technische Museum Wien stellt diese und viele weitere Objekte derzeit aus, um deren unterschiedlichsten Einflüsse auf die Gesellschaft zu veranschaulichen.
Das Technische Museum eröffnete die erste Corona Pop-Up Installation im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung, mit Unterstützung des Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS) Wien. Seit Anfang des Jahres 2020 machte es sich das Technische Museum Wien zur Aufgabe, einen speziellen Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen gelten als Orientierung für zukünftige Ausstellungen.
"Die SDGs manifestieren sich in unserem Leitbild als eine ideale Rahmendefinition für das Konzept der "Nachhaltigkeit". Durch unsere Initiativen werden die SDGs in den Kontext einer Vielzahl von musealen Aktivitäten gestellt und dienen unseren Besuchern und Besucherinnen als Diskussionsgrundlage", so der Direktor des Museums, Peter Aufreiter.
Mit der Pop-up-Installation: "Corona Impact: An-Denken in 17 Stationen" gelang es dem Museum, eine Ausstellung innerhalb kürzester Zeit nach der Wiedereröffnung in Folge der vorübergehenden Schließung österreichischer Museen zusammenzustellen. Im Geiste des "Rapid Response Collecting" wurden eine Reihe an Gegenständen, die während der COVID-19-Krise besonders bedeutsam waren, gesammelt und unverzüglich ausgestellt. Das Museum versteht sich als Ort, an dem ein gesellschaftlicher Diskurs zu aktuellen Themen stattfinden soll, weit weg von der veralteten Idee, dass Museen lediglich Antiquitäten sammeln.
"Mit der Pop-up-Installation möchten wir zum Denken und Diskutieren anregen. Zu vielen Objekten und Themen werden Besucher einen persönlichen Bezug haben, bei anderen Aspekten wollen wir für verschiedene, vielleicht weniger bekannte Lebensrealitäten sensibilisieren," erklärte Direktor Aufreiter.
Innerhalb von 17 Stationen werden alle SDGs in Zusammenhang mit den Auswirkungen des Coronavirus in Österreich abgedeckt. Das Ziel? Zu informieren und zu sensibilisieren. Bei Station 1 - "Keine Armut" wird gezeigt, wie bestehende Ungleichheiten in Österreich durch die Auswirkungen des Virus verstärkt wurden. Bei der Station wurde das oft empfohlene Zitat "Bleib zu Hause" porträtiert. Die Ausstellung regt zum Denken an, wohin Menschen gehen, die kein Zuhause haben, und macht auf die besonders prekäre Situation obdachloser Menschen während der Krise aufmerksam. Auch auf Bürgerinitiativen wurde aufmerksam gemacht. In der Installation ist eine Kopie eines der sogenannten "Gabenzäune" ausgestellt. Während des Lockdown wurden diese Zäune zu einem Zeichen der Solidarität und dienten dazu, an ihnen Säcke, in denen sich Lieferungen befanden, zu befestigen, damit bedürftige Personen sie anonym abholen konnten. Der Babyelefant wurde zu einem ganz besonderen Symbol, dargestellt in Form von recycelten Autoteilen. Er wurde von der Regierung genutzt, um den Mindestabstand zwischen den Menschen zu veranschaulichen.
"Mit den sinnbildlichen Darstellungen wie dem Gabenzaun oder dem überquellenden Einkaufswagen konnte ich meinen Kindern die Auswirkungen der Krise viel verständlicher näherbringen", sagte ein Besucher.
Als vollständiges Spiegelbild der sozialen Situation in Österreich während des COVID-19 Lockdown werden auch die vielen Chancen aufgezeigt, die sich durch die Krise aufgetan haben. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung oder bei Umweltfragen waren in den letzten Monaten interessante Maßnahmen und Veränderungen zu beobachten. So wird beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass die Erfahrungen des E-Learnings evaluiert werden müssen, um in Folge Schlüsse für zukunftsorientiertes Lernen ziehen zu können - ein wichtiger Schritt um Ziel 4 (Hochwertige Bildung) zu erreichen.
Die Installation zeigt auf, wie sich die SDGs auf jeden Aspekt unseres Lebens auswirken können und welche enormen Auswirkungen die Pandemie auch auf sie gehabt hat. Sie zeigt die aktuellen Hindernisse und Möglichkeiten in Bezug auf die SDGs auf und macht deutlich, dass wir die innovativen Ideen der Regierungen, der Zivilgesellschaft und der einfachen Menschen aufgreifen und in den nächsten Schritten alle gemeinsam handeln müssen.