UNIS/NAR/707
19. Januar 2001

   UNO-Drogenbericht sieht Hoffnung am Horizont

WIEN, 19. Januar (UNO-Informationsdienst) - Das globale Drogenproblem - oft als hoffnungslos beschrieben - ist weder unaufhaltbar noch irrever- sibel, so der neue Welt-Drogen-Bericht der UNO.

Der Welt-Drogen-Bericht 2000 - erarbeitet vom in Wien ansässigen Büro der Vereinten Nationen zur Drogenkontrolle und Verbrechensbekämpfung (ODCCP) - nennt als bedeutendsten Fortschritt den rückläufigen Trend bei der Produktion der beiden problematischsten Drogen, Kokain und Heroin: der Anbau von Koka-Blättern und die Herstellung von Kokain sind zwischen 1992/93 und 1999 um 20 Prozent zurückgegangen, während die Opium- produktion alleine im letzten Jahr um mehr als 17 Prozent gefallen ist. Im Zusammenhang mit diesen Tendenzen haben sich die Hauptverbrauchsmärkte stabilisiert oder verzeichnen sogar einen zahlenmäßigen Rückgang.

"Es ist an der Zeit, die Art und Weise zu ändern, wie wir das Drogenproblem sehen", sagt der Exekutivdirektor von ODCCP, Pino Arlacchi. "Die Welt- gemeinschaft muss der Psychologie der Verzweiflung ein Ende setzen, die das Bewusstsein einer Generation gefesselt hat und statt dessen auf einen pragmatischen, langfristigen Ansatz setzen, um sowohl das Angebot von als auch die Nachfrage nach illegalen Drogen zu reduzieren."

Der "get serious" Ansatz der meisten hauptsächlichen Koka- und Opium-Anbauländer hat dazu geführt, so der Bericht, dass die Herstellung von Drogen jetzt auf weniger Länder als je zuvor beschränkt ist. Afghanistan und Myanmar verzeichnen zusammen ungefähr 90 Prozent der weltweiten illegalen

Opiumproduktion. Zwei Drittel der weltweiten illegalen Koka-Ernte stammen aus Kolumbien.

Im Gegensatz dazu haben sich Handel und Handelsrouten aufgrund der Globalisierung ausgedehnt, abzulesen an der Zahl von 170 Ländern, die im Zeit-raum 1997/98 von Beschlagnahmungen meldeten, gegenüber 120 Ländern in 1980/81.

Nach Schätzungen der UNO haben in den späten neunziger Jahren weltweit etwa 180 Millionen Menschen illegale Drogen konsumiert - das sind 4,2 Prozent der Weltbevölkerung über 15 Jahre. Die Liste wird von Cannabis (144 Millionen Konsumenten) angeführt, gefolgt von Amphetaminen (29 Millionen), Kokain (14 Millionen) und Opiaten (13,5 Millionen), einschließlich Heroin (9 Millionen). Der übliche Missbrauch von mehr als nur einer Substanz erklärt die Differenz zwischen den Detailzahlen und der Gesamtschätzung von 180 Millionen.

Die UNO verweist auch auf die größeren Zusammenhänge des globalen Drogenproblems, wie die Ausbreitung von HIV/AIDS und anderen Krankheiten, Geldwäsche, Korruption, sowie die Finanzierung von Rebellen und Terroristen. "Die Reduzierung und Ausrottung der Drogenproduktion muss von einer Reihe von Maßnahmen begleitet werden", so Arlacchi, und nennt dabei Armutsbekämpfung, Konfliktlösung, Mediation und die Stärkung von Institutionen.

Mehr als 130 Industrie- und Entwicklungsländer berichten dem ODCCP von Problemen mit Drogenkonsum. Die UNO geht jedoch von einer höheren Zahl aus. Der weltweit stärkste Anstieg in den 90er Jahren betraf den Konsum von ATS (Amphetaminen und verwandten Substanzen), wie Methamphetamine und Ecstasy.

Einige gute Nachrichten:

In den USA ging der Konsum von Kokain zwischen 1985 und 1999 um etwa 70 Prozent zurück, verglichen mit einem um 40 Prozent niedrigeren Drogenmissbrauch insgesamt.

In Deutschland blieb der Missbrauch von Heroin stabil, während er in Spanien und Italien in den 90er Jahren zurückging.

Weniger mit Drogen in Verbindung stehende Todesfälle werden aus Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien, Österreich, Luxemburg und der Schweiz gemeldet.

Erfolge alternativer Entwicklungsprogramme haben zu einem bedeutenden Rückgang des Koka- und Opium-Anbaus in Bolivien, Pakistan, Laos und Thailand geführt.

Der Bericht zitiert auch Statistiken, die eine Verbindung zwischen rückläufigem Drogenkonsum und mehr Geldern für Prävention, Forschung und Behandlung herstellen.

Ausblick:

Die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Juni 1998 gesetzten Ziele, bis 2008 den Drogenkonsum zu halbieren und die illegale Produktion wesentlich zu reduzieren, mögen damals sehr ehrgeizig erschienen sein. Die Erfahrungen der letzten beiden Jahre und einige gute Indikatoren sprechen jedoch dafür, dass diese tatsächlich erreicht werden können.

Die neue, im Dezember 2000 in Palermo unterzeichnete UN-Konvention gegen das Transnationale Organisierte Verbrechen sollte dabei helfen, den Kampf gegen alle Dimensionen der organisierten Kriminalität zu verstärken, einschließlich dem Drogenhandel.

Der Welt-Drogen-Bericht 2000 tritt für eine ausgeglichenere Sicht des globalen Drogenproblems ein. Diese beleuchtet nicht nur den bei der Überwindung des Problems bislang erreichten Erfolg, sondern auch das von illegalen Drogen verursachte Leid.

>Der 172 Seiten starke Bericht ist reichhaltig illustriert mit Karten, Schaubildern, Tabellen und Bildern und wird von Oxford University Press verlegt. Er ist nicht zu verwechseln mit den jährlichen Berichten des Internationalen Suchtstoffkontrollrates (INCB), einem von den Vereinten Nationen unabhängigen Aufsichtsgremium.

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Weitere Informationen zum Welt-Drogen-Bericht 2000 können Sie der ODCCP-Homepage unter: http://www.odccp.org entnehmen

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