Sperrfrist: Donnerstag, 26. April 2001,
08.00 GMT

Note No 137
26. April 2001

Rede vor dem OAU-Gipfel in Abuja, Nigeria – 26. April:

GENERALSEKRETÄR KOFI ANNAN LEGT ZENTRALE PRIORITÄTEN IM KAMPF GEGEN HIV/AIDS FEST

ABUJA, 26. April (Vereinte Nationen/UNAIDS) In seiner Rede vor dem Afrikanischen Gipfeltreffen über HIV/Aids, Tuberkulose und andere Infektionskrankheiten ruft UNO-Generalsekretär Kofi Annan zu einer neuen, globalen Großkampagne im Kampf gegen HIV/Aids sowie zur massiven Mobilisierung neuer Finanzmittel auf.

Über einen längeren Zeitraum hinweg müsse jährlich der Betrag von sieben bis zehn Milliarden US-Dollar aufgewandt werden, um eine wirksame globale Kampagne gegen Aids zu führen, erklärt der Generalsekretär gegenüber den afrikanischen Staatschefs und anderen Gipfelteilnehmern und schlägt ferner vor, einen neuen Globalen Fonds für die Bekämpfung von HIV/Aids und anderen Infektionskrankheiten zu gründen. Die derzeitigen Ausgaben in diesem Bereich in Entwicklungsländern belaufen sich auf rund eine Milliarde US-Dollar jährlich.

An die Geberländer appelliert der Generalsekretär, bis zur Sondertagung der UNO-Generalversammlung über HIV/Aids, die vom 25. –27. Juni in New York stattfinden wird, feste Verpflichtungen einzugehen, um der umfassenden Mobilisierung der Finanzmittel entsprechen zu können. Auf der Sondertagung ist die Verabschiedung einer Erklärung zum Kampf gegen HIV/Aids durch die Regierungen vorgesehen.

Das Leiden Afrikas hat die Aufmerksamkeit - und das Bewußtsein - der Welt geweckt, sagt der Generalsekretär. Afrika werde nicht länger allein gelassen im Kampf gegen die Aids-Epidemie. Rund 25,3 Millionen Afrikaner leben mit dem HI-Virus, sie machen fast 70 Prozent aller infizierten Erwachsenen und Kinder weltweit aus.

Der Generalsekretär bezeichnet den Kampf gegen Aids als sein „persönliches Anliegen" und stellt fünf vorrangige Ziele für die globale Kampagne gegen die Immunschwäche auf:

· Die weitere Ausbreitung der Epidemie verhindern, vor allem indem jungen Menschen das Wissen und die Kraft gegeben wird, sich zu schützen. Groß angelegte Kampagnen müssen geführt, und der Zugang zu freiwilliger Beratung, Tests und - falls angemessen - Kondomen, muss ermöglicht werden. Rund ein Drittel der 36 Millionen Menschen, die mit HIV/Aids leben, sind im Alter von 15-24 Jahren, die Hälfte der fünf Millionen Infizierten im letzten Jahr war unter 25 Jahre alt.

· Die HIV-Übertragung von Mutter zu Kind reduzieren, welche der Generalsekretär als „die grausamste, ungerechteste aller Infektionen" bezeichnet. Allen Müttern muss die Möglichkeit gegeben werden, zu erfahren, ob sie HIV-positiv sind. Den infizierten muss Zugang zu kurzfristigen antiretroviralen Behandlungen gewährt werden. Wie sich gezeigt hat, reduziert diese Behandlung die Übertragung von Mutter zu Kind um die Hälfte. Allein im Jahr 2000 haben sich rund 600.000 Kinder weltweit mit HIV infiziert, die Mehrheit eben auf diese Weise.

· Sicherstellen, dass Pflege und Behandlung für alle Menschen erschwinglich sind. Bei seinem jüngsten Treffen mit Konzernmanagern von sechs der weltweit größten pharmazeutischen Unternehmen haben sich diese bereit erklärt, von nun an lebensrettende Medikamente zu weitaus niedrigeren Preisen an Entwicklungsländer zu verkaufen, berichtet der Generalsekretär. Rund 95 % der weltweit 36 Millionen HIV-Infizierten leben in Entwicklungsländern, und weniger als 25.000 Menschen in Afrika südlich der Sahara haben derzeit Zugang zu antiretroviralen Behandlungen. Der Zugang zu erschwinglichen HIV-Medikamenten ist jedoch nur ein Bestandteil des umfassenden Maßnahmepakets für die HIV-Vorsorge, welches freiwillige Beratungen und Aids-Tests, die Pflege zu Hause und auf Gemeinschaftsebene und einfache Behandlungen für opportunistische Infektionen umfasst.

· Wissenschaftliche Durchbrüche liefern. Eine vorrangige Stellung in den Wissenschaftsbudgets muss der Forschung nach einem Mittel und einem Impfstoff gegen HIV/Aids eingeräumt werden.

· Diejenigen schützen, die durch die Epidemie am anfälligsten sind, insbesondere Waisen. Hilfe muss den schätzungsweise 13 Millionen Kinder - die meisten von ihnen leben in Afrika südlich der Sahara - zukommen, die ihre Mutter oder beide Elternteile durch Aids verloren haben.

Damit diese fünf Ziele erreicht werden, ruft der Generalsekretär die afrikanischen Staatschefs auf, die Führung dieser Kampagne zu übernehmen. Insbesondere fordert er sie auf, die Mauer des Schweigens und der Scham zu durchbrechen, die Aids-Fragen in vielen afrikanischen Gesellschaften umgibt, sowie gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung der Infizierten vorzugehen und mehr innländische Finanzmittel im Kampf gegen die Krankheit zu mobilisieren. Die lokalen Gemeinschaften und die Menschen, die mit HIV/Aids leben, müssen in die Bekämpfung eingebunden werden. Die Position der Frauen muss gestärkt werden, damit sie sich und ihre Kinder gegen die Infektion schützen können, sagte Annan.

Der Aufbau solider Gesundheitssysteme ist ein absolut notwendiger Schritt, der oft in den Haushalten der Regierungen und Entwicklungshilfeorganisationen übersehen wird, sagt der Generalsekretär. Ohne eine verbesserte Gesundheitsfürsorge könnten billigere antiretrovirale Medikamente mehr Schaden als Gutes anrichten. Wenn gegen lebensbedrohliche Nebenwirkungen nicht angegangen oder die Behandlung unterbrochen wird, kann dies zu HIV-Formen führen, die resistent gegen Medikamente sind.

Der Gipfel, einberufen von der Organisation für Afrikanische Einheit, findet vom 26.-27. April in Abuja, Nigeria, statt. Ihm gingen technische Treffen und Zusammenkünfte auf Ministerebene vom 24.-25. April voraus. Zusätzlich zu den afrikanischen Staats- und Regierungschefs nehmen die Leiter zahlreicher UNO-Organisationen und Spitzenmanager aus der Privatwirtschaft sowie in der praktischen Aidshilfe tätige Mitarbeiter und Experten teil.

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Peter Da Costa, ECA, Addis Abeba
E-Mail: pdacosta@uneca.org, oder dacosta@igc.org (26-28 April, in Abuja)

Informationen im Internet:
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