Note Nr. 170
29. November 2001

AIDS GRASSIERT AM SCHNELLSTEN IN OSTEUROPA

Bericht mit neuen Zahlen, Anstieg auch in reichen Ländern

MOSKAU, 28. November (UNAIDS/WHO) -- Die Zahl der HIV-Infektionen steigt in Osteuropa schneller als irgendwo sonst auf der Welt, belegt das „AIDS Epidemic Update 2001", ein neuer Bericht, der heute gemeinschaftlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) vorgelegt wurde. Die darin enthaltenen Schätzungen sind eher abgerundet, dennoch belegen die jüngsten Zahlen zu Anfang November mehr als 75.000 registrierte Neuinfektionen in Russland, das ist ein fünfzehnfacher Anstieg in nur drei Jahren.

Dr. Peter Piot, Exekutivdirektor des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS), verweist auf die rapide Ausbreitung der Krankheit in der osteuropäischen Region: eine Viertel Million neuer Fälle allein in diesem Jahr. „HIV/Aids ist zweifellos die verheerendste Krankheit, mit der wir es je zu tun hatten, und es wird noch schlimmer, bevor es überhaupt besser wird."

Nach dem Bericht bestehen in Ländern mit niedriger Infektionsrate oder hohen Bevölkerungszahlen gute Möglichkeiten zum Handeln. Dr. Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der WHO, warnt jedoch, dass niedrige Verbreitungszahlen auch missverständlich sein könnten.

„In vielen Ländern müssen wir auch niedrige Zahlen als Warnsignal für eine bevorstehende Epidemie sehen, sicher nicht als Grund zum Ausruhen." In Ländern mit hoher Bevölkerungszahl kann ein kleiner Prozentsatz Millionen infizierter Menschen bedeuten.

In Afrika muss auch für 2001 mit 3,4 Millionen Neuinfektionen und 2,3 Millionen Toten ein weiterer rapider Anstieg der Krankheit festgestellt werden. In Swaziland, Botswana und einigen Gegenden Südafrikas sind mehr als 30% der schwangeren Frauen HIV-positiv. In Westafrika haben einige Länder mit zuvor niedrigen Infektionsraten – darunter Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstes Land, – die 5%-Marke an Infektionen überschritten.

Ein besorgniserregender Trend herrscht auch in den reichen Ländern. Mehr ungeschützter Geschlechtsverkehr hat einen Anstieg von Geschlechtskrankheiten bewirkt, darunter HIV. Es ist jetzt belegt, dass sich HIV in reichen Ländern in den ärmeren Schichten ausbreitet und dass junge Erwachsene ethnischer Minderheiten einem beträchtlich größeren Infektionsrisiko ausgesetzt sind als noch vor fünf Jahren.

Auch in Asien steigen die Zahlen weiter an. Trotz effektiver Präventionsbemühungen hat in einigen kleineren Staaten die Zahl der Neuinfektionen zum ersten Mal die Millionengrenze erreicht. Es besteht die ernste Gefahr großer, weit verbreiteter Epidemien. In einigen Ländern des Nahen Ostens, bislang praktisch unberührt von HIV, beginnt die Krankheit, sich rasch bei den Risikogruppen auszubreiten. Die Ausbreitung der Epidemie wirkt sich auch zunehmend auf die Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft aus. In Afrika südlich der Sahara könnten die am stärksten betroffenen Länder mehr als 20% ihres Bruttosozialprodukts bis 2020 durch Aids verlieren. Auch die Bildungssysteme sind ernsthaft betroffen, sowie Verwaltungen, Gesundheitsdienste und die Landwirtschaft in vielen Ländern. Die Lebenserwartung in diesen Regionen sinkt – ohne Aids läge sie bei mindestens 62 Jahren, so sind es nur 47 Jahre.

Um die rasche Ausbreitung zu bremsen, ruft der Bericht die Staaten dazu auf, schnell wirksame Präventionsprogramme aufzustellen, vor allem um HIV bei jungen Menschen einzudämmen. Gleichzeitig muss auch der Zugang zu Behandlung und Pflege verbessert werden, wenn der Kampf gegen Aids erfolgreich sein soll.

Auch nach zwanzig Jahren der Epidemie wissen Millionen junger Menschen, wenn überhaupt, noch immer zu wenig über die Krankheit. In einigen Ländern haben viele noch nicht Einmal von Aids gehört, und viele hegen grundlegend falsche Vorstellungen von den Übertragungsrisiken. Jede erfolgreiche Bekämpfung von Aids erfordert die umfassende Information junger Menschen, vor allem wie sie sich vor Infektion schützen können.

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Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Anne Winter, UNAIDS Moskau, Tel: 0041 79 213 4312 (mobil)
Dominique de Santis, UNAIDS Genf, Tel: 0041 22 191 4509 oder an
Andrew Shih, UNAIDS New York, Tel: 001 212 584 5012

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