ENV/DEV/623
PI/1404
13. Februar 2002
Neuer Geist und realistische Ziele bestimmen zweite Vorbereitungsrunde für Johannesburg-Gipfel
Ausschuss-Vorsitzender legt Grundlagenpapier für Aktionsprogramm vor
NEW YORK, 8. Februar -- Mit realistischen und umsetzbaren Initiativen für eine andere Form von Entwicklung - eine Entwicklung, die das Wirtschaftswachstum fördert, den Menschen hilft und die Umwelt schützt - ist in New York die zweite Tagung des Vorbereitungsausschuss für den Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung zu Ende gegangen.
Vom 28. Januar bis 8. Februar trafen Vertreter von Regierungen, der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft im Vorbereitungsausschuss zusammen, um Ideen über Vorhaben für Armutsminderung, Trinkwasserversorgung, erneuerbare Energien, mehr Arbeitsplätze, höheren Lebensstandard sowie eine saubere und geschützte Umwelt auszutauschen.
In einem Grundlagenpapier benannte der Vorsitzende Emil Salim (Indonesien) Bereiche, in denen Fortschritte machbar erscheinen. Aufbauend auf dem Vorbereitungsprozess, der auf nationaler und regionaler Ebene begann, sowie auf den globalen Dialogen aller Beteiligten legte er eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen vor, die in Johannesburg angegangen werden sollen. Dazu zählen Armutsbekämpfung, nachhaltiges Konsum- und Produktionsverhalten, Schutz der natürlichen Ressourcen, nachhaltige Entwicklung und Globalisierung, Gesundheit und Initiativen für nachhaltige Entwicklung in Afrika. Für jeden dieser Bereiche werden ein Dutzend oder mehr Empfehlungen für Sofortmassnahmen aufgezeigt.
Die Konferenz wird vom 26. August bis 4. September 2002 in Johannesburg, Südafrika, stattfinden und erwartet die Teilnahme von zahlreichen Staats- und Regierungschefs, die - so hofft man - den politischen Willen und die erforderlichen Finanzmittel aufbringen sollen, um die gemeinsamen Ziele erreichen zu können.
Der Johannesburg-Gipfel findet zehn Jahre nach der Verabschiedung der Agenda 21 auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 statt und soll den Stand der Umsetzung dieses umfassenden Aktionsprogramms für nachhaltige Entwicklung kritisch beleuchten. Drei Ergebnisse werden von Johannesburg erwartet: eine politische Erklärung mit neuen Verpflichtungen und Leitlinien zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsstrategien; ein ausgehandeltes Aktionsprogramm, das die Arbeit der Regierungen und anderer wichtiger Akteure leiten soll; und eine Zusammenstellung neuer Partnerschaftsinitiativen für besondere Projekte.
Die Teilnehmer der Vorbereitungsrunde begrüssten das Arbeitspapier des Vorsitzenden, das die Verhandlungsgrundlage der nächsten Tagung des Ausschusses ab 25. März in New York bilden wird. Letztendlich soll aus dem Papier das Aktionsprogramm des Gipfels hervorgehen.
Der Gipfel will vor allem Partnerschaften zwischen Regierungen und verschiedenen Gruppen der Zivilgesellschaft fördern, um konkrete Ergebnisse zu erzielen. "Die ganze Idee des Gipfels besteht darin, dass wir - ob reich oder arm - gemeinsam eine Menge erreichen können. Gehen wir es daher gemeinsam an", sagte Salim.
"Wir wollen nicht über hochtrabende Ideen sprechen - es hat schon zu viele Reden gegeben", erklärte der Vorsitzende. Vielmehr enthalte das Arbeitspapier nur realistische, umsetzbare Vorschläge und "alles, was nicht umgesetzt werden kann, haben wir hinausgeworfen". Die Empfehlungen, die übrig blieben, beziehen sich nicht nur auf einzelne ökologische, soziale und wirtschaftliche Massnahmen, sondern auf alle drei Bereiche, fügte Salim hinzu.
"Wir müssen genau sagen, was zu tun ist", ergänzte der Generalsekretär des Johannesburg-Gipfels Nitin Desai. "Dazu gehören die Ziele der Vereinten Nationen für die Armutsminderung und den Zugang zu Trinkwasser, Energie, Krediten und Arbeitsplätzen."
Mit der Veröffentlichung des Arbeitspapiers endeten zweiwöchige intensive Beratungen zwischen Regierungen und den Vertretern der neun Hauptgruppen, die in der Agenda 21 festlegt werden: Landwirte, Wissenschaftler, Nichtregierungsorganisationen, Privatwirtschaft und Industrie, lokale Behörden, Gewerkschaften, Frauen, indigene Völker und Jugendliche. Viele Vorschläge dieser Gruppen sind in das Grundlagenpapier eingeflossen.
Die Bemühungen um eine gemeinsame Tagesordnung folgten dem "Von-unten-nach-oben"-Prinzip, nach dem zunächst die Expertenmeinungen auf lokaler und regionaler Ebene eingeholt und danach regionale Treffen der Regierungen abgehalten wurden. Dann gab es globale Treffen zu Fragen der Trinkwasser- und Energieversorgung, wie die in Bonn im Dezember veranstaltete Internationale Süsswasserkonferenz. In Planung sind ferner zusätzliche Runde Tische über Globalisierung und Technologietransfer.
Der Johannesburg-Gipfel stützt sich ausserdem auf die Empfehlungen des Berichts des Generalsekretärs über die Umsetzung der Agenda 21, der im Dezember veröffentlicht wurde. Darin ist ein Zehn-Punkte-Plan für vordringlichen Handlungsbedarf enthalten. Der Johannesburg-Prozess steht auch in enger Verbindung mit der Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) in Doha, bei der Entwicklungsfragen ins Zentrum aller neuen Handelsrunden gestellt wurden, sowie mit der Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung, die im kommenden Monat in Monterrey, Mexiko, die Entwicklungsthematik auch in den Mittelpunkt der globalen Finanzagenda stellen soll.
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Das Arbeitspapier des Vorsitzenden des Vorbereitungsausschusses finden Sie im Internet unter:
http://www.johannesburgsummit.org/html/documents/prep2final_papers/pc2chmpaper.doc
Den Bericht des Generalsekretärs unter:
http://www.johannesburgsummit.org/html/documents/no170793sgreport.pdf
Weitere Informationen erhalten Sie bei Klomjiy Chandrapanya, Tel. +1-212-963 9495, oder Pragati Pascale, Tel. +1-212-963 6870, in der UNO-Hauptabteilung Presse und Information. E-Mail: mediainfo@un.org.