Pressenotiz

Note Nr. 187
3. Mai 2002

DIE VERLETZLICHKEIT DER KINDER IST EIN SPIEGEL
FÜR DIE VERLETZLICHKEIT DES GANZEN LANDES

Die Sondersitzung der UNO-Generalversammlung vom 8.-10.Mai wird zur
kritischen Bestandsaufnahme zur Situation der Kinder in der Welt

"Gesunde und gut ausgebildete Kinder sind nicht das Ergebnis ökonomischer Entwicklung, sondern der Motor dafür", so die UNICEF Direktorin Carol Bellamy. Die Chefin der UNO- Kinderorganisation stellt ausserdem fest, dass "Regierungen mittlerweile registrieren, dass die Verwundbarkeit ihrer Kinder ein Indikator der Verwundbarkeit des eigenen Landes ist. " Diese Aussage gibt sehr gut das Motto des Weltkindergipfels wieder, der vom 8. bis 10. Mai auf einer Sondersitzung der UNO-Generalversammlung in New York stattfinden wird, nachdem diese als Folge der Terroranschläge vom September letzten Jahres verschoben werden musste.

Für drei Tage werden mehr als 70 Staatsoberhäupter und die Repräsentanten von 3.000 Nicht-Regie- rungsorganisationen auf dieser Veranstaltung zusammentreffen. Insgesamt sind auch 300 Kinder als Delegierte vor Ort. Es ist das erste Mal, dass junge Menschen in solch einer großen Anzahl an Ver- handlungen einer UNO Konferenz teilnehmmen.

Bereits 1990 koordinierte und unterstützte UNICEF einen Weltkindergipfel, dessen Ergebnis eine Dekla- ration und ein Aktionsplan waren, die zu den am strengsten und konsequentesten durchgesetzten in- ternationalen Abkommen der letzten Jahre zählen. Der bevorstehende Weltkindergipfel dient nun als Bestandsaufnahme der Erfolge und Misserfolge der letzten Jahre sowie der neuen gewaltigen Aufgaben, die mittlerweile hinzugekommen sind. Man wird Staatsoberhäuptern darlegen, was für Kinder erreicht wurde und was nicht. Jährliche nationale und internationale Überprüfungen der Ziele von 1990 haben das größte Datenmaterial entstehen lassen, das jemals über Kinder erfasst wurde.

Diese Informationen finden sich in dem erst kürzlich aktualisierten Bericht "Wir, die Kinder: Die Ver- sprechen des Weltkindergipfels erfüllen" (siehe UNIS-Aussendung UNIC/480 vom 2. Mai 2002). Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr gemischt, wobei sich auf einigen Gebieten deutlicher Fortschritt zeigt, auf anderen hingegen Stagnation bis hin zu Rückschritt zu verzeichnen sind. Deutliche Verbesse- rungen wurden zum Beispiel bei der Gesundheit der Kinder erzielt. Aber immer noch sterben weltweit 11 Millionen Kinder jährlich, die meisten an vermeidbaren Ursachen. Ungefähr 150 Millionen Kinder sind unterernährt. Über 120 Millionen Kinder besuchen keine Schule. Mehrere Millionen Kinder müssen arbeiten, oft unter menschenunwürdigen Umständen. Viele weitere Millionen Kinder sind Konflikten und anderen Formen von Gewalt ausgesetzt.

Die Ziele des Weltkindergipfels wurzeln in dem Wissen, das man seit 1990 dazugewonnen hat. Die Schlüsselprobleme von 1990 bleiben weiterhin ein zentrales Anliegen. Es sind jedoch weitere Heraus- forderungen hinzugekommen, wie zum Beispiel der Schutz von Kindern vor dem HIV/AIDS-Virus. Das zentrale Thema des Weltkindergipfels ist der globale Fortschritt für Kinder und die Schlüsselrolle, die Investitionen in die Ausbildung, die Gesundheit und den Schutz von Kindern für den Aufbau von Frieden und Sicherheit in der Welt spielen.

Der Beschlussentwurf des Weltkindergipfels "Eine Welt passend für Kinder" enthält vier zentrale Ziele, die jeweils sehr deatailliert ausgearbeitet sind:

  • Gesundes Leben fördern
  • Qualitativ hochwertige Ausbildung ermöglichen
  • Schutz vor Missbrauch, Ausbeutung und Gewalt
  • Bekämpfung von HIV/AIDS

Das in Wien ansässige Büro für Drogenkontrolle und Kriminalitätsbekämpfung der Vereinten Nationen widmet sich besonders zwei wichtigen Aspekten, die sich auf Kinder auswirken, und unter anderem auf dem Weltkindergipfel diskutiert werden: Drogenmissbrauch und Kinderhandel. ODCCP wird einen Workshop zum Thema "Dem Kinderhandel entgegenwirken" durchführen und eine neue Informations- kampagne zum Kinderhandel einleiten. Das Wiener UNO-Büro ist in letzter Zeit sehr aktiv auf dem Gebiet der präventiven Erziehung gegen Drogenmissbrauch, im Kampf gegen den Menschenhandel - insbesondere von Frauen und Kindern -- und in Fragen der Jugendkriminalität und Jugendgerichtsbarkeit. Während des Weltkindergipfels werden einige der Schwerpunktthemen des ODCCP, die Bemühung um ein gesundes Leben für Kinder und junge Menschen sowie der Schutz vor Drogenmissbrauch, beson- ders hervorgehoben werden.

In Österreich über 300000 Kinder von Armut bedroht

Diese Themen finden sich auch in dem 73 Seiten starken Länderbericht wieder, den die österreichische Bundesegierung, ebenso wie 157 weitere UNO Mitgliedstaaten, für die Sondersitzung der Generalver- sammlung zusammengestellt hat. Laut diesem Länderbericht ist Kinderhandel in Österreich äußerst selten und findet nur in Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel bei Streitigkeiten zwischen Eltern, statt. Anders sieht es hingegen beim Thema „Alkohol- und Drogenkonsum" aus: Neben dem grundsätzlichen Problem, dass Alkoholkonsum in Österreich weit verbreitet ist -- 18,3 Prozent der Österreicher nehmen regelmäßig große Mengen an alkoholischen Getränken zu sich --, konsumieren immer mehr und immer jüngere österreichische Kinder Alkohol. Bereits 12-jährige Kinder trinken starke alkoholische Getränke. Österreich ist im Alkoholkonsum junger Menschen zum traurigen Rekordhalter unter den europäischen Ländern avanciert. Zu den Risikogruppen gehören Heranwachsende in ländlichen Gebieten und Mit- glieder unterprivilegierter Gruppen der Gesellschaft, denen wenig Bildungs- und Ausbildungsmöglich- keiten zur Verfügung stehen. Der Länderbericht Österreichs kommt zu dem Schluss, dass die Ursache des Problems nicht bei den Kindern und Heranwachsenden, sondern im sozialen Umfeld zu finden ist: Alkohol wird in der Gesellschaft nicht als Droge anerkannt. Um Alkoholismus zu verhindern, müssen die Lebensbedingungen innerhalb der Familie, in der Schule und bei Freizeitaktivitäten verbessert werden.

Alarmierend wirken in diesem Zusammenhang auch die Zahlen des Berichts zur Kinderarmut: In Öster- reich sind 300.000 Kinder von Armut bedroht, zwei Drittel dieser Kinder leben in Familien mit ein oder zwei Kindern und 35 Prozent in Familien mit mehr als zwei Kindern.

Für weitere Informationen: www.unicef.org/specialsession

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