SG/2080
23. Oktober 2002

Frauen und Mädchen sollten stärker an Friedensprozessen beteiligt werden

UNO-Generalsekretär Kofi Annan legt seinen Bericht üer Frauen, Frieden und Sicherheit vor

NEW YORK, 21. Oktober -- Frauen und Mädchen müssen eine größere Rolle in Friedensprozesseneinnehmen und systematischer an den Verhandlungstisch gebracht werden. Dies ist die Kernaussage des Berichts, den UNO-Generalsekretär Kofi Annan dem Sicherheitsrat vorgelegt hat. Frauen und Mädchen sind noch immer die größten Leidtragenden in bewaffneten Konflikten, heißt es darin. Der Generalsekretär fordert stärkere Maßnahmen, um Frauen auf jeder Ebene der Friedenssicherung, -stiftung und -konsolidierung einzubeziehen. Zu diesen zählen humanitäre Einsätze, Wiederaufbau-, Rehabilitations-, Abrüstungs- und Wiedereingliederungsprogramme.

Der Sicherheitsrat wird sich am 25. Oktober mit dem Thema befassen, zwei Jahre nach Annahme der Resolution 1325 über Frauen, Frieden und Sicherheit, in der zu einer größeren Anerkennung geschlechtsspezifischer Perspektiven bei Friedensbemühungen aufgerufen wurde.

Der Bericht des Generalsekretärs über Fraue n, Frieden und Sicherheit (S/2002/1154) gibt handlungsorientierte Empfehlungen, um die Umsetzung von Resolution 1325 zu verstärken. Er basiert auf den Ergebnissen der separat veröffentlichten Studie des Generalsekretärs über die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Frauen und Mädchen, die Rolle der Frauen bei der Friedenskonsolidierung sowie geschlechtsspezifische Aspekte bei Friedensprozessen und Konflikten. Als Teil seiner Empfehlungen in Resolution 1325 hatte der Sicherheitsrat sowohl die Studie als auch den Bericht in Auftrag gegeben.

Die Ständige Vertretung Singapurs richtet am 23. Oktober eine Unterrichtung von Sicherheitsratsmitgliedern nach der sogenannten Arria-Formel aus, bei der die Arbeitsgruppe zu Frauen, Frieden und Sicherheit einer Nichtregierungsorganisation ihre Ansichten darlegt. Nach der vom venezolanischen Botschafter Diego Arria vor einigen Jahren initiierten Formel, erhält der Sicherheitsrat bei nicht öffentlichen Treffen die Möglichkeit, die Standpunkte von Nicht-Ratsmitgliedern anzuhören.

In einer Reihe von 21 Empfehlungen an den Sicherheitsrat ruft der Generalsekretär zu Maßnahmen auf im Bereich der Auswirkung bewaffneter Konflikte auf Frauen und Mädchen, des internationalen gesetzlichen Rahmenwerks zu ihrem Schutz, der Rolle und Bedürfnisse von Frauen und Mädchen bei Friedensprozessen, Friedenssicherung und humanitären Einsätzen sowie bei Postkonfliktprogramme.

Die Empfehlungen umfassen zudem notwendige Maßnahmen zur Beendigung von Menschenrechtsverletzungen, die spezifisch gegen Frauen und Mädchen in Situationen bewaffneter Konflikte gerichtet sind. Es soll sichergestellt werden, dass Amnestieregelungen keine Straflosigkeit für Kriegsverbrechen, einschließlich geschlechtsspezifischer Verbrechen, zur Folge haben. Kriegsverbrechertribunale sollen über Fachwissen verfügen bei Themenbereichen wie dem Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe. Bei Friedensmissionen und humanitären Einsätzen sowie Bemühungen zum Wiederaufbau und zur Rehabilitation sollen geschlechtsspezifische Perspektiven eingebracht werden. In Abrüstungs-, Demobilisierungs- und Reintegrationsprogrammen sollen die Bedürfnisse und wichtigen Belange ehemaliger Frauen- und Mädchen-Soldaten einbezogen werden sowie die ihrer Familien und derjenigen Frauen, die gezwungen wurden, als sexuelle Sklaven oder Hausangestellte zu dienen.

Laut dem Bericht "haben Frauen in keiner Gesellschaft den gleichen Status wie Männer. Wo Kulturen der Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen und Mädchen vor dem Konflikt bereits existieren, werden sie sich im Verlauf des Konflikts noch verschärfen. Wenn Frauen an den Strukturen der Entscheidungsfindung einer Gesellschaft nicht teilhaben, ist es unwahrscheinlich, dass sie in Entscheidungen über Konflikte oder den darauffolgenden Friedensprozess einbezogen werden."

Der Bericht erinnert daran, dass Frauen und Mädchen nicht nur die Mehrheit aller Opfer darstellen, sondern auch die Mehrheit der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen weltweit. Außerdem stellt er fest, dass durch den Einsatz sexueller Gewalt als strategische und taktische Kriegswaffe die Frauen und Mädchen verstärkt der Gefahr durch sexuell übertragbare Krankheiten und HIV/Aids ausgesetzt werden.

Frauen und Mädchen sind nicht einfach nur Opfer bewaffneter Konflikte. Sie sind auch aktiv an Bemühungen beteiligt, Frieden zu schaffen, Konflikte zu lösen und sich für die Versöhnung einzusetzen, heißt es in dem Bericht. Er beschreibt positive Beispiele von Frauen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Förderung von Frieden hatten. Zudem nennt er Gelegenheiten, bei denen der Sicherheitsrat informelle Friedensinitiativen von Frauengruppen anerkannt und unterstützt hat, beispielsweise während seiner Missionen in der Demokratischen Republik Kongo, dem Kosovo und Sierra Leone. Allerdings fehlt den Frauen laut dem Bericht der Zugang zu Mechanismen oder Kanälen, um ihre Prioritäten oder Empfehlungen in formalere Prozesse einbringen zu können. Frauen werden oft ausgeschlossen, wenn sie keine Militärführer oder politischen Entscheidungsträger sind und es wird von ihnen angenommen, dass sie über kein angemessenes Fachwissen für Verhandlungen verfügen. Der Bericht fordert die verstärkte Beteiligung von Frauen in offiziellen und informellen Friedensprozessen sowie an allen Bereichen internationaler Friedenseinsätze. "Wir können es uns nicht länger leisten, die Beiträge von Frauen und Mädchen in allen Stadien der Konfliktlösung, der Friedensschaffung, -konsolidierung und Friedenssicherung sowie dem Prozess des Wiederaufbaus zu bagatellisieren oder zu ignorieren.

Nachhaltiger Friede wird nicht erreicht werden ohne vollständige und gleiche Beteiligung von Frauen und Männern ", lautet die Schlussfolgerung

* *** *

Den Bericht und die Studie finden Sie im Internet unter: www.un.org/womenwatch/daw.

Für mehr Information wenden Sie sich bitte an:
Myriam Dessables oder Patsy Robertson
Tel.: 001 212 963-2932 oder 001 212 963 2226
E-Mail: mediainfo@un.org, Betreff: women and peace