SG/SM/8643
SC/7698
20. März 2003

UNO-Generalsekretär Kofi A. Annan:

Ein trauriger Tag für die Vereinten Nationen und die Internationale Gemeinschaft

Erklärung des Generalsekretärs zum Irak-Konflikt vor dem Sicherheitsrat, 19 März 2003

NEW YORK, 19. März -- Es ist unnötig zu sagen, dass ich das Bedauern vieler Mitglieder des Sicherheitsrats uneingeschränkt teile, angesichts der Tatsache, dass es nicht möglich war, eine gemeinsame Position zu erreichen. Wie auch immer unsere unterschiedlichen Haltungen zu diesem komplexen Thema sein mögen, wir alle müssen erkennen, dass dies ein trauriger Tag für die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft ist.

Ich weiß, dass Millionen von Menschen weltweit dieses Gefühl der Enttäuschung teilen und zutiefst besorgt sind über die Aussicht eines bevorstehenden Krieges.

Lassen Sie mich den Mitarbeitern der Vereinten Nationen meine Anerkennung aussprechen, sowohl dem internationalen Personal wie auch den Irakern, die bis zum letzten Moment so hart gearbeitet haben. Dies schließt die Inspektoren ein, deren Arbeit auf so traurige Weise nun unterbrochen worden ist.

Nun ist die Notlage des irakischen Volkes meine größte Sorge und ich bin froh, dass diese Besorgnis von allen Rednern während dieser Debatte geteilt wurde.

In den vergangenen 20 Jahren mussten die Iraker zwei Kriege durchstehen, interne Aufstände und Konflikte und mehr als ein Jahrzehnt lähmender Sanktionen aushalten.

Die Infrastruktur des Landes wurde zerstört, so dass die grundlegenden Bedürfnisse nach sauberem Wasser, Erziehung und Gesundheitsfürsorge nicht mehr gedeckt werden können.

Schon jetzt fehlt es den Bürgern Iraks, die am verletzlichsten sind - den Alten, Frauen, Kindern und Behinderten - am Zugang zu grundlegender Gesundheitsvorsorge, an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung.

Schon jetzt leidet fast eine Million irakischer Kinder an chronischer Unterernährung.

Schon jetzt sind die Iraker stark von den Nahrungsrationen abhängig, die den Familien jeden Monat zugeteilt werden. Für mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind diese Rationen die Hauptquelle ihres Einkommens. Viele müssen einen Teil davon verkaufen, um Kleidung oder andere notwendige Güter für ihre Kinder zu erwerben.

All dies geschieht in diesem Moment. Und auf kurze Sicht, kann der Konflikt, der nun beginnen wird, alles nur schlimmer machen - vielleicht viel schlimmer.

Ich bin sicher, dass alle Mitglieder dieses Rates übereinstimmen werden, dass wir alles tun müssen, um die drohende Gefahr von Epidemien und Hunger zu entschärfen.

Gemäß dem Völkerrecht trägt der Angreifer in Konflikten die Verantwortung für den Schutz von Zivilisten; In jedem Gebiet, das unter militärischer Besatzung steht, trägt die Besatzungsmacht die Verantwortung für das Wohlergehen der Bevölkerung.

Ohne diese Verantwortung zu übernehmen, aber auch nicht ablehnend, werden die Vereinten Nationen alles tun, um zu helfen.

Wie Sie wissen, haben sich die humanitären Organisationen der Vereinten Nationen mit diesem Fall befasst, auch wenn wir gehofft hatten, er könnte vermieden werden.

Wir haben unser bestes getan, um die möglichen Auswirkungen eines Krieges Einzuschätzen, was die Zahl der möglichen Vertriebenen, die Stationierung unseres Personals und unserer Ausrüstung betrifft. Für diese Vorbereitungen haben wir vor einem Monat 123,5 Millionen Dollar erbeten. Es wurden jedoch nur 45 Millionen zugesagt und bis heute wurden nur 34 Millionen eingezahlt. Wir werden sehr bald einen Aufruf für weitaus größere Summen starten müssen, um akute Nothilfemaßnahmen finanzieren zu können. Ich hoffe, dass die Mitgliedsstaaten darauf großzügig und schnell reagieren werden.

Wir haben auch die Situation untersucht, die sich durch die Aussetzung des Öl-für-Lebensmittel-Programms im Irak ergibt. Außerdem, wie das Programm vorläufig angepasst werden kann, damit wir weiter humanitäre Hilfe leisten können, während und nach Kampfhandlungen.

Solche Anpassungen benötigen Entscheidungen durch den Sicherheitsrat. Ich werde deshalb meine genauen Vorschläge dem Rat vorlegen.

Abschließend möchte ich meine Hoffnung äußern, dass die Anstrengungen, das Leiden des irakischen Volks zu lindern und die Gesellschaft nach so viel Gewalt wieder aufzubauen, die Aufgabe sein wird, durch die die Einigkeit des Sicherheitsrats wieder hergestellt werden kann.

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