SG/SM/9613
AIDS/85
OBV/454
1. Dezember 2004

Generalsekretär Kofi A. Annan:

“Frauen sind die mutigsten und kreativsten Kämpferinnen gegen HIV/Aids”

Erklärung zum Welt-Aids-Tag, 1. Dezember 2004

NEW YORK, 30. November – Der diesjährige Welt-Aids-Tag bietet die Gelegenheit, die Bürde, die Frauen und Mädchen im Zeitalter von HIV/Aids tragen, anzuerkennen. Ebenso müssen wir ihre Erfolge im Kampf gegen diese Krankheit sehen.

Frauen sind die mutigsten und kreativsten Kämpferinnen gegen Aids. In den meisten Ländern und Gemeinschaften, die ich rund um die Welt besucht habe, sind es die Stimmen der Frauen, die vor allen anderen gehört werden. Anwältinnen und Aktivistinnen, die selbstlos tätig werden und öffentlich auftreten, um das Leben anderer zu verbessern, riskieren oft Opfer von Vorurteilen, Beleidigungen und Gewalt zu werden.

Der Mut, den Frauen in diesem Kampf zeigen, lässt sich nur in dem Tribut ermessen, den sie der Seuche zollen. Frauen tragen bereits bei der Armut die Hauptlast. Aids bewirkt, dass die Armutsfalle noch größer wird und es dann auch schwieriger wird, ihr zu entrinnen. Mehr als die Hälfte aller HIV-Infizierten sind Frauen. Im Afrika südlich der Sahara, wo mehr als Dreiviertel aller HIV-positiven Frauen leben, liegt ihr Anteil bei 57 Prozent unter den Erwachsenen.

Warum sind Frauen für die Infektion so anfällig? Eine Reihe von Faktoren wirken hier zusammen: Armut, Übergriffe und Gewalt, fehlende Information, Zwangshandlungen durch ältere Männer sowie das Problem, dass Männer mit verschiedenen Sexualkontakten junge Frauen anstecken. Nicht einmal die Ehe bietet immer Schutz: In manchen Ländern haben verheiratete Frauen höhere Infektionsraten als gleichaltrige, sexuell aktive Ledige.

Diese Faktoren können nicht einzeln angegangen werden. Was nötig ist, ist ein wirklicher und positiver Wandel, der Frauen und Mädchen mehr Macht und Vertrauen gibt. Dieser Wandel muss die Beziehung zwischen Frauen und Männern auf allen Ebenen der Gesellschaft verändern. Er kann nur durch die Aufklärung von Mädchen, durch rechtliche und soziale Reformen sowie durch eine größere Einsicht und Verantwortung von Seiten der Männer erzielt werden. Die Stärkung der Frauen in diesem Kampf muss unsere Strategie für die Zukunft sein. Unter den Frauen sind die wirklichen Heldinnen in diesem Kampf zu finden. Unsere Aufgabe ist es, ihnen Hoffnung zu geben.

* *** *