UNIS/INF/57
7. February 2005
Armut, Arbeitslosigkeit und mangelnde soziale Integration sind nicht nur Themen für Entwicklungsländer
Die 43. Tagung der UNO-Kommission für soziale Entwicklung blickt kritisch und konstruktiv auf die Wegstrecke 10 Jahre nach dem Kopenhagener Weltgipfel zurück
WIEN, 7. Februar (UNO-Informationsdienst) -- Beseitigung der Armut, Förderung von Vollbeschäftigung und Stärkung sozialer Integration sind die Haupthemen der 43. Tagung der UNO-Kommission für soziale Entwicklung. Diese Sachthemen werden vom 9. bis 18. Februar in New York während dreier hochrangiger Rundtisch-Gespräche diskutiert. Zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten gehört dabei auch ein kritischer Rückblick auf die Verwirklichung der Ziele, die vor zehn Jahren in Kopenhagen auf dem Weltgipfel für soziale Entwicklung abgesteckt wurden.
Die Themen der drei Rundtisch-Gespräche sind zu besonders intensiver Erörterung vorgeschlagen worden, um Fortschritte auf diesen Gebieten zu analysieren und ihre Auswirkungen auf die Millenniums Entwicklungsziele der UNO zu erfassen.
Mit sozialer Gerechtigkeit müssen sich nicht nur Niedriglohnländer auseinandersetzen, sondern auch Industriestaaten. Laut einer Studie des EUROSTAT, dem Statistischen Informationsdienst der Europäischen Union, lebten im Jahr 2003 etwa 930.000 Menschen (12 % der Gesamtbevölkerung) in Österreich unterhalb der Armutsgrenze, das heisst, sie mussten mit weniger als 780 Euro im Monat auskommen. Gegen die Tendenz weiterer Verarmung wendet sich seit 1995 die Armutskonferenz in Österreich, eine Plattform, die sich als Lobby der Armen und Ausgegrenzten für eine sozial integrative Gesellschaft engagiert.
Hauptrichtung der derzeitigen Debatte zur Armutsbekämpfung ist der umfassende, auf den Menschen konzentrierte, Ansatz. Er geht von einer breiteren Armutsdefinition aus, die nicht mehr nur das Fehlen von Einkommen, sondern auch die eingeschränkte Beteiligung am gesellschaftlichen Leben einschliesst. Es gelten also nicht nur der Mangel an bestimmten notwendigen Resourcen, sowie fehlende Ausbildung und die ungenügende Möglichkeit der Befriedigung anderer Basisbedürfnisse als Armut, sondern auch eine geschwächte Teilnahme am Entscheidungsprozess im zivilen, sozialen und kultuerellen Leben.
Obwohl die Erklärung von Kopenhagen auch eine Verpflichtung zur Vollbeschäftigung enthält, stieg in den letzten zehn Jahren die Arbeitslosenquote; 2003 waren weltweit 186 Millionen Menschen arbeitslos, was 6.2 Prozent der arbeitenden Bevölkerung entsprach. Eine Dekade früher lag diese Zahl nur bei 140 Millionen. In Österreich belegen kürzlich veröffentlichte Zahlen, dass letztes Jahr auch hierzulande die höchste Arbeitslosenrate seit Gründung der 2.Republik im Jahr 1955 registriert wurde. Hauptursachen für diese Entwicklung im Weltmassstab sind unter anderem unterschiedliche Globalisierungseffekte, Konkurrenzdruck und nationalpolitische Entscheidungen. Aus diesem Grund, werden die New Yorker Rundtisch-Gespräche während der 43.Sitzung der UNO-Kommission für soziale Entwicklung auch Verfahrensvorschläge ausarbeiten, die für einen besseren Ausgleich von Globalisierungsgeschwindigkeit und Vollbeschäftigung durch Regierungen der UNO-Mitgliedsländer sorgen sollen.
Neben Armutsbekämpfung und Vollbeschäftigung befasst sich die UNO-Komission für soziale Entwicklung auch mit Hindernissen, die einer integrierten Gesellschaft, globaler sozialer Gerechtigkeit und Harmonie im Wege stehen. Dazu gehören diskriminierende Praktiken, soziale Polarisierung und Zersplitterung.
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