UNIS/INF/93
5. August 2005
Verantwortungsbewusste Verwendung von natürlichen Ressourcen – Herausforderung und Chancen für die Wirtschaft
Neue Umweltanalyse zeigt komplexe Verflechtung von Natur und Industrie
WIEN, 5. August (UNO-Informationsdienst) -- Die kluge Nutzung natürlicher Ressourcen wird die Profite von Firmen steigern, meint ein aktueller Bericht mit dem Titel „Ökosysteme und menschliches Wohl: Möglichkeiten und Herausforderungen für Wirtschaft und Industrie“, der jüngste in der „Millenium Ecosystem Assessment (MA)“ Serie, einer vierjährigen wissenschaftlichen Untersuchung von Konsequenzen des Ökosystemwandels für den Menschen. Die Autoren der Studie wurden von zahlreichen Experten der Vereinten Nationen, wie zum Beispiel von Spezialisten des UNO-Umweltprogrammes (UNEP) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), unterstützt. Im Zuge der Vorbereitungen für den Weltgipfel 2005, der Mitte September in New York mehr als 170 Staats- und Regierungsoberhäupter zusammenführen wird, leistet der Bericht einen wertvollen Beitrag, besonders zum Millenniumsziel Nummer 7, der nachhaltigen Umweltnutzung, und der damit verbundenen Anforderungen an die Industrie.
Der Bericht bietet eine wissenschaftliche Beurteilung des aktuellen Zustands und der Trends in den Ökosystemen der Welt und den Diensten, die sie bieten. Ökosystemdienste sind jene Leistungen, die Menschen von natürlichen Ressourcen beziehen und die durch bestimmte Wechselwirkungen im Ökosystem produziert werden, so wie zum Beispiel Wasser, Artenvielfalt, Faserstoffe, Nahrung und Klima. Der Bericht mahnt die Unternehmen, die Natur klüger zu nutzen oder höhere Kosten und niedrigere Profite in Kauf zu nehmen. Auch schlägt er Kriterien für die Politik, die öffentliche Meinung und den privaten Sektor auf nationaler und internationaler Ebene vor. Das Millenium Ecosystem Assessment ist derzeit die umfassendste Analyse der komplexen Verbindungen, in denen Mensch und Umwelt von einander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Es bietet eine breite Übersicht über Ökosystemzustand, die Ökosystemtrends, die Handlungsoptionen und Szenarien der trade-offs, mit denen die Menschheit konfontiert sein wird.
Unternehmen inter-agieren mit Ökosystemen und Ökosystemdiensten auf unterschiedliche Art und Weise: sie nutzen die Dienste und tragen zum Ökosystemwandel bei. Der Studie zufolge, werden Ökosystemdienste, die heute frei verfügbar sind, unverfügbar oder teurer, wenn die aktuellen Trends weiter anhalten. Unternehmen können nicht funktionieren wenn sich Ökosysteme und deren erbrachte Dienste verschlechtern oder aus der Balance gebracht werden. Frühere Lösungsansätze waren oft den Bedingungen globaler Umwälzung nicht angepasst und müssten neu überdacht und neu durchgesetzt werden. Ein freiwilliges Engagement seitens der Unternehmen, um die Umweltbelastung zu reduzieren, könnte Motor eines positiven Wandels sein, der neue Möglichkeiten schafft und die natürlichen Ressourcen für die Zukunft bewahrt.
Innovationen und Technologien, die den schon bestehenden Schaden begrenzen, stellen einen wichtigen neuen Wirtschaftszweig dar. Die Unternehmen werden sowohl direkte als auch indirekte Konsequenzen des Ökosystemwandels erleben, weil Verschlechterung der Ökosysteme Politik, Kosumentenpräferenzen, Herstellerbeziehungen, Erwartungen der Aktionäre, und Wettbewerbsstrategien verändern, die alle von Region zu Region und von Land zu Land variieren. Wachsendes Konsumentenbewusstsein in Bezug auf Umweltthemen erzeugt beispielsweise Druck auf die Aquakulturindustrie, so dass Unternehmen, die nachhaltigere Praktiken und Unternehmensphilosophien haben, bevorzugt werden.
Ungefähr 60 Prozent der im Millenium Ecosystem Assessment untersuchten Ökosystemdienste werden zerstört oder nicht nachhaltig genutzt. Maßnahmen, um einen Dienst zu stärken, gehen meist auf Kosten eines anderen Dienstes, zum Beispiel wird die Nahrungsmittelproduktion zu Lasten der Wasserqualität gesteigert. Veränderungen in einem Ökosystem führen zu einer größeren Wahrscheinlichkeit von potentiell schwerwiegenden und abrupten Veränderungen in physikalischen und biologischen Systemen, wie zum Beispiel dem Auftreten von Krankheiten, toten Zonen in Gewässern und Zusammenbrüchen der Fischerei. Dem Millennium Ecosystem Assessment zufolge, werden das Beherrschen von folgenden Faktoren zukünftige Herausforderungen für Unternehmen sein: vermehrte regulative Zwänge, da Regierungen sich verschlechternde Dienste zu schützen suchen; Risiken für Reputation und Markenimage für Unternehmen, die direkt mit gefährdeten Ökosystemen und Ökosystemdiensten verbunden sind; erhebliche Kostenanstiege für wichtige Ausgangsstoffe wie Wasser oder landwirtschaftliche Produkte; stärkere Verletzlichkeit von Anlagen aufgrund von Naturkatastrophen; und Konflikte und Korruption in Gegenden, die durch rare Ökosystemdienste gekennzeichnet sind. Das MA identifizierte den Klimawandel als wichtigsten Faktor von Belastung und Zerstörung von Ökosystemen und Ökosystemdiensten.
Einige große multinationale Firmen haben sich den Global Compact Prinzipien, die im Jahr 1999 von den Vereinten Nationen eingeführt wurden, angeschlossen und sich verpflichtet, umweltfreundliche Technologien zu fördern, umwelt- und soziale Verantwortung zu übernehmen und in Umweltfragen eine schonende Strategie zu wählen. Nachdem sich der Tourismus zum größten Arbeitgeber der Welt und zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt hat, werden private Firmen Waldbestände, Korallenriffe und andere natürliche Ressourcen als Wirtschaftsgut ansehen. Der wachsende Wirtschaftszweig des Ökotourismus ist ein Beispiel für die sich wandelnden Konsumentenpräferenzen für bestimmte Ökosystemdienste und der Möglichkeiten, die sie bieten können.
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Für zusätzliche Informationen:
http://www.maweb.org