UNIS/INF/149
6. Juni 2006

Thema Migration kann im Rahmen der UNO besprochen werden, so Generalsekretär Annan

NEW YORK, 6. Juni (UNO-Hauptquartier) -- In einem umfassenden neuen Bericht der Vereinten Nationen über die Auswirkung der internationalen Migration auf die Entwicklung schlug Generalsekretär Kofi Annan heute ein ständiges Forum für Regierungen vor, in welchem diese ihre Ansätze zum Thema Migration untersuchen und vergleichen könnten.

Das Ziel eines derartigen Regierungsberatungsforums zum Thema Migration und Entwicklung seien nicht verhandelte Ergebnisse oder Empfehlungen, betonte der Generalsekretär. Man wolle vielmehr neue Ideen für Strategien besser bekannt machen, bereits existierende regionale Beratungen aufwerten und eine integrierte Herangehensweise an Migration und Entwicklung sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene fördern.

Annan bezeichnete seinen Bericht - den er heute der Generalversammlung vorlegte - als "frühe Roadmap für diese neue Ära der Mobilität". In diesem Bericht schreibt er, "die Vorteile, die  Migration bringt, würden nicht so gut verstanden wie sie eigentlich sollten".

Migranten übernehmen nicht nur notwendige Jobs, die bei der etablierten Bevölkerung der Zielländer als wenig attraktiv gelten, so der Bericht, sie tragen auch zur Steigerung der Nachfrage und allgemein zu einer Steigerung der Wirtschaftsleistung bei. In Ländern, in denen der Altersdurchschnitt der Bevölkerung immer weiter ansteigt, leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung des Pensionssystems.

Entwicklungsländer für ihren Teil profitieren von den rund 167 Milliarden US-Dollar, die Schätzungen zu Folge jedes Jahr von Wanderarbeitnehmern in ihre Herkunftsländer geschickt werden. Die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus armen in wohlhabendere Länder stellt oft ein schweres Entwicklungshemmnis dar. In vielen Ländern wird dies jedoch, zumindest teilweise, durch die spätere Rückkehr dieser Migranten und/oder durch Investitionen in ihren Herkunftsländern, wo profitable neue Unternehmen gegründet werden, kompensiert.

Die Generalversammlung wird sich ab September mit Migration beschäftigen

Das Thema Internationale Migration, das bisher als zu brisant für eine internationale Organisation galt, gewann für die Vereinten Nationen in letzter Zeit immer mehr an Priorität.

Im vergangenen Jahr legte die unabhängige Weltkommission für Internationale Migration dem UNO-Generalsekretär einen Bericht und Empfehlungen vor. 2005 verabschiedete die Internationale Arbeitsorganisation nicht verbindliche Multilaterale Rahmenstandards über die Migration von Arbeitskräften.  Ein Sonderbeauftragter des Generalsekretärs, Peter Sutherland, führt derzeit mit Regierungen vorbereitende Gespräche für einen Dialog auf höchster Ebene, der am 14. und 15. September vor der Generalversammlung stattfinden soll.

Der Bericht bemerkt, dass Migration zu einem bedeutenden Merkmal des internationalen Lebens geworden ist. Im Jahr 2005 lebten 191 Millionen Menschen außerhalb ihrer Heimatländer - 115 Millionen davon in entwickelten Ländern und 75 Millionen in Entwicklungsländern.

Ein Drittel aller derzeit weltweit stattfindenden Migrationen verläuft von einem Entwicklungsland zum anderen, während ungefähr dieselbe Anzahl von Migranten aus Entwicklungsländern in entwickelte Länder wandert. Anders ausgedrückt ist "Süd-Süd"-Migration ein ungefähr ebenso häufiges Phänomen wie "Süd-Nord"-Migration.

Allerdings stieg die Migration in Länder mit einem hohen Durchschnittseinkommen - eine Kategorie zu der auch einige Entwicklungsländer wie zum Beispiel die Republik Korea, Singapur, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zählen - im Vergleich zur restlichen Welt sehr viel schneller an.

"Nun ist es an den Regierungen zu entscheiden, ob mehr oder weniger Migration wünschenswert ist", stellt der Generalsekretär in seiner Einleitung zum Bericht fest. "Die internationale Gemeinschaft sollte sich auf die Qualität und Sicherheit der Migration konzentrieren und darauf, wie man den Nutzen für die Entwicklung maximieren könnte."

Herkunfts- und Zielländer sollen gleichermaßen profitieren

Der UNO-Bericht bewertet die Entwicklung viel versprechender Maßnahmen - Visa zur mehrfachen Einreise, die den dringend benötigten Wanderarbeitern einen leichteren und besser geregelten Zugang  ermöglichen, Unterstützung von unternehmerischen Impulsen von Einwanderern und Ausbildungsprogramme in Zielländern, internationale Zusammenarbeit zur Verbesserung der Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte in Herkunftsländern, um deren Abwanderung zu verringern, und Kontakte zwischen Herkunftsländern und ihren im Ausland lebenden Staatsbürgern.

Migration ist kein Nullsummenspiel, stellt der Bericht fest. Sowohl Herkunftsländer als auch Zielländer können von Migrationsbewegungen profitieren. Bezeichnend dafür ist, dass viele Länder, die als Auswanderungsländer bekannt waren - darunter auch Irland, die Republik Korea und Spanien - jetzt stolz auf eine boomende Wirtschaft hinweisen können und zahlreiche Einwanderer beherbergen.

Der Bericht der Vereinten Nationen erkennt das Recht einer Regierung gemäß der Verpflichtung internationaler Verträge an, zu entscheiden, wem es erlaubt sein soll, ihr Staatsgebiet zu betreten.  Der Bericht würdigt auch ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit, um wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt an beiden Enden der Migrationsbewegung und das Wohlergehen der Migranten selbst zu fördern.

"Wir mussten feststellen, dass viele Länder einen Informationsaustausch über den Umgang mit Migration oft verabsäumen, obwohl durch Migration ein Austausch von Menschen besteht", schreibt Annan. "Wir müssen systematischer von einander lernen."

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte: UN Department of Public Information, Development Section, Tim Wall, 1-212-963-5851; oder Oisika Chakrabarti, 1-212-963-8264, chakrabarti@un.org .

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