UNIS/NAR/1008
26. Juni 2007
Länder werden zu besserer medizinischer Versorgung von Drogenabhängigen aufgefordert
WIEN, 26. Juni 2007 (UNO-Informationsdienst) -- Während es vor einigen Jahren noch so aussah, als würde der weltweite Drogenmissbrauch allmählich epidemische Ausmaße annehmen, mehren sich jetzt die Hinweise, dass dem Problem Einhalt geboten wird, sagte der Exekutivdirektor des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Antonio Maria Costa, am Dienstag.
"Neuere Daten zeigen, dass der Trend zur unkontrolliert steigenden Drogenabhängigkeit sich verlangsamt", erklärte er in einer Botschaft anlässlich der Veröffentlichung des Weltdrogenberichts 2007 durch UNODC.
Diesem Bericht zufolge blieben die globalen Märkte für verbotene Suchtstoffe in den Jahren 2005 und 2006 weitgehend stabil. "Für beinahe jede Art von verbotenen Suchtstoffen - Kokain, Heroin, Cannabis und amphetaminartige Aufputschmittel - gibt es insgesamt Anzeichen einer Stabilisierung in Bezug auf Anbau, Produktion und Missbrauch", so Costa.
Kokaanbau in den Anden geht weiter zurück und der weltweite Kokainkonsum hat sich stabilisiert. Allerdings steht einem Rückgang in den Vereinigten Staaten eine alarmierende Zunahme in Europa gegenüber.
Der Markt für amphetaminartige Aufputschmittel (ATS) wie Ecstasy ist ebenfalls eingedämmt, Produktion und Missbrauch sind in vielen Ländern stabil. Zum erstenmal seit Jahrzehnten zeigen die Statistiken weltweit keine Zunahme für Produktion und Konsum von Cannabis. "Die stark gestiegene Anzahl von Haschischrauchern, die sich in Behandlung begeben, verdeutlicht, wie sehr neue Arten von hochkonzentriertem Cannabis die Menschen krank machen, nicht nur high", so der UNODC-Exekutivdirektor.
Einerseits gibt es zunehmend Anzeichen dafür, dass sowohl Angebot und Nachfrage auf dem Drogenmarkt insgesamt stabil sind und größere Anstrengungen zur Reduktion der negativen Folgen des Missbrauchs unternommen werden. Andererseits könnte sich die Situation ohne Weiteres wieder verschlechtern. "Wir dürfen in unserem Bemühen nicht nachlassen. Die Verhinderung von Drogenmissbrauch und eine effiziente medizinische Versorgung von Drogenabhängigen bleiben immens wichtig", so Costa.
Ein großes Problem bleibt die Opiumproduktion in Afghanistan: Der Anbau nahm 2006 dramatisch zu, was die bemerkenswerten Erfolge bei der Ausschaltung anderer Opiumquellen besonders in Südostasien relativiert. "In Afghanistan ist Opium ein Problem der Sicherheit, weniger ein Drogenproblem", erläuterte der Leiter des Drogenbüros der Vereinten Nationen.
"Die Provinz Helmand ist von Rebellen stark bedroht und auf dem besten Weg, zum größten Drogenlieferanten der Welt zu werden. Der illegale Anbau ist größer als im ganzen übrigen Land und übertrifft selbst Myanmar oder sogar Kolumbien", fügte er hinzu. "Wirksame Operationen zur Entfernung des Drogen- und Rebellen-Krebsgeschwürs in Helmand würden die Welt von der gefährlichsten Quelle des gefährlichsten Suchtstoffs befreien und in den Bemühungen um die Sicherheit der Region einen Riesenfortschritt darstellen."
Weltweit gesehen hat die koordinierte Strafverfolgung im Drogenbereich den Umfang der Beschlagnahmungen erhöht. Mehr als 45 Prozent der globalen Kokainproduktion werden heute abgefangen (1999 waren es 24 Prozent), und bei Heroin sind es 25 Prozent (1999 waren es 15 Prozent).
Drogenhändler suchen nach neuen Verteilerrouten, zum Beispiel durch Afrika. "Afrika ist zum Angriffsziel geworden. Kokainhändler aus dem Westen (Kolumbien) und Heroinschmuggler aus dem Osten (Afghanistan) nehmen Afrika ins Visier", so Antonio Maria Costa. "Auf diese Bedrohung muss rasch reagiert werden, um organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Korruption im Keim zu ersticken und die Verbreitung von Drogenmissbrauch zu verhindern, der sich für einen bereits von vielen anderen Tragödien heimgesuchten Kontinent verheerend auswirken könnte."
Die Beschlagnahme von Cannabis und ATS erweist sich als schwierig, da die Verteilerrouten kurz sind. "Die Polizei sollte nach Drogenlabors und Cannabisanbau in Gewächshäusern Ausschau halten, selbst inmitten reicher Städte", so Costas Rat.
Will man das Drogenproblem langfristig in den Griff bekommen, muss verstärkt präventiv gehandelt und das Problem an der Wurzel gepackt werden - bei den Drogenkonsumenten. "Das Leben von mindestens einem von 200 Menschen in der Welt wird von Drogen beherrscht", sagte Costa. "Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit, der man vorbeugen und die man behandeln kann. Früherkennungsverfahren, verbesserte Therapien und die Aufnahme ärztlicher Behandlung von Drogenabhängigen in die öffentliche Gesundheitsfürsorge sowie in Programme von Sozialeinrichtungen können Menschen von ihrer Drogenabhängigkeit befreien. Die medizinische Versorgung jener, die unter Drogenmissbrauch leiden, ist ebenso wie die Behandlung von HIV/AIDS, Diabetes oder Tuberkulose eine Investition in die Gesundheit unserer Gesellschaft", sagte der Exekutivdirektor.
Costa forderte die Menschen weltweit dazu auf, ihre Einstellung zum Drogenproblem zu ändern und sich ebenso um die Erhaltung der Gesundheit der Menschen zu kümmern wie um die Vernichtung illegal angebauter Drogen und die Zerstörung krimineller Netzwerke. Die Verantwortung muss gemeinsam getragen werden: auf internationaler Ebene von produzierenden und konsumierenden Ländern, auf regionaler Ebene von Nachbarstaaten und auf nationaler Ebene von allen Bereichen der Gesellschaft.
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