UNIS/INF/280
12. September 2008
Erreichen der UNO-Entwicklungsziele zur Bekämpfung der Armut bis 2015 gefährdet
Höhere Lebensmittelpreise drohen die Armut im südlichen Afrika und Südasien noch weiter zu verschlimmern
WIEN, 12. September (UNO-Informationsdienst) - Der neue UNO-Bericht über die Millenniums-Entwicklungszielen 2008 stellt fest, dass weltweit kräftige und dauerhafte Fortschritte bei der Bekämpfung extremer Armut erzielt wurden. Diese werden aber durch höhere Preise, insbesondere von Lebensmitteln und Erdöl sowie durch den weltweiten Wirtschaftsabschwung untergraben.
Nach dem Bericht haben steigende Preise für Bodenschätze und landwirtschaftliche Rohstoffe seit dem Jahr 2002 zu dem bemerkenswerten Wirtschaftswachstum in allen Entwicklungsregionen beigetragen. Mittlerweile sind die Kosten für den Lebensmittel- und Erdölimport allerdings so hoch, dass das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern gefährdet ist.
Verbesserte Schätzungen der Weltbank über die weltweite Armutssituation zeigen, dass die Zahl der in Armut lebenden Menschen sich auf 1,4 Milliarden beläuft und somit größer ist als zuvor angenommen. Allerdings belegen die neuesten Schätzungen, dass die Zahl der in Armut lebenden Menschen von 1,8 Milliarden im Jahr 1990 auf 1,4 Milliarden im Jahr 2005 gefallen ist und dass die Armutsrate von 1990 wahrscheinlich bis 2015 um die Hälfte reduziert werden kann. Diese Zahlen kaschieren allerdings große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen: Den größten Rückgang konnte Ostasien und insbesondere China verzeichnen. In anderen Regionen ist die Armutsrate weitaus weniger gesunken und die Zahl der in Armut lebenden Menschen ist nur leicht zurückgegangen. Im südlichen Afrika und in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten ist die Zahl der Armen zwischen 1990 und 2005 angestiegen.
Dem UNO-Bericht zufolge kann aufgrund höherer Lebensmittelpreise eine Umkehrl im weltweiten Abwärtstrend erwartet werden und viele weitere Menschen in die Armut drängen. Dies gilt insbesondere für die Regionen Afrika südlich der Sahara und Ostasien, in denen die extreme Armut ohnehin schon am größten ist.
"Das sehr positive Entwicklungsklima, das seit Beginn dieses Jahrhunderts vorherrschte und maßgeblich zu den bis heute erzielten Erfolgen beigetragen hat, ist mittlerweile gefährdet," erklärt UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon im Vorwort des Berichts. "Durch den wirtschaftlichen Abschwung werden die Einkommen der in Armut lebenden Menschen reduziert. Aufgrund der Nahrungsmittelkrise werden noch mehr Menschen Hunger leiden und in die Armut gedrängt werden und der Klimawandel wird unverhältnismäßig große Auswirkungen auf die Armen dieser Welt haben," warnt der UNO-Generalsekretär. "Die Notwendigkeit sich mit diesen Belangen zu beschäftigen, so dringend sie auch sein mögen, darf uns nicht von unseren langfristigen Anstrengungen zum Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele ablenken. Im Gegenteil: Wir sollten uns auf unsere Strategie zum Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele konzentrieren, während wir uns diesen neuen Herausforderungen stellen."
Punkte auf der UNO-Agenda
Aufgrund der Zusammenhänge, die zwischen der Armut, dem Klimawandel und den höheren Lebensmittel- sowie Erdölpreisen bestehen, werden diese Themen von der Generalversammlung, die diesen Monat bei den Vereinten Nationen zusammenkommt, gemeinsam behandelt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat für den 25. September ein hochrangiges Treffen einberufen, um die weltweiten Bemühungen zum Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele zu verstärken. Etwa 100 Staats- und Regierungschefs werden an diesem Treffen teilnehmen, sowie viele Führungskräfte aus der Privatwirtschaft, von Stiftungen und der Zivilgesellschaft. Sie werden, zahlreiche neue Initiativen während des Treffens und auf Nebenveranstaltungen bekanntgeben und die bereits bestehenden Koalitionen, um Themen wie Gesundheit, Armut, Ernährung und den Klimawandel zu diskutieren, vergrößern.
Der neue Präsident der Generalversammlung, Miguel d'Escoto Brockmann aus Nicaragua, hat die Maßnahmen zur Bekämpfung der Nahrungsmittelkrise zu einem Hauptthema der Generalversammlung, die ab dem 16. September zusammentritt, gemacht. Am 22. September wird die Generalversammlung ein hochrangiges Treffen über die Entwicklungsbedürfnisse Afrikas abhalten; eine Region, die mit großen Herausforderungen im Bezug auf den Klimawandel, der Landwirtschaft und der Armutsbekämpfung betrifft, konfrontiert ist.
Fortschritte und Herausforderungen
Die Millenniums-Entwicklungsziele, die auf dem Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen im September 2000 festgelegt wurden, setzen weltweite Zielvorgaben, um extreme Armut und Not zu reduzieren, den Einfluss der Frauen zu fördern und ökologische Nachhaltigkeit zu sichern. Der jährliche UNO-Bericht über die Millenniums-Entwicklungsziele, der jetzt zum vierten Mal veröffentlicht wird, trägt Statistiken aus 25 Organisationen der Vereinten Nationen und anderer internationalen Organisationen zusammen. Er wird von der UNO-Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten erstellt.
"Wenn wir nach vorne schauen, auf das Jahr 2015 und darüber hinaus, dann besteht keine Frage, dass wir das übergreifende Ziel erreichen können, nämlich der Armut ein Ende zu setzen," erklärt UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon im Vorwort des Berichts. "Aber dafür bedarf es eines unentwegten, gemeinsamen, langfristigen Einsatzes."
Der Bericht über die Millenniums-Entwicklungsziele erwähnt unter anderem die folgenden Fortschritte:
Allerdings laufen viele der acht Millenniums-Entwicklungsziele und damit verbundene Teilziele Gefahr, bis zur Frist im Jahr 2015 nicht erfüllt zu sein. Dies kann nur durch den doppelten Einsatz in Entwicklungsländern, einer für Entwicklung anhaltend günstigen internationalen Umgebung und zunehmender Unterstützung durch die Geber erzielt werden. Die verbleibenden Herausforderungen beinhalten folgende Fakten:
Dem Bericht zufolge sind die Ziele erreichbar, allerdings ist insgesamt ein größeres finanzielles Engagement nötig. Dazu gehört die Zahlung der in den letzten Jahren versprochenen zusätzlichen Entwicklungshilfe durch die entwickelten Länder.
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Weitere Informationen zu den Millenniums-Entwicklungszielen finden Sie unter: www.un.org/millenniumgoals