UNIS/SGSM/048
26. Mai 2008

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon:

"Schluss mit der CO2-Abhängigkeit"

Erklärung zum Welt-Umwelttag 2008, 5. Juni 2008

WIEN, 5. Juni (UNO-Informationsdienst) - Sucht ist eine schreckliche Sache. Sie zerstört und kontrolliert uns, lässt uns wichtige Wahrheiten leugnen und macht uns blind für die Konsequenzen unseres Handelns. Unsere Welt ist fest im Griff einer gefährlichen CO2-Abhängigkeit.

Kohle und Öl ebneten den Weg für den industriellen Fortschritt der Industriestaaten. Sich rasch entwickelnde Länder schlagen nun auf ihrer Suche nach gleichen Lebensstandards denselben Weg ein, während den Armen in den am wenigsten entwickelten Ländern lediglich noch weniger nachhaltige Energiequellen, wie Holzkohle, als einzige Alternative zur Verfügung stehen.

Unsere Abhängigkeit von Energie auf CO2-Basis führte zu einem beträchtlichen Anstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Im vergangenen Jahr widerlegte die Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe über Klimaänderungen, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, letztendlich die Skeptiker der Klimaerwärmung. Wir wissen, dass Klimawandel stattfindet, und wir wissen, dass Kohlendioxid sowie andere vom Menschen ausgestoßene Treibhausgase die Ursache sind.

Nicht genug, dass wir Kohlenstoff in Form von fossilen Energieträgern verbrennen. Im gesamten Tropengebiet werden wertvolle Wälder gefällt, um die Erzeugung von Bauholz und Papier zu gewährleisten, um Weide- und Ackerland zu gewinnen sowie zunehmend um Plantagen zu errichten, die die wachsende Biosprit-Nachfrage decken. Diese weitere Erscheinungsform unserer CO2-Sucht setzt nicht nur riesige Mengen an CO2 frei, sie zerstört auch wertvolle Ressourcen, die atmosphärisches Kohlendioxid absorbieren, und trägt somit zum Klimawandel bei.

Die Folgen der Klimaerwärmung für Umwelt, Wirtschaft und Politik sind tiefgreifend. Ganze Ökosysteme - Gebirge und Ozeane, Pole und Tropen - unterliegen einem raschen Wandel. Tiefliegende Städte sind von Überschwemmungen bedroht, fruchtbare Gegenden verwandeln sich in Wüsten und das Wettergeschehen wird immer unvorhersehbarer.

Die Kosten werden alle tragen. Die Armen werden von wetterbedingten Katastrophen und Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel am härtesten getroffen. Aber auch die reichsten Staaten stehen vor einer wirtschaftlichen Rezession und einer Welt im Konflikt um knappe Ressourcen. Um den Klimawandel abzuschwächen, die Armut zu beseitigen sowie die wirtschaftliche und politische Stabilität zu fördern, ist ein und dieselbe Lösung geboten: Wir müssen mit der CO2-Abhängigkeit Schluss machen und dies ist auch das Motto des Welt-Umwelttags 2008. "Schluss mit der Abhängigkeit! Für eine CO2-arme Wirtschaft". Dieser Leitspruch erkennt das zerstörerische Ausmaß unserer Abhängigkeit an und zeigt uns, wie es weitergehen soll.

Oftmals ist eine Krise nötig, die uns wachrüttelt und uns die Realität vor Augen führt. Angesichts der drohenden Klimakrise begreifen Unternehmen und Regierungen, dass sich mit der globalen Erwärmung auseinanderzusetzen in der Tat Geld sparen und die Wirtschaft stärken kann, ohne ein Vermögen zu kosten. Während die voraussichtlichen Kosten des Klimawandels unvorhersehbar sind, könnte der Preis für seine Bekämpfung niedriger sein als wir gedacht hätten. Manche Schätzungen veranschlagen die Kosten auf weniger als ein Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts - gewiss ein niedriger Preis, um einen globalen Krieg zu führen.

Eine noch bessere Nachricht ist, dass bereits Technologien existieren oder in Entwicklung sind, die die Nutzung von Treibstoffen auf Kohlenstoffbasis sauberer und effizienter gestalten und die erneuerbare Energie von Sonne, Wind und Wellen nutzbar machen. Besonders die Privatwirtschaft konkurriert um die Vermarktung der als riesige Geschäftschancen erkannten Technologien.

Rund um die Welt ziehen Staaten, Städte, Organisationen und Unternehmen erneut grüne Alternativen in Erwägung. Den Vereinten Nationen habe ich auferlegt, dass die Renovierung des Hauptquartiers in New York strengen Umweltrichtlinien unterliegen soll. Ebenso habe ich die Leiter aller UNO-Programme, Fonds und Sonderorganisationen ersucht, rasch den Weg in Richtung CO2-Neutralität einzuschlagen.

In diesem Jahr gründete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen mit CN Net ein klimaneutrales Netzwerk, um diesen wachsenden Trend anzukurbeln. Seine Gründungsmitglieder - darunter Länder, Städte und Unternehmen - sind Pioniere in einer Bewegung, die, wie ich glaube, in den kommenden Jahrzehnten zunehmend den ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Diskurs und die Entscheidungsfindung bestimmen wird.

Die Botschaft des Welt-Umwelttags 2008 ist, dass wir alle Teil der Lösung sind. Ob als Individuum, Organisation oder Regierung, man kann zahlreiche Schritte unternehmen, um die CO2-Bilanz zu reduzieren. Diese Botschaft müssen wir uns alle zu Herzen nehmen.

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