UNIS/SGSM/052
18. Juni 2008

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon:

"Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung
Asyl zu suchen und zu genießen"

Erklärung zum Weltflüchtlingstag, 20. Juni 2008

WIEN, 18. Juni (UNO-Informationsdienst) - Intoleranz, politischer Zusammenbruch und Krieg haben eine lange Geschichte. Allerdings hat die Brüchigkeit der politischen Systeme, der Verfall von Gesellschaften mit einem katastrophalen Ausmaß an Gewalt auch eine humane Reaktion hervorgerufen, nämlich den Schutz derjenigen, die gezwungen sind aus ihrem Land zu fliehen, um Verfolgung zu entgehen. Asyl zu gewähren kann tausende Jahre zurückverfolgt werden und ist eine der ersten Kennzeichen von Zivilisation. Heutzutage ist das Prinzip in Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, deren 60. Geburtstag dieses Jahr begangen wird, ausdrücklich anerkannt: "Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen."

Das Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1951 definierte einen Flüchtling als eine Person, die sich außerhalb ihres Herkunftslandes oder ständigen Aufenthaltsortes befindet und wohlbegründete Angst hat vor Verfolgung aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität, Mitgliedschaft zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischer Überzeugung. Seit 1951 ist Vertreibung eine weitaus vielschichtigere Angelegenheit geworden. Einen Flüchtling von einer Person zu unterscheiden, die aus schierem Hunger über die Grenze flieht, ist sehr schwierig. Bevölkerungsflüsse werden nun von in Wechselbeziehung stehenden Faktoren gesteuert. Da Barrieren der Mobilität gefallen sind, ist der Schutz von Vertriebenen eine größere Herausforderung geworden.

Konflikt und Armut - die weit verbreiteten Gründe, aus denen Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen - werden verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels, der zunehmenden Verknappung von Ressourcen und Lebensmittelmangel, also Auswirkungen, die zu größerer Unsicherheit in der Zukunft führen werden. Diese Herausforderungen in der Summe genommen, zeigen die Realität, dass die Verantwortung Asyl zu gewähren unverhältnismäßig stark den Entwicklungsstaaten zufällt. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung in den Industriestaaten tragen tatsächlich die Entwicklungsstaaten die Last, eine größere Zahl von Flüchtlingen aufzunehmen, trotz ihrer begrenzten Ressourcen.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Flüchtlinge auf mehr als 16 Millionen gewachsen. Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um die Ursachen und Folgen der Vertreibung anzugehen. Eine größere internationale Solidarität ist wichtig, wenn wir die Last des Schutzes gleichmäßiger verteilen wollen. Ich danke dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen und Organisationen der UNO, die zusammen gearbeitet haben, um Vertriebene zu schützen und geholfen haben, sie zurückzuführen. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was der Einzelne, der vor Verfolgung flieht, beim täglichen Versuch den Grundbedarf zu decken, ausgesetzt ist.

Unser Ziel darf nicht geringer sein, als sicherzustellen, dass Flüchtlinge eines Tages die Freiheit haben, nach Hause in Sicherheit und Würde zurückzukehren. Aber an diesem Weltflüchtlingstag, wollen wir erneut bekräftigen, dass Flüchtlinge das Recht auf Asyl haben und dass wir alles was möglich ist unternehmen wollen, um ihnen den Schutz gewähren, den sie verdienen.

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