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UNIS/CP/618
17. Juni 2010

"Organisierte Kriminalität hat sich weltweit ausgebreitet und stellt ein Sicherheitsrisiko dar"

Ein neuer UNODC-Bericht zeigt, wie die Märkte des internationalen Verbrechens mittels Gewalt und Bestechung zu wichtigen Zentren der Macht geworden sind

WIEN, 17. Juni (UN Informationsdienst) - "Organisierte Kriminalität hat sich weltweit ausgebreitet und ist zu einer der führenden wirtschaftlichen und besonders durchschlagkräftigen Mächte weltweit geworden", so Antonio Maria Costa, Exekutivdirektor des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) bei der Veröffentlichung des neuen UNODC-Berichts " Die Globalisierung des Verbrechens: eine Analyse der Bedrohung durch grenzüberschreitende organisierte Kriminialität". Der Bericht, der heute in der Gesellschaft für auswärtige Politik in New York vorgestellt wurde, betrachtet die Haupthandelswege von Drogen (Kokain und Heroin), Schusswaffen, gefälschten Produkten, gestohlenen Rohstoffen, Menschenhandel in den Bereichen Sex, Zwangsarbeit und Migration. Er deckt auch Piraterie und Kriminalität im Bereich der neuen Medien ab.

Der Bericht wurde erarbeitet, nachdem Mitgliedstaaten der UNO, des Sicherheitsrates, der G8 und anderer internationaler Organisationen die Bedrohung durch grenzüberschreitende organisierte Kriminalität und den Bedarf dieser entgegenzutreteten identifiziert hatten. Die Erstellung des Berichts war eine Herausforderung, da die Beweislage zu diesem Thema begrenzt und uneinheitlich ist. "Trotz der inhärenten Schwierigkeit, Forschung zum Thema Kriminalität zu betreiben, ist es UNODC gelungen, die unheimliche Macht und das globale Ausmaß der internationalen Mafias zu dokumentieren," so Costa.

Der Bericht zeigt, wie sehr der illegale Handel die ganze Welt beeinträchtigt. "Heute umfasst der Kriminalitätsmarkt die ganze Welt: illegale Waren stammen von einen Kontinent, werden dann über einen anderen verschickt und in einem dritten verkauft," sagt Costa. "Grenzüberschreitende Kriminalität stellt eine Gefahr für Frieden und Entwicklung dar, sogar für die Souveränität einzelner Staaten", warnte der UNODC-Exekutivdirektor. "Kriminelle nutzen Waffen und Gewalt, aber auch Geld und Bestechung, um Wahlen, Politiker, Macht und sogar das Militär zu kaufen," so Costa. Die Bedrohung, die davon für Staatsführung und Stabilität ausgeht, wird im Kapitel "Regionen im Stress" analysiert.

Der UNODC-Bericht " Die Globalisierung des Verbrechens: eine Analyse der Bedrohung durch grenzüberschreitende organisierte Kriminialität" enthält eine Reihe von Karten und Tabellen, die die illegalen Handelswege und Märkte illustrieren. "Illegaler Handel betrifft alle großen Nationen: die G8 genauso wie die BRIC-Länder und auch regionale Akteure. Da die größten Marktwirtschaften auch die größten Absatzmärkte des illegalen Handels sind, fordere ich die Staatschefs auf, die Vereinten Nationen bei einer effektiveren Bekämpfung der oganisierten Kriminalität zu unterstützen. Momentan gibt es eine grosszügige Vernachlässigung des Themas, die allen schadet, besonders armen Ländern, die sich nicht selbst verteidigen können, " sagte Costa.

Hauptergebnisse des Berichts:

Dies sind nur einige Beispiele der weitreichenden Beweise, die im UNODC-Bericht enthalten sind. Der Bericht macht auch eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie den Bedrohungen durch die globalisierte Kriminalität begegnet werden kann.

Zuallererst rief Costa dazu auf, die Marktmechanismen zu stören, die hinter dem illegalen Handel stehen. "Die Auflösung krimineller Gruppen an sich funktioniert nicht, da die Verhafteten sofort ersetzt werden". Er warnte, dass "die strafrechtliche Verfolgung der Mafia die illegalen Aktivitäten nicht stoppen wird, solange die dahinterstehenden Märkte nicht angegangen werden, inklusive des Heers der Gentlemen-Verbrecher - Rechtsanwälte, Buchhalter, Immobilienmakler und Bankangestellte - die sie decken und ihr Geld waschen. Die Gier der Gentlemen-Verbrecher befeuert den Schwarzmarkt genauso wie die kriminellen Vereinigungen selbst."

Der Bericht betont, dass nationales Vorgehen in einem globalisierten Kriminalitätsumfeld unangemessen ist: dadurch wird das Problem von einem Land in das nächste verschoben. Gefordert wird globales Handeln auf der Grundlage des Übereinkommens der Vereinten Nationen (Palermo) gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität (UNTOC), das im Jahr 2000 angenommen wurde. "Die Kriminalität hat sich schneller internationalisiert als die Strafverfolgung und die weltweite Staatsführung," sagte Costa. "Das Abkommen von Palermo wurde genau dafür geschlossen, um ein internationales Vorgehen gegen diese grenzüberschreitenden Bedrohungen zu generieren, aber es wird häufig vernachlässigt." "Regierungen, die die Globalisierung der Kriminalität ernst nehmen, sollten diejenigen anspornen, die noch nicht so weit im Implementierungsprozess vorangeschritten sind, so der UNODC-Exekutivdirektor.

Er strich auch den Unterschied zwischen Ländern, die die organisierte Kriminalität nicht bekämpfen wollen heraus, im Gegensatz zu jenen, die sie nicht bekämpfen können und forderte in diesem Zusammenhang zu mehr Hilfe und technischer Zusammenarbeit auf, um die Angreifbarkeit armer Länder zu reduzieren. "Wenn Staaten öffentliche Dienstleistungen und Sicherheit nicht bereitstellen können, füllen Kriminelle dieses Vakuum aus, sagte Costa. "Wenn wir die Millenniumentwicklungsziele erreichen, würde dies einen guten Gegenpol zur Kriminalität bilden, die selbst ein Hindernis im Entwicklungsprozess darstellt", fügte er hinzu. Er forderte auch auf, der Strafjustiz in Friedensmissionen mehr Aufmerksamkeit zu widmen: "da Kriminalität zu Instabilität führt, ist Frieden der beste Weg, Kriminalität einzudämmen".

"Kriminelle werden durch Profite angetrieben: wir müssen also an ihr Geld ran. Wir müssen die Risiken erhöhen und die Anreize senken, die es dem organisierten Verbrechen ermöglichen, den Wettbewerb zu manipulieren", sagte Costa. Er forderte eine vehemente Implementierung des Übereinkommens der Vereinten Nationen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität, effektivere Maßnahmen gegen Geldwäsche und eine Aufhebung des Bankgeheimnisses.

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Für weiterführende Informationen wenden Sie sich bitte an:

Walter Kemp
Sprecher und Redenschreiber, UNODC
Mobil: (+43-699) 1459-5629
Email: walter.kemp@unodc.org

Der gesamte Bericht ist auch als gedruckte Ausgabe erhältlich, oder auf der Internetseite von UNODC unter www.unodc.org

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