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UNIS/NAR/1098
2 März 2011

INCB: Designerdrogen geraten ausser Kontrolle

Der heute in Wien präsentierte INCB-Jahresbericht unterstreicht die Rolle der Korruption im Drogenhandel, die Notwendigkeit eines Medikamenten-Zugangs für Alle und stellt regionale Entwicklungen vor

WIEN, 2. März (UNO-Informationsdienst) - Designerdrogen werden schneller und in immer größeren Mengen produziert, berichtet der in Wien angesiedelte Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in seinem Jahresbericht 2010, der heute in Wien präsentiert wurde.

Häufig werden diese Drogen hergestellt, in dem die Molekularstruktur illegaler Substanzen modifiziert wird, was zu einem neuen Produkt mit ähnlicher Wirkung führt - die Kontrollmaßnahmen werden damit umgangen. Genaue Anweisungen für die Herstellung von Designerdrogen werden oft über das Internet verbreitet. In Europa werden derzeit 16 neue Designerdrogen beobachtet, in Japan sind es 51.

"In Anbetracht der durch den Missbrauch von Designerdrogen verursachten Gesundheitsrisiken fordern wir die Regierungen auf, staatliche Kontrollmaßnahmen zu ergreifen, um die Herstellung, den Handel und Missbrauch dieser Substanzen zu verhindern", sagte Ratspräsident Hamid Ghodse.

Korruption untergräbt den Kampf gegen Drogenhandel

Korruption ist einer der grundlegenden Faktoren, die den Drogenhandel ermöglichen. Die enormen Profite, die auf dem Drogenmarkt eingefahren werden, übersteigen oft die finanziellen Mittel staatlicher Institutionen. Kriminelle Organisationen mit Drogenhandelsimperien wurden in manchen Fällen sogar zu politischen Kräften, ausgestattet mit der Macht und den Befugnissen legaler Institutionen. Gerade die Behörden, die zur Kontrolle und Beseitigung des Drogenhandels gegründet wurden, sind selbst korruptionsgefährdet. Polizei- und Justizbeamte sehen sich bei ihrer Arbeit im Bereich der Drogenhandelsprävention häufig einem enormen Druck durch das organisierte Verbrechen ausgesetzt. Laut INCB muss die Korruptionsprävention einen höheren Stellenwert einnehmen.

Arzneimittel müssen für Alle zugänglich sein

Legale Arzneimittel für die medizinische Behandlung sind nicht in allen Teilen der Welt ausreichend verfügbar. Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen oder nur ungenügenden Zugang zu Schmerzmitteln und leiden daher unnötig, so eine Sonderbeilage des INCB-Jahresberichtes. Während westliche Staaten 90 Prozent der Arzneien auf dem Markt konsumieren, haben viele Länder in Afrika, Asien und Teilen des amerikanischen Kontinents nur sehr wenig oder gar keinen Zugang zu Suchtstoffen für medizinische Zwecke. Zu den Hindernissen gehören mangelnde Ausbildung von medizinischem Personal, behördliche Auflagen, Schwierigkeiten beim Vertrieb sowie das Fehlen einer umfassenden Gesundheitspolitik, die auch die Schmerzbehandlung einschließt. Der Rat ruft die Regierungen zum Handeln auf, wie zum Beispiel das Sammeln von statistischen Daten zum Bedarf an legalen Drogen, die Angleichung der Gesetzgebung und die Verbesserung von Erziehung und Ausbildung.

Regionale Schwerpunkte

Drogenhandelsorganisationen mit Sitz in Mexiko dominieren den Kokain-, Heroin- und Methamphetamin-Markt in den Vereinigten Staaten. Hier wurde für 2009 ein Anstieg des Konsums sämtlicher Drogen mit Ausnahme von Kokain vermeldet. In Mexiko reagierten Drogenhandelsringe mit beispielloser Gewalt auf strenge staatliche Strafverfolgungsmaßnahmen zur Zerschlagung des Drogenhandels. Seit 2006 wurden im Land mehr als 28.000 Menschen im Zusammenhang mit drogenbedingten Vorfällen getötet.

Im Jahr 2009 reduzierte sich das Gesamtanbaugebiet des Kokastrauchs in Südamerika zum zweiten Mal in Folge, was auf einen beträchtlichen Rückgang des Anbaus in Kolumbien zurückzuführen ist. Während der Kokainmarkt in den Vereinigten Staaten schrumpfte (etwa 40 Prozent Marktanteil), steigt der Marktanteil in Europa weiterhin (30 Prozent).

Kokainmissbrauch verbreitet sich von Westeuropa in andere Gebiete der Region. In einigen Ländern könnte Kokain Amphetamin und Ecstasy als Missbrauchsdroge ersetzen, zum Beispiel in Dänemark, Spanien und im Vereinigten Königreich.

Westeuropa ist weltweit der größte Markt für Heroin, wobei sich etwa 60 Prozent des Konsums auf vier Länder verteilen (Vereinigtes Königreich, Italien, Frankreich und Deutschland). In europäischen Ländern wird fast die Hälfte des weltweiten Heroins konsumiert. Die Russische Föderation liegt in Europa an der Spitze beim Missbrauch von Opiaten (1,6 Prozent). Fast das gesamte in Europa verfügbare Heroin stammt aus Afghanistan.

Heroin ist nach wie vor die wichtigste Missbrauchsdroge in China, Malaysia, Myanmar, Singapur und Vietnam, wobei die meisten Länder in der Region sinkende oder stabile Trends beim Heroinkonsum melden. Südasien hat sich zu einer der wichtigsten Regionen entwickelt, in der sich Drogenhändler die notwendigen Chemikalien für die illegale Herstellung von synthetischen Drogen beschaffen.

Verglichen mit 2009 wurde 2010 die Opiumproduktion in Afghanistan und den Nachbarländern nahezu halbiert. Der starke Rückgang auf nunmehr 3.600 Tonnen ist hauptsächlich auf einen Pilzbefall der Schlafmohnpflanzen zurückzuführen. Die Tatsache, dass die illegale Opiumproduktion 2010 zurückging, bedeutet keineswegs einen Rückgang der Heroinproduktion auf dem Schwarzmarkt, da genügend Opiumvorräte vorhanden sind.

Der Bericht stellt ferner fest, dass der Kokainschmuggel durch Afrika nach Europa wieder im Wachsen begriffen ist. Nach einem Rückgang des Kokainhandels in der Region in den letzten beiden Jahren zeigt sich wieder ein Aufwärtstrend, wie mehrere große Beschlagnahmen 2010 zeigen. Kokain stellt durch seinen enormen Wert im Vergleich zur Größe der Volkswirtschaften der betroffenen Länder eine ernsthafte Gefahr dar. Drogenhändler verfügen über die Mittel, Beamte zu bestechen, um so ihre Operationen ungehindert durchführen zu können.

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Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Regina Rohrbach
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Tel: (+43-1) 26060-3898
Mobile: (+43) 699-1459-3898
E-Mail: Regina.Rohrbach@unvienna.org

oder

Raechelle Newman
Drug Control Officer, INCB Secretariat
Mobile: (+43-699) 1459-5638
Email: raechelle.newman@incb.org
Website: www.incb.org