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UNIS/INF/526
20. Juni 2017

Wie zum Vortrag vorbereitet

Die Stellvertretende Generalsekretärin Amina J. Mohammed:

Anmerkungen zum Flüchtlings-event

Wien, 20. Juni 2017

(vorgetragen von Martin Nesirky, Direktor, Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Wien)

WIEN, 20. Juni  (UNO-Informationsdienst) - Heute ist die Gelegenheit, Solidarität mit den Menschen zum Ausdruck zu bringen, die durch Krieg oder Verfolgung aus ihrem Zuhause herausgerissen wurden.

Das ist etwas, was wir alle an jedem Tag im Jahr tun müssen.

Wir haben heute das Privileg, aus Melissa Flemings starkem Buch "Meine Hoffnung trug mich über das Meer" ("A Hope More Powerful Than the Sea") zu hören.

Wir werden etwas über die Geschichte von Doaa Al Zamel hören.

Wegen des Krieges in Syrien war Doaa gezwungen, zu fliehen und wurde in einen Kampf um ihr Leben und das ihrer Begleiter gestürzt.

Ich werde Euch nicht die Geschichte verderben. Ich möchte nur betonen, dass Melissa in ihrem Buch das Thema der gewaltsamen Vertreibung und Migration an Hand einer Person vermenschlicht hat.

Und daran müssen wir uns jeden Tag erinnern: dass jede Statistik eine menschliche Geschichte ist - eine Tochter oder ein Sohn, eine Mutter oder ein Vater, deren Leben grausam verändert wurde.

Und Statistiken sind tatsächlich ernüchternd.

Die neuesten Zahlen der UN-Flüchtlings-Organisation UNHCR zeigen, dass mindestens 65,5 Millionen Menschen innerhalb ihres eigenen Landes oder über Grenzen gewaltsam vertrieben wurden.

Einer/eine von 113 Mitgliedern der menschlichen Familie ist ohne ein Zuhause oder eine sichere Zukunft.

Syrien bleibt das Land aus dem weltweit die meisten Menschen fliehen , aber der Südsudan hat den größten und am schnellsten wachsenden Ausnahmezustand an Vertreibungen, mit 1,4 Millionen Flüchtlingen und 1,9 Millionen Binnenvertriebenen. 

Der Großteil ist unter 18 [Jahren].

Hinter diesen hohen Zahlen verbergen sich persönliche Geschichten an Härte, Trennung und Verlust; an lebensbedrohlichen Reisen auf der Suche nach Sicherheit; an schrecklichen Kämpfen für den Aufbau eines Lebens unter schwierigen Bedingungen.

Diese Geschichten beinhalten oft großes Heldentum, Opfer, Solidarität und Liebe für Familie und Freunde, die ein Tribut an unsere große Menschlichkeit sind.

Diese Erfahrungen zeigen uns auch die menschlichen Kosten bewaffneter Konflikte: Millionen Jobs verloren, Millionen Kinder werden aus den Schulen gestoßen, Millionen Leben von Trauma und Intoleranz geplagt.

Deshalb müssen wir Solidarität und Mitgefühl zeigen.

Vergangenes Jahr haben die Vereinten Nationen die Kampagne "Gemeinsam" gestartet, um Respekt, Sicherheit und Würde für alle Flüchtlinge und Migranten zu fördern.

In diesem Jahr haben wir dieses Thema im 100-Tage-Rennen bis zum Internationalen Tag des Friedens der jährlich am 21. September begangen wird, hervorgehoben.

Unsere Verpflichtung als internationale Gemeinschaft ist zu gewährleisten, dass alle, die von zu Hause fliehen müssen, den Schutz erhalten, der ihnen unter dem Völkerrecht zusteht. 

Unsere Pflicht als menschliche Familie besteht darin, Angst durch Wohlwollen zu ersetzen.

Wir müssen härter daran arbeiten, Konflikte und ihre Ursachen zu verhindern.

Dies ist die oberste Priorität des Generalsekretärs der Vereinten Nationen.

Er hat zu einer intensivierten Diplomatie für Frieden aufgerufen, um den Ausbruch und die Eskalation neuer Konflikte zu verhindern, und jene zu lösen, die bereits Unheil verursachen. 

Und er appelliert auch an die Mitgliedstaaten, viel mehr zu tun, um die Menschen, die um ihr Leben rennen, zu schützen, die internationalen Schutzregelungen zu stützen und Lösungen zu finden, damit Menschen nicht über Jahre hinweg in Schwebe bleiben müssen. 

Wir müssen diese Verantwortung fair und gemeinsam teilen.

Im Laufe der Geschichte haben Gemeinden, die nahe an Krisengebieten aber auch weit entfernt von den Frontlinien lebten, die Entwurzelten willkommen geheißen und ihnen Unterkunft gegeben.

Im Gegenzug haben die Flüchtlinge ihre Gastgesellschaften bereichert.

Heute werden 84 Prozent der Flüchtlinge weltweit von Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen aufgenommen.

Wir dürfen nicht weiterhin erlauben, dass eine kleine Zahl an Ländern - oft die ärmsten der Welt - diese Last alleine schultern.

Hier geht es nicht um das Teilen der Last. Hier geht es um die Teilung globaler Verantwortung, basierend auf der Idee unseres gemeinsamen Menschseins und der sehr speziellen Verpflichtung des Völkerrechts.

Hier in Österreich können Sie stolz darauf sein, wie Ihr Land die Grenzen und Herzen für Menschen in Not geöffnet hat.

Das ist der Geist, den die Welt braucht, nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Menschen, die sich zurückgelassen fühlen.

Wenn wir mehr Mitgefühl zeigen, können wir die grundlegenden Ursachen für Konflikte angehen und in einer Welt des Friedens, des Wohlstandes und der Hoffnung gemeinsam leben.

Danke.

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