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UNIS/SGSM/1084
19. November 2020

UNO-Generalsekretär António Guterres

Bemerkungen zum Klimaschutz beim European Council on Foreign Relations

19. November 2020

Exzellenzen,

Meine Damen und Herren,

Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben, heute eine Rede zu halten.

Ich werde mich in meinen Ausführungen auf die Klimakrise und die Notwendigkeit verstärkter Klimaschutzmaßnahmen konzentrieren.

In letzter Zeit haben wir ermutigende Reaktionen erhalten.

Die Europäische Union, Japan und die Republik Korea haben sich zusammen mit mehr als 110 anderen Ländern bis 2050 zur CO2-Neutralität verpflichtet.

China sagt, dass dies bis 2060 geschehen wird.

Bis Anfang 2021 werden die Länder, die mehr als 65 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen und mehr als 70 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen, ehrgeizige Verpflichtungen zur CO2-Neutralität eingegangen sein.

Aber wir liegen im Rennen gegen die Zeit immer noch zurück.

Jedes Land, jede Stadt, jede Finanzinstitution und jedes Unternehmen sollte Pläne für den Übergang zu null Emissionen bis 2050 verabschieden.

Diese Pläne müssen lange vor der COP26 vorliegen - insbesondere die im Pariser Abkommen geforderten national festgelegten Beiträge und die langfristigen Strategien, die wir brauchen, um klimaneutral zu werden.

Die G20-Länder, die für mehr als 80 Prozent der Klimaverschmutzung verantwortlich sind, müssen den Weg weisen.

Die Europäische Union hat in den G20 die Richtung zu null Emissionen angegeben.

Ich fordere Sie auf, weiterhin mit konkreten und ehrgeizigen Verpflichtungen voranzugehen.

Es ist wichtig, dass sich die Europäische Union verpflichtet, die Emissionen in ihren neuen national festgelegten Beiträgen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken.

Der Climate Ambition Summit, den ich gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich und Frankreich zum fünfjährigen Jubiläum des Pariser Abkommens veranstalte, bietet der EU eine klare Gelegenheit, ihren ehrgeizigeren Klimaplan vorzustellen.

Ein verstärkter Ehrgeiz der G20 bedeutet auch, die Wirtschaftspläne und die COVID-19-Wiederherstellungsmaßnahmen an den Zielen für nachhaltige Entwicklung auszurichten.

Durch die vollständige Umsetzung ihres "Green Deal" und der "Next Generation EU" sowie durch die Einbeziehung des Klimawandels in ihren langfristigen Haushalt kann die Europäische Union der Welt zeigen, wie sie zu Klimaneutralität und Klimaresilienz gelangen und gleichzeitig Wohlstand und einen gerechten Übergang gewährleisten kann.

Das vorgeschlagene Investitionspaket in Höhe von 1,85 Billionen Euro bietet die Möglichkeit, in Maßnahmen und Technologien zu investieren, die zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 erforderlich sind.

Die jetzt getroffenen Entscheidungen über die Verteilung der Mittel werden die Fahrtrichtung für die kommenden Jahre bestimmen.

Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Europäische Union ihren Übergang zur sauberen Energie beschleunigt.

Die Vorschläge der Europäischen Union, diesen Wandel auf eine Weise zu beschleunigen, die Ungleichheiten bekämpft und die vom Übergang Betroffenen schützt, können dem Rest der Welt als starkes Beispiel dienen.

Der Steinkohlenbergbau geht in Rauch auf, weil Investoren mehr gestrandete Vermögenswerte und Wähler schädlichere Umweltverschmutzung und Klimaschäden sehen.

Es darf keine neue Kohle geben, und die gesamte in der Europäischen Union vorhandene Kohle sollte bis 2030 in den OECD-Ländern und bis 2040 anderswo auslaufen.

Darüber hinaus fordere ich die Europäische Union auf, die Finanzierung fossiler Brennstoffe international einzustellen und eine Verlagerung der Besteuerung vom Einkommen hin zur Besteuerung von Kohlenstoff zu fördern.

Die Europäische Union spielt eine entscheidende Rolle darin sicherzustellen, dass Entwicklungsländer in Not die notwendige Unterstützung erhalten, um sich nachhaltig von COVID-19 zu erholen und ihre eigenen Klimabestrebungen zu verbessern - durch Unterstützung bei der Eindämmung, Anpassung und Widerstandsfähigkeit.

Es ist wichtig, dass wir niemanden zurücklassen, wenn wir eine globale Koalition aufbauen, die auf eine Zukunft ohne Emissionen hinarbeitet.

Ich zähle darauf, dass die Europäische Union und andere Geberländer den Entwicklungsländern jedes Jahr Klimafinanzierungen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar zur Minderung und Anpassung zur Verfügung stellen. Sie sollten in diesem Jahr durch die Mobilisierung öffentlicher und privater Ressourcen beginnen.

Ich zähle auch darauf, dass die Länder der Europäischen Union ihren Einfluss auf multilaterale Finanzinstitutionen nutzen, um ehrgeizige Anpassungsstrategien zu ermöglichen.

Es ist wichtig, dass wir uns zunehmend auf die Schuldenkrise konzentrieren, mit der die am stärksten gefährdeten Länder konfrontiert sind.

Und während sich immer mehr Länder auf der ganzen Welt dazu verpflichten, null Emissionen zu erreichen, hat die EU eine wichtige Gelegenheit, eine Vorreiterrolle bei der Angleichung des internationalen Handels an die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens einzunehmen.

Die Europäische Union war führend im Bereich Klimaschutz.

Sie hat durch wegweisende Gesetze und Richtlinien wie den EU-Kohlenstoffmarkt eine Führungsrolle übernommen.

Die Europäische Union hat auch gezeigt, dass es möglich ist, Emissionen zu senken und gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu erzielen.

Und die EU hat Solidarität mit den am stärksten gefährdeten Ländern der Welt aufgebaut.

Wir erkennen die Klimaerfolge der Europäischen Union an, sind aber noch lange nicht am Ziel.

Auf dem Weg zum Climate Ambition Summit am 12. Dezember und zur COP26 im November nächsten Jahres wird die Welt erneut von der Europäischen Union erwarten, dass sie eine führende Rolle im Klimaschutz einnimmt.

Ich fordere die Europäische Union nachdrücklich auf, diese Chancen zu nutzen - und diesen Aufruf zu beantworten - für Menschen überall, für Wohlstand und für den Planeten, den wir alle teilen und von dem wir abhängig sind.

Vielen Dank.

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