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UNIS/SGSM/1179
15. Oktober 2021
Armut ist ein moralisches Armutszeugnis unserer Zeit.
Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten nimmt die extreme Armut zu.
Im vergangenen Jahr, als die COVID-19-Pandemie verheerenden Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft anrichtete, gerieten rund 120 Millionen Menschen in Armut.
Eine einseitige Erholung von der Pandemie verschärft die Ungleichheiten zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden. Es fehlt an Solidarität – just zu einer Zeit, in der wir sie am meisten brauchen.
So führt etwa die ungleiche Impfstoffverteilung dazu, dass sich Virusvarianten entwickeln und wie ein Lauffeuer ausbreiten können. Das hat weltweit Millionen weiterer Sterbefälle zur Folge und verlängert einen wirtschaftlichen Abschwung, der Billionen Dollar kosten könnte. Wir müssen diesem Frevel ein Ende setzen, das Verschuldungselend bekämpfen und für Wiederaufbauinvestitionen in den Ländern sorgen, in denen die Not am größten ist.
Am heutigen Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut verpflichten wir uns dazu, eine bessere Zukunft zu errichten. Das erfordert einen dreigleisigen Ansatz für eine globale Erholung:
Erstens muss die Erholung einen grundlegenden Wandel bewirken – denn wir können nicht zu den endemischen strukturellen Benachteiligungen und Ungleichheiten zurückkehren, die die Armut bereits vor der Pandemie zu einem Dauerproblem machten. Wir brauchen einen stärkeren politischen Willen und stärkere Partnerschaften, um bis 2030 eine allgemeine soziale Sicherung zu verwirklichen und in den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kompetenzen zu investieren, die für die wachsende grüne Wirtschaft erforderlich sind. Zudem müssen wir in hochwertige Arbeitsplätze in der Pflegewirtschaft investieren. Das fördert mehr Gleichheit und stellt sicher, dass jeder Mensch die würdevolle Pflege erhält, die er verdient.
Zweitens muss die Erholung ein Prozess sein, der alle einschließt – denn bei einer ungleichmäßigen Erholung werden viele Menschen zurückgelassen, erhöht sich die Verwundbarkeit bereits marginalisierter Gruppen und rücken die Ziele für nachhaltige Entwicklung immer weiter in unerreichbare Ferne.
Die Zahl der in extremer Armut lebenden Frauen übersteigt die der Männer bei weitem. Schon vor der Pandemie besaßen die 22 reichsten Männer der Welt mehr Vermögen als alle Frauen in Afrika – eine Kluft, die noch größer geworden ist. Wir können die Krise nicht überwinden, wenn wir nur die Hälfte unseres Potenzials nutzen. Wirtschaftliche Investitionen müssen auf Unternehmerinnen abzielen, den informellen Sektor stärker formalisieren, den Schwerpunkt auf Bildung, soziale Sicherung, allgemeine Kinderbetreuung, Gesundheitsfürsorge und menschenwürdige Arbeit legen sowie die digitale Kluft überbrücken, einschließlich in ihrer tiefen geschlechtsspezifischen Dimension.
Drittens muss die Erholung nachhaltig sein – denn wir müssen eine widerstandsfähige, dekarbonisierte und emissionsfreie Welt aufbauen.
Bei alledem müssen wir den in Armut lebenden Menschen weitaus mehr Gehör schenken und uns an ihnen orientieren, gegen Demütigung und Erniedrigung vorgehen und Inklusionsbarrieren in jeder Gesellschaft beseitigen.
Machen wir uns heute wie an jedem Tag gemeinsam daran, die Armut zu beenden und eine Welt der Gerechtigkeit, der Würde und der Chancen für alle zu schaffen.
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