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UNIS/SGSM/1238
3. Juni 2022
Das Motto des diesjährigen Welt-Umwelttags „Eine einzige Erde“ drückt eine einfache Tatsache aus. Die Erde ist unser einziges Zuhause. Wir müssen daher alles daransetzen, die Gesundheit ihrer Atmosphäre, den Reichtum und die Vielfalt des Lebens auf der Erde sowie ihre Ökosysteme und begrenzten Ressourcen zu erhalten. Doch bislang gelingt uns dies nicht. Wir verlangen unserer Erde zu viel ab, um nicht nachhaltige Lebensweisen beizubehalten. Die natürlichen Systeme der Erde werden überbeansprucht.
Damit schaden wir nicht nur der Erde, sondern auch uns selbst. Eine gesunde Umwelt ist für alle Menschen und alle 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung unverzichtbar. Sie bietet Nahrung, sauberes Wasser, Heilmittel, Klimaregulierung und Schutz vor extremen Wetterereignissen. Wir müssen die Natur umsichtig bewirtschaften und einen gerechten Zugang zu ihren Leistungen gewährleisten, insbesondere für die schwächsten Menschen und Gemeinschaften.
Über 3 Milliarden Menschen sind von geschädigten Ökosystemen betroffen. Verschmutzung verursacht jedes Jahr rund 9 Millionen vorzeitige Todesfälle. Mehr als 1 Million Pflanzen- und Tierarten sind vom Aussterben bedroht, viele von ihnen bereits in den kommenden Jahrzehnten.
Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in der Klimagefahrenzone, in der die Wahrscheinlichkeit, an Klimafolgen wie extremer Hitze, Überschwemmungen und Dürren zu sterben, 15 Mal höher ist. Die Chancen, dass der Anstieg der mittleren Jahrestemperatur der Erde den im Übereinkommen von Paris festgelegten Grenzwert von 1,5 °C in den nächsten fünf Jahren übersteigen wird, stehen 50:50. Bis 2050 könnte der Klimawandel jährlich mehr als 200 Millionen Menschen vertreiben.
Vor fünfzig Jahren kamen die Staats- und Regierungsoberhäupter der Welt auf der Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen zusammen und verpflichteten sich, die Erde zu schützen. Doch davon sind wir weit entfernt. Wir können die immer lauter schrillenden Alarmglocken nicht weiter ignorieren.
Bei der jüngsten Umwelttagung „Stockholm+50“ wurde bekräftigt, dass die Erreichung aller 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung von einem gesunden Planeten abhängt. Es liegt in unser aller Verantwortung, die Katastrophe abzuwenden, die uns aufgrund der Dreifachkrise aus Klimawandel, Verschmutzung und dem Verlust an biologischer Vielfalt droht.
Es ist höchste Zeit, dass die Regierungen Klima- und Umweltschutzmaßnahmen Vorrang einräumen, indem sie politische Entscheidungen treffen, die nachhaltige Fortschritte fördern. Daher habe ich fünf konkrete Empfehlungen vorgelegt, um die Einführung erneuerbarer Energien auf der ganzen Welt drastisch zu beschleunigen. Dazu gehört unter anderem, dass wir erneuerbare Technologien und Rohstoffe für alle zugänglich machen, den Verwaltungsaufwand verringern, Subventionen verlagern und Investitionen verdreifachen.
Die Nachhaltigkeit muss zur zentralen Entscheidungsgrundlage für Unternehmen werden. Dies liegt im Interesse der Menschheit sowie des Nettogewinns der Unternehmen selbst. Ein gesunder Planet ist das Rückgrat nahezu aller Wirtschaftszweige der Welt.
Auch bei der Stimmabgabe und beim Konsum von Produkten und Dienstleistungen müssen wir ein Zeichen setzen – von den politischen Maßnahmen, die wir unterstützen, über die Nahrungsmittel und Verkehrsmittel unserer Wahl bis hin zu den Unternehmen, zu deren Kundschaft wir zählen. Wir alle können umweltfreundliche Entscheidungen treffen, die gesammelt die nötigen Veränderungen herbeiführen werden.
Vor allem Frauen und Mädchen können starke Kräfte des Wandels sein. Sie müssen in ihrer Selbstbestimmung gestärkt und in Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen einbezogen werden. Auch indigene und traditionelle Kenntnisse müssen geachtet und genutzt werden, um unsere sensiblen Ökosysteme zu schützen.
Die Geschichte lehrt uns, dass wir Großes bewirken können, wenn wir an einem Strang ziehen und unseren Planeten zur Priorität erklären. Als die Wissenschaft in den 1980er Jahren vor einem tödlichen Ozonloch von kontinentaler Größe warnte, verpflichteten sich alle Länder im Montrealer Protokoll auf die stufenweise Einstellung der Verwendung ozonabbauender Chemikalien.
In den 1990ern wurde die Entsorgung toxischer Abfälle in Entwicklungsländern durch das Basler Übereinkommen verboten. Im vergangenen Jahr dann wurde dank einer multilateralen Kampagne die Herstellung verbleiten Benzins beendet. Dies wird der Gesundheitsförderung dienen und jährlich mehr als 1,2 Millionen vorzeitige Todesfälle abwenden.
Dieses und das kommende Jahr bieten sich der Weltgemeinschaft weitere Möglichkeiten, die Stärke des Multilateralismus bei der Überwindung der miteinander verflochtenen Umweltkrisen der Erde unter Beweis zu stellen, etwa bei den Verhandlungen über ein neues globales Rahmenwerk für biologische Vielfalt, das den Verlust der natürlichen Vielfalt bis 2030 aufhalten soll, sowie bei der Erarbeitung eines Vertrags zur Bekämpfung der Verschmutzung durch Kunststoffe.
Die Vereinten Nationen bekennen sich zu ihrer führenden Rolle bei diesen globalen Kooperationsbemühungen, da der einzige Weg in die Zukunft im Zusammenleben mit der Natur besteht, nicht in ihrer Zerstörung. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass unsere Erde nicht nur überlebt, sondern auch gedeiht, denn wir haben nur Eine einzige Erde.
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