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UNIS/NAR/1132
28. Februar 2012

INCB: Wir müssen den Drogenverkauf an Jugendliche über soziale Netzwerke beenden

Der INCB Jahresbericht hebt die Verbindung von Drogenmissbrauch und sozialer Ausgrenzung hervor und warnt vor illegalen Internetapotheken, die soziale Netzwerke nutzen, um ein junges Publikum ins Visier zu nehmen und stellt regionale Entwicklungen vor.

Online-Bestellung von Drogen: Illegale Internetapotheken nutzen soziale Medien, um ein junges Publikum ins Visier zu nehmen

WIEN, 28. Februar (Informationsdienst der Vereinten Nationen) - Neben verschreibungspflichtigen Medikamenten werden auch illegale Drogen bei illegalen Internetapotheken online bestellt. Diese Unternehmen scheinen es auf ein junges Publikum abgesehen zu haben. Das geht aus dem Jahresbericht 2011 des in Wien ansässigen Internationalen Suchstoffkontrollrates (INCB) hervor. Der Präsident des Suchtstoffkontrollrats Hamid Ghodse erwähnte, es sei "beunruhigend, dass illegale Internetapotheken inzwischen soziale Medien nutzen, um für ihre Webseiten zu werben. Das kann ein großes Publikum dem Risiko zum Konsum gefährlicher Produkte aussetzen, bedenkt man vor allem die Bilanz der Weltgesundheitsorganisation, nach der mehr als die Hälfte der von illegalen Internetapotheken vertriebenen Medikamente gefälscht ist".

Jugendliche haben das Recht, vor Drogenmissbrauch und -abhängigkeit geschützt zu werden - Der Suchtstoffkontrollrat fordert stärkere Bemühungen, um den Teufelskreis von sozialer Ausgrenzung und Drogenproblemen zu durchbrechen

Laut Jahresbericht 2011 des internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB) muss die Hilfe für marginalisierte Bevölkerungsgruppen mit Drogenproblemen zur Priorität gemacht werden. In Bevölkerungsgruppen weltweit sind Drogenmissbrauch und Drogenhandel buchstäblich zu einem alltäglichen Phänomen geworden, das Teil eines Teufelskreises ist, zu dem eine breite Palette sozialer Probleme wie Gewalt, organisiertes Verbrechen, Korruption, Arbeitslosigkeit und schlechter Gesundheitszustand gehören. "Jugendliche in diesen Bevölkerungsgruppen müssen Chancen erhalten, die mit denen der übrigen Mitglieder der Gesellschaft vergleichbar sind. Sie haben ein Recht auf Schutz vor Drogenmissbrauch und -abhängigkeit, " so der Ratspräsident. Marginalisierte Bevölkerungsgruppen mit geringem Bewusstsein für gesellschaftlichen Zusammenhalt sind eher von vielfältigen Problemen betroffen, darunter Drogenmissbrauch, und diese Probleme können zu sozialen Unruhen und Gewalt beitragen, wie wir sie in Städten auf der ganzen Welt beobachten und die einen Einfluss auf die Gesellschaft im Ganzen haben können. Solche Bevölkerungsgruppen gefährden nicht nur ihre eigenen Mitglieder, sondern bedrohen auch die Stabilität des gesellschaftlichen Umfelds. Der Ratspräsident warnte: "Zwar wird es eine Herausforderung sein, den Bedürfnissen jener Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden, die unter sozialer Desintegration und Drogenproblemen leiden, die Konsequenzen eines Fehlschlags sind jedoch zu hoch für die Gesellschaft und müssen unter allen Umständen vermieden werden".

Regionale Schwerpunkte

Mittelamerika und die Karibik werden nach wie vor als Haupttransitgebiete für den Drogenhandel aus Südamerika nach Nordamerika genutzt. Etwa 90 Prozent des Kokains in den Vereinigten Staaten wird über Mexiko eingeschleust. Einige mexikanische Drogenkartelle haben unter dem Druck mexikanischer Strafverfolgungsbehörden ihre Operationen unter zunehmendem Einsatz von Gewalt nach Mittelamerika verlegt. Honduras, Costa Rica und Nicaragua wurden 2010 erstmals als wichtige Transitländer für den Drogenschmuggel hauptsächlich in die Vereinigten Staaten identifiziert. Der Drogenhandel ist zu einem wichtigen Einflussfaktor für die Mordraten in Mittelamerika geworden und ist der entscheidende Einzelfaktor hinter dem wachsenden Gewaltaufkommen in der Subregion.

Nordamerika war wieder der größte Drogenmarkt; in allen drei Ländern der Region existieren nach wie vor Produktion, Handel und Missbrauch von Drogen in großem Umfang. Cannabis ist noch immer die am häufigsten produzierte Droge in der Region; in allen drei Ländern werden große Mengen hergestellt.

Der illegale Hanf-Anbau in West- und Mitteleuropa ist drastisch angestiegen. Hanf wird zunehmend auf industriellem Niveau kultiviert, hauptsächlich im Indoor-Anbau, wobei organisierte kriminelle Gruppen involviert sind. Die Ausbreitung des Kokainmissbrauchs von Westeuropa nach Südost- und Osteuropa scheint sich fortzusetzen, und Europa ist nach wie vor der zweitgrößte Kokainmarkt der Welt. Es gibt Veränderungen in den Handelsrouten für Kokain nach Europa, wobei der illegale Handel über Nordafrika zunimmt. Die Menge des von Zollbehörden konfiszierten Kokains in Osteuropa ist 2010 dramatisch angestiegen. Der Rat ist weiterhin besorgt über die stetig zunehmende Vielfalt der in Europa missbrauchten Substanzen. Ergebnisse einer Erhebung von 2011 bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren zeigten, dass fünf Prozent der Befragten nicht kontrollierte Substanzen missbraucht hatten. 2010 wurde die höchste Anzahl neuer Substanzen identifiziert, von denen viele nicht der internationalen Kontrolle unterliegen. Die Ausbreitung des Kokainmissbrauchs von Westeuropa nach Südost- und Osteuropa scheint sich fortzusetzen, und Europa ist nach wie vor der zweitgrößte Kokainmarkt der Welt.

Westasien bleibt das Epizentrum des illegalen Schlafmohnanbaus, und 2011 zeigten sich signifikante Steigerungen in der Opiumproduktion. Die Kombination von sich ausbreitendem Schlafmohnanbau in afghanischen Provinzen, einem erheblichen Anstieg des Erzeugerpreises von Opium und geplanten Reduzierungen der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) könnte sogar zu einem weiteren Anstieg der Produktion nach 2011 führen. Diese Situation beobachtet der Rat mit großer Besorgnis, insbesondere in einer Region, die bereits unter Missbrauch von Opiaten auf Rekordniveau leidet.

Der Handel mit Kokain aus Südamerika über Afrika nach Europa hat sich in den letzten Jahren zu einer großen Bedrohung entwickelt. Westafrika wird nach wie vor für den Kokainhandel genutzt, wobei Drogenhändler das Kokain zunehmend mit Schiffscontainern und Verkehrsflugzeugen in die Region schmuggeln. Heroin kommt über Ostafrika auf den Kontinent und wird entweder direkt oder über Westafrika nach Europa und in andere Regionen geschmuggelt. In Kenia und in der Vereinigten Republik Tansania wurden 2011 Rekordmengen an Heroin beschlagnahmt. Der Rat ist besonders besorgt, da der steigende Zufluss an Heroin nach Afrika zu vermehrtem Drogenmissbrauch in der gesamten Region geführt hat, vor allem in Ost- und Südafrika.

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Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien
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