UNIS/INF/176
15. November 2006

UNO-Generalsekretär Kofi Annan: "Wir müssen stets bereit sein, für die Opfer von Diskriminierungen einzutreten"

Erklärung zum Internationalen Tag der Toleranz, 16. November 2006

NEW YORK 09. November (UNO-Hauptquartier) -- Die vergangenen Jahre haben eine erhebliche Zunahme der Intoleranz, des Extremismus und der Gewalt überall auf der Welt gesehen. Dieser beunruhigende Trend nährt sich teilweise aus einer zunehmenden Tendenz, die Unterscheide hinsichtlich der Identität und weniger hinsichtlich von Meinungen oder Interessen darzustellen.

Als Folge werden Einzelpersonen und ganze Gemeinwesen allein aufgrund ihrer Ethnie, Religion, Nationalität oder anderen Identität Ziel von Brutalitäten und Gewalttätigkeiten. Solche Bedrohungen - von groß angelegtem Völkermord bis zu den Demütigungen aus Engstirnigkeit im Alltag - sollten uns alle beunruhigen. Wir müssen uns bemühen, die Prinzipen der Toleranz, des Pluralismus, des gegenseitigen Respekts und des friedlichen Zusammenlebens hochzuhalten. Wir müssen stets bereit sein, Stereotypen und Zerrbilder zu korrigieren sowie für die Opfer von Diskriminierungen einzutreten.

Intoleranz zu bekämpfen ist zum Teil eine Angelegenheit des rechtlichen Schutzes. Das Recht auf Religionsfreiheit - und das Recht auf Freiheit von Diskrimierung auf Grund von Religion - ist seit langem im Völkerrecht niedergelegt und im nationalen Recht vieler Staaten umgesetzt.

Aber das Recht ist nur ein Startpunkt. Jede Strategie zur Bildung von gegenseitigem Verständnis muss notwendigerweise auf der Erziehung - in Bezug auf verschiedene Religionen, Traditionen und Kulturen - fußen, so dass Mythen und Zerrbilder als das gesehen werden können, was sie sind. Wir müssen Chancen für junge Leute schaffen, damit sie eine glaubhafte Alternative zu Hass und  Extremismus haben. Auch müssen wir verhindern, dass Medien genutzt werden, um Hass und Erniedrigungen zu verbreiten, während wir aber gleichzeitig auch die Freiheit der Meinungsäußerung sicherstellen müssen.

In all diesem gibt es einen entscheidenden Bedarf an Anleitung durch Persönlichkeiten und Institutionen. Die Vereinten Nationen haben für ihren Teil zusätzlich zu ihrer weitreichenden und seit langem ausgeübten Arbeit zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte eine "Allianz der Zivilisationen" gegründet, die Klüfte überbrücken sowie Vorurteile und Polarisierung überwinden soll, die den Weltfrieden potenziell gefährden.

Aber diese öffentliche Initiative muss kombiniert werden mit individuellen Bemühungen. Bekräftigen wir deshalb an diesem Internationalen Tag der Toleranz, dass die Bedeutung der Vielfalt - im Denken, im Glauben und im Handeln - ein besonderes Geschenk und keine Bedrohung ist, und bemühen wir uns, mehr tolerante Gemeinwesen zu errichten, die diesem essenziellen Ideal verbunden sind.

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