UNIC/329
8. März 2001

Dritter Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimawandel:

Neuer IPCC-Bericht zeigt Möglichkeiten zur Senkung des Treibhausgasausstosses auf

GENF/NAIROBI, 5. März (UNEP/WMO) - Führende Klimaexperten und Vertreter von rund 100 Regierungen haben auf einer Tagung in Accra, Ghana, einen umfassenden Bericht über wirksame politische Maßnahmen und Verfahren zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen und zur Begegnung der Gefahren des vom Menschen verursachten Klimawandels fertig gestellt.

Der vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimawandel (IPCC) - einem vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 1988 eingesetzten gemeinsamen Gremium - erarbeitete neue Bericht bestätigt, dass heute zahlreiche kostengünstige Lösungen zur Verfügung stehen, um dem steigenden Ausstoß von Treibhausgasen wirksam zu begegnen. In vielen Fällen müssen die Regierungen dazu jedoch eine Reihe von institutionellen, verhaltensmäßigen und anderen Barrieren beseitigen, bevor diese Lösungsmöglichkeiten voll zum Einsatz gebracht werden können.

Für den Generalsekretär der WMO, Professor G.O.P. Obasi, stellt der Dritte Bestandsaufnahmebericht - die erste große Analyse des Klimawandels seit 1995 - einen "bemerkenswerten Konsens und eine solide Grundlage für die internationale Entscheidungsfindung" dar. Prof. Obasi rief die Regierungen der Welt dazu auf, rasch für die rechtlichen Rahmenbedingungen zu sorgen, die für eine wirksame Umsetzung der vielen verfügbaren kostengünstigen Lösungen für das Problem der Treibhausgasemissionen erforderlich sind.

An der eingehenden und umfassenden Dritten Bestandsaufnahme waren Hunderte Autoren und Analysten beteiligt. In Accra haben sich Vertreter von rund 100 Staaten die Schlußfolgerungen des Berichts zu eigen gemacht und eine Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger verfasst. Die volle Verantwortung für den Bericht als solchen liegt aber weiter bei den Wissenschaftlern. Diese bestätigten auch, dass die politische Zusammenfassung in vollem Einklang mit den Aussagen des Berichtes steht.

UNEP-Exekutivdirektor Klaus Töpfer wies darauf hin, dass der Bericht den Schwerpunkt von der Problemerkennung jetzt auf die Lösungsansätze lege. "Die gute Nachricht ist, dass es kostengünstige Richtlinien und Verfahren zur Senkung der Emissionen gibt. Die schlechte Nachricht ist, dass der Umsetzung dieser Lösungen noch viele Hindernisse im Wege stehen. Wir müssen herausfinden, wie wir diese Schranken niederreißen können."

Im Januar hatte der IPCC in einem ersten Teilbericht bestätigt, dass der Einfluss des Menschen auf das globale Klima jetzt stärker denn je nachweisbar ist. Gleichzeitig sagte der Rat innerhalb der nächsten 100 Jahre einen weltweiten Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen über der Erdoberfläche um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius voraus.

Im Februar stellte der Rat seine Analyse über die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Zivilisation und die Umwelt fertig und ging im Einzelnen auf die Veränderungen ein, die aufgrund des Klimawandels im Wetterverhalten, bei den Wasservorkommen, im Kreislauf der Jahreszeiten, in den Ökosystemen oder bei extremen Klimaereignissen zu erwarten seien.

Die Zusammenfassung des nunmehr dritten Teilberichtes geht davon aus, dass die Wahl der richtigen Mischung von Energieerzeugungsformen und entsprechender Investitionen ausschlaggebend dafür sein werde, ob die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre stabilisiert werden kann, und wenn ja, in welcher Stärke und zu welchen Kosten. Zur Zeit konzentrieren sich die Investitionen vor allem auf den Bereich der Entdeckung und Ausbeutung weiterer fossiler Ressourcen, konventioneller wie unkonventioneller Art.

Die Zusammenfassung stellt aber auch fest, dass die bei der Entwicklung von Verfahren zur Senkung des Treibhausgasausstoßes seit 1995 gemachten Fortschritte rascher erzielt wurden, als angenommen. Maßgeblich dabei waren nicht zuletzt die Markteinführung leistungsfähiger Hybrid-Motoren für Kraftfahrzeuge und die Entwicklung von Windturbinen, der Nachweis der Bindung von Kohlendioxid im Boden, Fortschritte bei der Entwicklung der Brennstoffzellen und die rasche Beseitigung von Industrieabgasen, insbesondere des Ausstoßen von Stickoxiden bei der Herstellung von Adipinsäure und der Perfluor-Kohlenstoffe bei der Aluminiumproduktion.

Neue Wege in der Energieversorgung werden zwar eine zentrale Rolle spielen, aber Hunderte von Verfahren und Maßnahmen für eine wirksame Energienutzung durch den Endverbraucher im Bau- und Transportwesen oder in der verarbeitenden Industrie können zu mehr als 50 Prozent zur weltweiten Reduktion des Treibhausgasausstoßes in den Jahren 2010 bis 2020 beitragen. Einige Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, dass dieses Reduktionspotenzial zur Hälfte durch Optionen realisiert werden kann, die sogar Geld sparen - sogenante "No-Regret"-Optionen. Um dieses Potenzial voll ausschöpfen zu können, bedarf es verstärkter Förderungsmaßnahmen durch die Regierungen.

Die den Industriestaaten zur Erreichung ihrer im Kyoto-Protokoll gesetzten Ziele erwachsenden Kosten werden - ohne Einrechnung der Vorteile aus einem internationalen Emissionshandelssystem - auf 0,2 bis 2,0 % des Bruttosozialprodukts im Jahr 2010 geschätzt. Unter der Annahme eines voll wirksamen Emissionshandelssystems zwischen diesen Ländern könnten die Kosten auf 0,1 bis 1,1 % abgesenkt werden. Rechnet man noch die sinkende Luftverschmutzung und andere nützliche Nebenwirkungen oder die Beseitigung von Marktstörungen ein, können die Kosten sogar noch weiter gesenkt werden.

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Hinweis für Journalisten: Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an UNEP-Sprecher Tore Brevik, Tel. +254-2-623292, E-Mail: tore.brevik@unep.org, WMO-Sprecher Taysir Al-Ghanem, Tel. +41-22-730-8315, E-Mail: Ai-ghanem_t@gateway.wmo.ch. Die Zusammenfassung finden Sie im Internet unter www.ipcc.ch, nützliche Berichte und Grafiken unter www.grida.no, offizielle Dokumente zu den Klimagesprächen unter http://www.unfccc.int/, sowie zusätzliches Hintergrundmaterial unter www.wmo.ch und http://www.unep.ch/conventions/info/infoindex.htm.