UNIC/358
20. Juni 2001

Generalsekretär Kofi Annan:

Flüchtlinge haben moralischen Anspruch auf Hilfe, leisten positiven Beitrag für die Gesellschaft

Erklärung zum Weltflüchtlingstag, 20. Juni 2001

NEW YORK, 20. Juni -- Heute wird zum ersten Mal der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen proklamierte Weltflüchtlingstag begangen. Wir wollen diese Gelegenheit wahrnehmen, um den gestern und heute gezeigten außerordentlichen Mut und die Beiträge der Flüchtlinge anzuerkennen. Sie haben ihr Los ertragen, obwohl sie alles außer ihrer Hoffnung verloren haben.

Flüchtlinge sind die großen Überlebenden unserer Zeit. Viele sind, nach großer Not in den Jahren des Exils, schließlich wieder in ihre zerstörten Länder zurückgekehrt, um ihre zerschlagenen Gemeinden wiederaufzubauen. Andere können niemals mehr in ihre Heimat zurückkehren und müssen ein neues Leben in einem fremden Land beginnen. Sie alle verdienen unsere Ermutigung, unsere Unterstützung und unseren Respekt.

Es ist traurig, dass in einer Zeit, in der manche in beispiellosem Wohlstand leben, die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen eher spärlich geworden ist. Staaten, die früher Flüchtlinge mit offenen Armen aufnahmen, schließen jetzt ihre Tore, während arme Länder, die es sich am wenigsten leisten können, eine noch schwerere Bürde zu tragen haben. Das sollte nicht so sein. Flüchtlinge haben nicht nur den größten moralischen Anspruch auf unsere Hilfe, die Erfahrung zeigt auch, dass sie mehr wirtschaftlichen und kulturellen Reichtum schaffen als Kosten verursachen. Viele Flüchtlinge verfügen über besondere Kreativität. Sie haben sich entweder bereits einen guten Namen gemacht oder erwerben diesen in ihrer neuen Heimat. Fast alle bringen wertvolle Fähigkeiten mit und sind bemüht, durch harte Arbeit für sich und ihre Familien zu sorgen.

In diesem Jahr feiert die Flüchtlingskonvention von 1951, die den Eckpfeiler des Flüchtlingsschutzes darstellt, ihr 50-jähriges Bestehen. Der Weltflüchtlingstag gibt uns die Gelegenheit, die grundlegenden Prinzipien der Konvention erneut zu bekräftigen - wie das Verbot, Flüchtlinge auszuweisen oder sie in Gebiete abzuschieben, in denen ihre Freiheit aufgrund von Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, politischer Meinung oder der Mitgliedschaft in bestimmten sozialen Gruppen bedroht ist. Die Einhaltung dieser Verpflichtung hat bereits zahllosen Menschen das Leben gerettet.

Das in Genf ansässige Büro des Hohen Flüchtlingskommissars ist für mehr als 20 Millionen Flüchtlinge und weitere bedrohte Menschen weltweit verantwortlich. Jeder Flüchtling hat eine dramatische Geschichte zu erzählen. Und jeder kann, sofern er oder sie die Möglichkeit dazu erhält, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Heute ist ihr Tag, aber auch unsere Chance, ihnen dabei zu helfen, eine bessere Zukunft zu schaffen.

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