UNIC/427
27. November 2001

Generalsekretär Kofi A. Annan:

Historische Gelegenheit für Frieden Uud nationale Versöhnung in Afghanistan

NEW YORK/BONN, 27. November - UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat an die Teilnehmer der heute in Bonn/Petersberg beginnenden Gespräche über Afghanistan nachstehendes Grusswort gerichtet:

Ich freue mich, diese Gruppe afghanischer Vertreter zu diesem unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfindenden Treffen in Bonn zu begrüssen. Lassen Sie mich zunächst der deutschen Bundesregierung meinen besonderen Dank für ihre politische Initiative und die grosszügige Bereitstellung der Mittel und Einrichtungen für dieses Treffen aussprechen.

Hoffen wir, dass die Geschichte diesen Tag als den Beginn eines neuen Zeitalters für Afghanistan verzeichnen wird - eines Zeitalters des Friedens, der Harmonie und der guten Beziehungen mit seinen Nachbarn und einer Zeit der Rechtsstaatlichkeit und des wachsenden Wohlstandes für all seine Bürger.

Damit dies möglich wird, damit dieser Traum für die Menschen in Afghanistan Wirklichkeit werden kann, müssen Sie, die Sie diese Verantwortung auf sich nehmen, beispiellosen Mut und politische Führungskraft an den Tag legen. Sie müssen die Interessen Ihres Volkes an die erste Stelle setzen, vor allen anderen Anliegen. Nur dann wird dieser Prozess - dieser Versuch, den Teufelskreis von Elend und Entbehrung, von Konflikt und Gewalt zu durchbrechen - eine Chance auf Erfolg haben.

Dies ist eine historische Gelegenheit für den Beginn eines Prozesses, endlich Frieden und nationale Versöhnung in Afghanistan zu schaffen. Sie dürfen nicht zulassen, dass sich die Fehler der Vergangenheit, vor allem jene des Jahres 1992, wiederholen. Für viele Skeptiker mag es den Anschein haben, als würden Sie genau das gerade tun. Sie müssen beweisen, dass diese Skeptiker Unrecht haben und zeigen, dass Sie sich für den Weg des Kompromisses anstatt des Konflikts entscheiden können.

Jetzt müssen glaubwürdige Institutionen geschaffen werden, in der alle Afghanen vertreten sind und die von der afghanischen Bevölkerung als rechtmässig anerkannt werden. Es ist weder Aufgabe noch Wunsch der Vereinten Nationen, oder Ihrer Nachbarstaaten, dem afghanischen Volk irgendwelche Vorkehrungen aufzwingen zu wollen. Diese Entscheidungen müssen die Afghanen selbst treffen. Aufgabe der Vereinten Nationen ist es, diesen Prozess zu unterstützen.

Die internationale Gemeinschaft ist auch bereit, Afghanistan bei seiner monumentalen Aufgabe des Wiederaufbaus zu helfen. Dazu muss aber eine afghanische Regierung im Amt sein, um diesen Prozess zum Nutzen des afghanischen Volkes zu lenken. Eine ganz entscheidende Aufgabe dieser Regierung wird die Achtung und der Schutz der Menschenrechte aller Bürger des Landes sein, ob Mann, Frau oder Kind. Dafür muss auch gewährleistet werden, dass bisher ausgeschlossene Gruppen, vor allem die Frauen, an diesem Prozess uneingeschränkt teilnehmen können.

Ich wünsche Ihnen vollen Erfolg für dieses Treffen und ich ersuche Sie eindringlich, alles in Ihren Kräften Stehende zu tun, um dafür zu sorgen, dass ein Geist des Kompromisses und der Zusammenarbeit dem Volk von Afghanistan den Weg in eine hoffnungsvollere Zukunft öffnet.

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