UNIS/INF/274
12. August 2008

Vereinte Nationen helfen tausenden Vertriebenen
im Georgien-Konflikt

WIEN, 12. August (UNO-Informationsdienst) - Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat damit begonnen, mehr als 2.000 Menschen, die durch die Kämpfe in Südossetien vertrieben wurden, mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Auf Bitte der georgischen Regierung hat das WFP Nahrungsmittelrationen für jeweils zehn Tage an über 1.900 Vertriebene verteilt, die in Notunterkünften in der Hauptstadt Tiflis Schutz gesucht haben. "Die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen, steigt stündlich", sagte die für Georgien zuständige WFP-Direktorin Lola Castro. Allein in Tiflis sind inzwischen 2.750 Binnenvertriebene registriert worden.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ist wegen der Krise äußerst besorgt. Ban und viele Staats- und Regierungschefs äußerten ihre Bestürzung darüber, dass die Zahl der Opfer steigt. Ban forderte erneut, die Kämpfe sofort einzustellen.

Noch vor der fünften Sitzung des Sicherheitsrats zum Konflikt zwischen Georgien und Russland haben sich die Vertreter westlicher Staaten auf einen gemeinsamen Resolutionsentwurf geeinigt. In dem Papier wird unter anderem eine sofortige Waffenruhe in der Kriegsregion und ein umgehender Truppenrückzug gefordert.

Ob die Resolution durchgehe oder nicht, hänge "ausschließlich von Russland ab", sagte der amerikanische UNO-Botschafter Zalmay Khalilzad nach internen Beratungen in New York. Sein russischer Amtskollege Witali Tschurkin signalisierte umgehend Bedenken: "Ich kann mir nicht vorstellen, diese Resolution zu akzeptieren." Er kritisierte, dass sein Land an der Ausarbeitung des Texts nicht beteiligt war. Er sei aber bereit, an einem neuen Entwurf mitzuarbeiten.

Der Entwurf für die Resolution war unter der Federführung Frankreichs und mit deutscher Beteiligung erarbeitet worden. Wie der französische UNO-Botschafter Jean-Pierre Lacroix mitteilte, wird darin eine sofortige Waffenruhe in der gesamten Südkaukasus-Region gefordert. Alle Truppen sollen sich auf das Gebiet zurückziehen, auf dem sie vor Ausbruch der Kämpfe standen ("Status quo ante"). Zudem werde gefordert, die Souveränität und Unabhängigkeit Georgiens zu respektieren.

Bei der gemeinsamen Beurteilung der Situation in Gori durch WFP und den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) wurde die georgische Stadt, in der fast 40.000 Menschen lebten, am Sonntag fast verlassen vorgefunden.

UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres begrüßte Berichte, wonach zwei humanitäre Korridore gebildet werden sollen, damit Zivilisten die Konfliktregion verlassen können. Ein Korridor soll nach Nordossetien führen, der andere in das südliche Georgien. "Es ist jetzt entscheidend, dass die Flüchtlinge die umkämpften Gebiete rasch verlassen und die humanitären Helfer schnell Zugang zu ihnen bekommen können", sagte Guterres. "Der Konflikt hat bereits zivile Opfer verursacht und es drohen noch mehr zu werden. Es ist wichtig, dass humanitäre Organisationen in der Lage sind, die Betroffenen und Vertriebenen zu erreichen und dass denen, die in Konfliktgebieten festsitzen, die Durchreise zu sichereren Gegenden so schnell wie möglich gewährt wird. Es ist absolut notwendig, dass beide Seiten humanitäre Prinzipien respektieren und den Schutz und die Sicherheit der Zivilisten gewährleisten."

Nach Schätzungen des UNHCR wird die Zahl der Binnenvertriebenen auf 20.000 steigen. Ungefähr 5.000 Südosseten sind bereits in die benachbarte russische Region Nordossetien-Alanien geflohen. Nach Angaben des UNHCR, das in der nordossetischen Stadt Wladikawkas ein Büro unterhält, könnte es sofort humanitäre Hilfe leisten, sollten russische Behörden diese beantragen. Die Organisation hat sowohl in Georgien als auch in Russland Vorräte an Hilfsgütern.

UNHCR hat vor, dort grundlegende Hilfsgüter - außer Nahrungsmittel - und provisorische Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, wo sie benötigt werden. Das Flüchtlingshilfswerk hat außerdem bereits die Auffüllung seiner Vorräte aus seinem zentralen Notbestand veranlasst. Etwa 300 der am meisten Schutzbedürftigen, einschließlich Frauen und Kinder, die gerade aus Südossetien angekommen sind, wurden am Wochenende aus Gori zu sicheren Unterkünften in der Nähe von Tiflis gebracht. Dort erhielten sie sofortige Unterstützung durch UNHCR, WFP und andere humanitäre Organisationen, in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Flüchtlinge und Wohnwesen.

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