UNIC/337
2. April 2001
Mitten im heissen Klimastreit:
Klimabeirat diskutiert neueste wissenschaftliche Ergebnisse
NAIROBI, 30. März (UNEP) -- Nächste Woche wird der internationale Klimabeirat der Vereinten Nationen (IPCC) in Nairobi, dem Sitz des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), zusammentreten.
Die Wissenschaftler und Mitglieder des IPCC treffen sich, nachdem die Vereinigten Staaten die Erderwärmung und das Kyoto-Protokoll in Frage gestellt haben, auf das sich die Staatengemeinschaft 1997 zur Bekämpfung des Klimawandels geeinigt hat.
UNEP-Exekutivdirektor Klaus Töpfer sagte gestern: "Der IPCC hat uns erstklassige Daten über die steigenden Erdtemperaturen und ihre verheerenden Folgen geliefert und Wege aufgezeigt, wie wir den schlimmsten Konsequenzen begegnen können."
"Auch die zukünftige Arbeit des IPCC wird von großer Bedeutung sein. Unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse über Klimaerwärmung haben seit Kyoto erheblich zugenommen. Wir wissen jetzt, dass es den Klimawandel wirklich gibt und dass wir Menschen daran mitschuldig sind," betonte Töpfer.
"Die jüngsten wissenschaftlichern Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Klimaerwärmung sogar beschleunigt, was ernsthafte Konsequenzen für jeden von uns nach sich ziehen wird. Aber Regierungen, Industrie und nicht zuletzt die Zivilgesellschaft können diese Folgen bekämpfen. Bei UNEP sind wir überzeugt, dass solche Schritte unternommen werden können, ohne die jeweiligen Volkswirtschaften zu destabilisieren. Im Gegenteil: Der Kampf gegen den Klimawandel bedroht unseren Wohlstand nicht, sondern er eröffnet Chancen für neue Technologien und neue Märkte," erklärte der UNEP-Exekutivdirektor.
Dem Treffen des IPCC in der kommenden Woche in Nairobi komme daher neue Bedeutung zu: "Ich rufe alle Länder, die Zweifel an der Erderwärmung haben, dazu auf, uns diese mitzuteilen, damit der IPCC sie bei seinem Treffen ansprechen kann", forderte Töpfer. Als mögliches meues Forschungsfeld des IPCC nannte er die Auswirkungen der Treibhausgase auf die Ozonschicht.
Der von UNEP und der Weltorganisation für Metereologie (WMO) gemeinsam gegründete IPCC, will vom 4. bis 6. April seine jüngsten Berichte zum Klimawandel verabschieden. Regierungsvertreter, Beamte und Wissenschaftler aus aller Welt werden an diesem Treffen teilnehmen.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen des IPCC gehen auf das Kyoto-Protokoll ein, das vor vier Jahren in Japan unterzeichnet wurde. Das Protokoll fordert von den Industriestaaten, ihre Treibhausgasemissionen zwischen 2008 und 2012 im Durchschnitt um 5,2 Prozent senken. Bei der letzten Klimakonferenz im vergangenen November in Den Haag sind die Verhandlungen über die Umsetzung des Protokolls jedoch stecken geblieben.
"Bei den kommenden Klimaverhandlungen im Juli in Bonn haben die Staaten wieder die Möglichkeit, das Protokoll voranzubringen. Es ist ausserordentlich wichtig, dass die umweltpolitischen Aspekte dabei nicht verwässert werden", betonte Töpfer.
"Die Länder, die das Kyoto-Protokoll kritisieren, dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein flexibles Instrument handelt, das den Staaten verschiedene Möglichkeiten bietet, um den Ausstoss von Treibhausgasen auch unter ökonomischen Gesichtspunkten gewinnbringend zu verringern", sagte der UNEP-Exekutivdirektor.
Die Vereinigten Staaten hatten eingewendet, dass neben den Industrienationen auch die Entwicklungsländer zur Senkung der Emissionen beitragen müssten.
"Wir müssen im Kyoto-Protokoll festschreiben, dass die Entwicklungsländer bei der Verringerung des Kohlendioxidausstoßes durch die Industrieländer unterstützt werden. Dazu gehört der Technologietransfer sauberer Energien, wie sauberer Kohlekraftwerke, effizienterer Erdgaskraftwerke und erneuerbarer Energien, wie Solar-, Wind- und Biomassenenergie," erklärte Töpfer. "Wir können auch zu Hause und an unserem Arbeitsplatz einen Beitrag dazu leisten, indem wir Ernergie sparsamer und effizienter nutzen."
Töpfer wies auf den "Clean Development Mechanism" hin, den das Kyoto-Protokoll als Maßnahme des Technologietransfers vorzieht. Damit könne nicht nur der Klimawandel eingedämmt sondern auch ein Beitrag zur Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern geleistet werden.
UNEP-ExeklutivdirektorTöpfer verwies darauf, dass die Vereinigten Staaten, die etwa 25 Prozent der weltweiten Treibhausgase emitieren, nicht ignoriert werden dürften. "Die USA sind ein wichtiger Teil des Problems, aber ein ebenso wichtiger Teil seiner Lösung. Die Vereinigten Staaten können mit ihrer fortschrittlichen Technologie dazu beitragen, die Gefahren der Klimaveränderungen einzudämmen," sagte Töpfer.
"Ich fordere alle Staaten dazu auf, die Verhandlungen in Bonn wieder aufzunehmen und sich auf die Konditionen für eine Treibhausgasemission zu einigen, damit die Industriestaaten das Protokoll ratifizieren können," sagte Töpfer, Gleichzeitig rief er jedoch auch die Industrie und die Zivilgesellschaft dazu auf, nicht auf ein juristisch bindendendes Instrument zu warten.
"Wir können nur davon profitieren, wenn wir Kohlendioxidemissionen senken und uns weniger abhängig von Energie machen. Vertreter der Industrie und der Zivilgesellschaft stehen in der Verantwortung, sofort zu handeln und nicht zu warten, bis ein bindendendes Protokoll feststeht," betonte Töpfer.
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