UNIC/340
6. April 2001
Mehr als 170 Länder verabschieden in Bonn Empfehlungen zur Stärkung der Umsetzung der Wüstenkonvention
BONN, 6. April (UNCCD) - "Fast sieben Jahre nach ihrer Annahme ist die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNFCCD) dem Kindesalter entwachsen und zahlreiche Länder sind in die operative Phase ihrer Aktionsprogramme eingetreten", erklärte UNCCD-Exekutivsekretär Hama Arba Diallo zum Abschluss einer dreiwöchigen Tagung in Bonn, in deren Verlauf die Berichte der Vertragsstaaten überprüft wurden. "Die Konferenz der Vertragsstaaten sollte jetzt daran gehen, die in den betroffenen Ländern erzielten Fortschritte sorgfältig zu erörtern. Sieben Jahre sind keine lange Zeit, verglichen mit der Komplexität des UNCCD-Prozesses und der Größe der zu bewältigenden Aufgaben."
Vom 19. März bis 6. April tagten rund 250 Vertreter von Staaten, UNO-Organisationen sowie anderen internationaler Organisationen und Nichtregierungsorganisationen in Bonn in einer Ad-Hoc-Arbeitsgruppe (AHWG), in der 114 seit 1999 ausgearbeitete Berichte von Regierungen, sub-regionalen und regionalen Organisationen überprüft wurden.
Die Delegierten berieten dabei über neue Strategien und politische Rahmenbedingungen, die Umsetzung des Überprüfungsprozesses, finanzielle Mechanismen der Konvention und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Regionen.
Die afrikanischen Länder berichteten über positive Ergebnisse auf dem Gebiet der verstärkten öffentlichen Bewusstseinsbildung und der Einbindung der Zielgesellschaft. Als zentrale Herausforderung nannten sie nach wie vor die Aufbringung der erforderlichen Mittel. Auch der mangelnde Technologietransfer bereitete Sorge. Enttäuscht äußerten sich die afrikanischen Vertreter über die Reaktion der Industriestaaten, vor allem über das Ausbleiben konkreter Partnerschaftsabkommen. Die afrikanischen Vertragsstaaten sprachen sich für die Stärkung subregionaler und regionaler Einrichtungen aus, die an der Umsetzung der Konvention mitwirken. Sie traten auch für die weitere Unterstützung der Zivilgesellschaft und den Aufbau von Einrichtungen für Ausbildung und Unterricht ein.
Asien ist der Kontinent mit der größten Landmasse, die von der Wüstenbildung betroffen ist. Das Problem der Ernährungssicherheit wird durch das Bevölkerungswachstum dort besonders verschärft. Der Kontinent ist auch besonders anfällig für Naturkatastrophen. In diesem Zusammenhang verwiesen die asiatischen Vertragsstaaten auf die notwendigen makro-ökonomischen Maßnahmen zur besseren Erschließung und Nutzung von Naturvorkommen. Asien braucht ebenfalls mehr Technologietransfer und prüft zur Zeit verschiedene hochtechnologische Verfahren zur Entwicklung von Getreidesorten, die weniger dürreanfällig sind. Andere technische Verfahren werden für die Verbesserung der Wasserbewirtschaftung oder die Überwachung der geographischen Informationssysteme (GIS) benötigt. Aber diese Möglichkeiten sind bisher sehr ungleich verteilt.
Länder Lateinamerikas und der Karibik äußerten Besorgnis über die immer stärkere Bodendegradierung in ihrer Region und das häufigere Auftreten anhaltender und schwerer Dürreperioden. Die Länder wiesen besonders auf die notwendigen Synergien zwischen den Rio-Konventionen hin, die durch eine stärkere Einbindung der jeweiligen Nationalen Kontaktstellen erzielt werden sollten.
Im Hinblick auf die unzulänglichen Finanzmittel für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre sprachen sich die Entwicklungsländer mit Nachdruck für die Öffnung eines GEF-Fensters für die Umsetzung der Konvention aus. Dadurch soll "ein sehr ernster finanzieller Engpass" in der Umsetzung der Konvention überwunden werden. Außerdem forderten die Länder die dringende Schaffung eines Konsultationssystems auf Länderebene, das beim Abschluss von Partnerschaftsabkommen helfen soll.
Die der Konvention angehörenden Industriestaaten verwiesen auf ihre Bemühungen zur Unterstützung der Umsetzung des Abkommens und machten weitere diesbezügliche Vorschläge. Sie erläuterten ihre politischen Ziele auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit, die von ihnen unterstützten Sachgebiete und den geographischen Rahmen ihrer Interventionen und beschrieben einige der laufenden Maßnahmen eingehender. Einige Geberländer verwiesen auch auf zur Verfügung stehende Finanzmittel. Ein Geberstaat kündigte seine Bereitschaft an, sich bei der nächsten Wiederauffüllung der GEF maßgeblich für die Erhöhung der Finanzmittel zur Bekämpfung der Wüstenbildung einzusetzen. Die selbst von Wüstenbildung betroffenen Industriestaaten zeigten größere Bereitschaft, ihre Erfahrungen mit den betroffenen Entwicklungsländern zu teilen.
Dürre und Wüstenbildung werden durch den Klimawandel noch verschärft. Weltweit bedrohen sie das Leben von mehr als 1,2 Milliarden Menschen, die zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse auf Land und Boden angewiesen sind. Wüstenbildung und Dürre schwächen den landwirtschaftlichen Ertrag und gefährden Wohlstand und Gesundheit der Bevölkerung in mehr als 110 Ländern. Die daraus erwachsenden Gefahren sind ernst, denn es drohen Zwang zu Wanderungsbewegungen, überfüllte Städte, Spannungen und Konflikte.
Als rechtsverbindliches Instrument ist die Konvention aus der UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung hervorgegangen, die 1992 in Rio de Janeiro stattfand.
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