SG/SM/8238
15. Mai 2002

Generalsekretär Kofi A. Annan: Der wahre Wert der Artenvielfalt muss auch in die Handels- und Wirtschaftspolitik einfliessen!

Erklärung zum Internationalen Tag der Artenvielfalt, 22. Mai 2002

NEW YORK, 16. Mai (UNO-Hauptquartier) -- Der 22. Mai, der Tag der Annahme der Konvention über Artenvielfalt, wird aufgrund eines Beschlusses der Generalversammlung der Vereinten Nationen aus 2000 alljährlich als Internationaler Tag der Artenvielfalt begangen. Aus diesem Anlass hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan folgende Erklärung veröffentlicht:

Die Artenvielfalt ist eine der Säulen des menschlichen Lebens. Sie stabilisiert das Weltklima, erneuert die Fruchtbarkeit des Bodens und bringt Güter und Dienstleistungen hervor, die zu unserem materiellen Wohlbefinden beitragen. Aber nicht nachhaltige Produktions- und Konsummuster und sonstige schädliche Verhaltensweisen, die von Armut und anderen sozialen und wirtschaftlichen Faktoren noch weiter verschärft werden, vernichten unaufhaltsam und in beispiellosem Tempo wichtige Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten, deren Bestand von diesen Gewohnheiten abhängt.

Heute jährt sich zum 10. Mal die Annahme der Konvention über Artenvielfalt, des wichtigsten Rechtsabkommens, mit dem die internationale Staatengemeinschaft dieser Herausforderung entgegentreten will. Die Konvention hat sich als wirksames Instrument für die Ausarbeitung neuer Konzepte und Politikansätze erwiesen und zur Annahme von Programmen für die Erhaltung entscheidender Ökosysteme geführt. Sie hat den Weg zu einer breitest möglichen Beteiligung aller wichtigen Akteure - vor allem der indigenen und lokalen Gemeinschaften - geöffnet. Und sie hat nicht zuletzt entscheidende Erfolge bei der fairen und gerechten Aufteilung des Nutzens hervorgebracht, der aus dem Einsatz der genetischen Ressourcen entstand.

Diese Erfolge sind ein guter Grund, optimistisch zu sein, aber es bleibt noch immer viel zu tun. Der wahre Wert der Artenvielfalt muss von den Entscheidungsträgern anerkannt werden und gemeinsam mit anderen Umweltüberlegungen in die konkrete Handels- und Wirtschaftspolitik einfließen. Die Entwicklungsländer brauchen mehr Hilfe beim Aufbau von wirksamen Einrichtungen auf diesem Gebiet. Wälder und Fischbestände müssen nachhaltig bewirtschaftet werden.

An diesem Internationalen Tag der Artenvielfalt rufe ich alle Regierungen, die das noch nicht getan haben, zur Ratifizierung der Konvention und ihres Protokolls über biologische Sicherheit auf. Auf dem Wege zum Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung, der in diesem Spätsommer in Johannesburg stattfinden wird, fordere ich die gesamte internationale Gemeinschaft auf, sich dringend und auf kreative Weise mit den verheerenden Auswirkungen der Eingriffe des Menschen in die reiche Vielfalt des Lebens auseinander zu setzen, mit der wir Menschen diesen Planeten teilen.

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