Seit in der vergangenen Woche ein in monumentales, fünf Tonnen schweres Kunstwerk aus 7000 ausgemusterten Waffen mitten in der Rotunde des Vienna International Centre enthüllt wurde, sind UNO-Mitarbeiter, Diplomaten und Besucher gleichermaßen gefesselt von seiner Ausstrahlung. Die Waffenskulptur wurde von den kanadischen Künstlern Sandra Bromley und Wallis Kendal als Kommentar zur Kultur der Gewalt der modernen Gesellschaften geschaffen. Die Waffenskulptur ist Teil der Ausstellung "The Art of Peacemaking" ("Die Kunst des Friedenschaffens"), die auch ein Wandbild mit Fotografien von Kriegsopfern und verschiedenen Formen der Gewalt weltweit zeigt, sowie ein Schwarzes Brett und ein Gästebuch, in dem Besucher ihre Gedanken zur Ausstellung festhalten können. Die Eröffnung der Ausstellung am Sitz der Vereinten Nationen in Wien fiel mit dem Jahrestreffen des Akademischen Rates für das System der Vereinten Nationen (Academic Council on the United Nations System (ACUNS)) vom 3. bis 5. Juni zusammen, das sich mit "neuen Sicherheitsherausforderungen" auseinandersetzte.
Die zweite Ausstellung der Waffenskulptur in der UNO korrespondiert zeitlich mit dem vierten Treffen der Staaten zur Überprüfung der Durchführung des Aktionsprogramms gegen den unerlaubten Handel mit Kleinwaffen und leichten Waffen wird vom 14. bis zum 18. Juni in New York stattfinden. Seit der ersten Ausstellung in New York in 2001während der damaligen Kleinwaffen-Konferenz wurde die Skulptur auf drei Kontinenten gezeigt; 1,5 Mio. Besucher haben sie sich angesehen.
Laut Sandra Bomley sind bisher 150.000 Kommentare, Bilder und Gedichte am schwarzen Brett und im Gästebuch eingegangen. Nachrichten in fast allen Sprachen der Welt waren darunter.
In einer Rede bei der Eröffnungszeremonie sagte Unis Direktor Maher Nasser, die große Anzahl der Reaktionen der Zuschauer habe ihn am meisten beeindruckt. "In der Kunst geht es nicht nur Schönheit, sondern auch um emotionale Reaktionen, die einen Denkprozess anstoßen. Die heutige Ausstellung entlarvt die Mechanismen der Gewalt und deren hässliche Auswirkungen auf das menschliche Leben", so Nasser.
Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung umfasst der illegale Waffenhandel einen Marktwert von etwa 200 bis 300 Millionen Dollar pro Jahr oder etwa 20 Prozent des gesamten Waffenmarktes. Afrika, der profitabelste Markt für Waffenschmuggler, leidet darunter besonders.
Unter den Kommentaren, die die Besucher auf der Tafel neben der Skulptur hinterlassen haben, war auch einer des früheren Direktors der IAEA Hans Blix in dem er sagte "Kleinwaffen sind Massenvernichtungswaffen"; "Vielen Dank! Durch die Skulptur fühle ich mich irgendwie unwohl, und ich denke, das sollte ich auch" - Anonym; "13 Menschen sind in Cumbria UK gestorben. Waffengewalt kann ziellos sein und trifft oft Unschuldige" - Anonym; eine 8jährige schrieb "Frieden ist besser als Gewalt! Wenn es keine Gewalt gibt, könnten wir in Harmonie leben" - Razan.
Bisher sind erst 79 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen dem Zusatzprotokoll (zum Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität) gegen die unerlaubte Herstellung von Feuerwaffen, deren Teilen, Komponenten und Munition sowie gegen den unerlaubten Handel damit, das im Juli 2005 in Kraft getreten ist, beigetreten. Die Vertragsparteien verpflichten sich dazu, Rechtsvorschriften zu erlassen, um zu verhindern, dass Waffen in die falschen Hände fallen, Werbung für Waffen zu untersagen, Aufzeichnungen zu führen, um Waffenbesitz nachzuvollziehen, Maßnahmen zur Überwachung von Waffenhandel zu fördern, Waffendiebstahl zu verhindern, sowie grenzüberschreitende Polizeikapazitäten aufzubauen.
Die Waffenskulptur wird bis Ende Juni in der Rotunde des Internationalen Zentrums Wien ausgestellt sein und kann als Teil der Besucherführungen bei den Vereinten Nationen in Wien besichtigt werden