Wien, 4. Juni - "Die Rolle der Justiz bei der Förderung der Rechtsstaatlichkeit in friedenssichernden Missionen der Vereinten Nationen" - das war das Thema einer Spezialvorlesung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien anlässlich des Internationalen Tages der UN-Friedenstruppen (29. Mai).
Nach einer filmischen Einführung in die drei Komponenten der Rechtsstaatlichkeit - Polizei, Justiz und Strafvollzug -, gab die ehemalige Justiz- und Menschenrechtsberaterin bei UN-Missionen in Haiti und Osttimor, Virginia De Abajo Marqués, praxisnahe Einblicke in Arbeit von UN-Missionen, um die Rechtssysteme in den jeweiligen Ländern zu stärken.
Anhand von praktischen Beispielen und persönlichen Erfahrungen ging De Abajo Marqués, die derzeit als Criminal Justice und Crime Prevention Officer im Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in Wien (UNODC) arbeitet, gemeinsam mit den rund 50 Studentinnen und Studenten auf justizrelevante Fragen in der UN-Friedenssicherung ein: Was können UN-Missionen beitragen, um Gerichte funktionstüchtiger und Verfahren gerechter, transparenter zu machen? Wie geht man gegen Missstände im Rechtssystem vor? Wie kann die Ausbildung von Richtern und Rechtspersonal verbessert werden?
Strukturelle Herausforderungen vor Ort, wie etwa der Mangel an Elektrizität in Justizgebäuden, oder das Fehlen von vollständigen Gerichtsakten sowie politische Hürden für die Implementierung von Gesetzen, oder Abweichungen von internationalen Standards, wie etwa das Inhaftieren von Minderjährigen, kamen bei der lebhaften Diskussion mit den Studierenden ebenso zur Sprache wie erfolgreiche Projekte, die die Rechtssysteme im jeweiligen Land nachhaltig verbessern und stärken konnten. Die Wiedereröffnung der einzigen und für Jahre geschlossenen Rechtsakademie in Haiti mit Unterstützung der UN-Mission oder die Einführung von systematischem Monitoring von Gerichtsverfahren waren nur einige der genannten Beispiele.
Ingfried Schütz-Müller, Professor am Institut für Politikwissenschaft und Leiter der Vorlesungsreihe über Internationale Organisationen, freute sich über das rege Interesse und die aktive Mitarbeit der Studierenden und bedankte sich bei der Vortragenden und dem Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Wien für die Koordinierung der Spezialvorlesung.
Als Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit UNIS wird im Wintersemester 2011/12 am Institut für Politikwissenschaft erstmals eine Ringvorlesung mit UN-Experten der in Wien ansässigen UN-Organisationen als Vortragende angeboten.