Veranstaltungen

"Vertrau niemals den Polleros" - Ciné-ONU Wien zeigt Dokumentarfilm "Which Way Home"

Einer von zehn Migranten ist unter 15. Weltweit gibt an die 35 Millionen internationale Migranten, die jünger als 20 Jahre alt sind. Jedes Jahr greifen die Grenzkontrollen 100.000 Kinder auf, die versuchen, in die Vereinigten Staaten zu gelangen und jeden Tag wird ein toter Körper aus der US-amerikanischen Wüste in sein Heimatland irgendwo in Mittelamerika zurück geschickt. 

Anlässlich des Weltkindertages, der jährlich am 20. November begangen wird, zeigte der Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien in Zusammenarbeit mit this human world (THW) Film Festival und Topkino den Dokumentarfilm "Which Way Home" von Rebecca Camisa.

"Which Way Home" folgt verschiedenen unbegleiteten Kindern auf ihrem illegalen Weg von Mittelamerika in die Vereinigten Staaten auf einem mexikanischen Frachtzug, der allgemein "La Bestia" (Das Biest) genannt wird. Einige von den Kindern sind gerade mal neun Jahre alt.

Der Film zeigt starke Kontraste: rauchende Kinder, die den Mut und die Entschlossenheit von Erwachsenen haben, um ihren Weg bis zum Ende zu gehen. Die selben Kinder wurden in verschiedenen Momenten während ihrer Reise gezeigt: lachend mit anderen Kindern am Spielplatz oder weinend und von Heimweh geplagt, sobald sie an ihre Familien zu Hause dachten.

Alle Kinder, die gefragt wurden, wie sie sich ihr Zielland vorstellen, beschrieben die Vereinigten Staaten als Land, in dem Milch und Honig fließen. Norbert Ceipek, Direktor der Jugendwohlfahrsstelle "Drehscheibe" im Eltern-Kind-Zentrum des Wiener MAG ELF, meinte, es sei wichtig zu betonen, dass diesen "Milch und Honig"-Vorstellungen bereits im Ursprungsland entgegengewirkt wird. Gerade zurück von einer Reise nach Moldawien, ein klassisches Entsendeland, sagte er, dass Migrantenschmuggler üblichweise ihre Opfer locken, indem sie ihnen ein Leben wie jenes im Fernsehen versprechen. Er betonte, wie wichtig es sei, Bewusstsein zu schaffen, dass das Leben im Westen nicht den bunten Werbungen, die sie zu Hause sehen, entspricht, sondern dass Prostitution und Ausbeutung oft die Realität ist, die sie nach ihrer Ankunft erwartet.

Das Publikum wollte wissen, wie man Migrantenschmuggel begegnen kann und was getan werden kann, um die Migranten zu schützen. Im Film behandeln die mobilen humanitären Einheiten "Grupos Beta" die Verletzungen der Reisenden, geben ihnen zu essen und überzeugen sie, den "polleros" nicht zu vertrauen. "Polleros" ist ein mexikanischer Ausdruck für Migrantenschmuggler und heißt soviel wie "chicken wrangler" - Migranten werden als Hühner betrachtet, die von einem Ort zu einem anderen transportiert werden.

Ähnlich wie diese Einheiten kümmert sich auch die "Drehscheibe" um unbegleitete Minderjährige. Sie bildet auch in anderen Ländern Sozialarbeiter aus und baut Kapazitäten aus Regierungsmitarbeitern auf, um zu gewährleisten, dass die Gesetze vollstreckt werden. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen können ihren Beitrag leisten, so Ceipek, in dem sie die Wahrnehmung von Migranten in der Bevölkerung verändern.

Vassiliy Yuzhanin vom Wiener Regionalbüro für Südosteuropa der International Organization for Migration (IOM) sagte, dass ein umfassendes Konzept notwendig sei, um Migration sicher zu machen. Migrantenschmuggel ist ein Geschäft, das jedes Jahr Milliarden-Dollar-Profite lukriert. IOM arbeitet an den eigentlichen Ursachen für Migrantenschmuggel und weist die Regierungen der Bestimmungsländer darauf hin, dass ein Bedarf an Migranten herrscht, und dass auf Angebot und Nachfrage geachtet werden muss, um die kriminellen Akteure daran zu hindern, ihre Opfer auszubeuten.

Irene Höglinger-Neiva vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien, die die Diskussion moderierte, verwies auf den Hochrangigen Dialog der Generalversammlung über Migration und Entwicklung, der vor kurzem während der Eröffnung der 68. Tagung der Generalversammlung stattgefunden hat. Sie betonte wie wichtig es sei, die Beziehung zwischen Migration und Entwicklung zu verstehen. Vassily Yuzhanin, der darauf verwies, dass Migranten jedes Jahr 400 Milliarden US-Dollar in ihre Heimatländer überweisen und das dieses Geld 40 Prozent des BIP mancher Länder entspricht, sagte, dass eine positive Wechselbeziehung zwischen Migration und Entwicklung besteht.

Alle Redner begrüßten internationale Initiativen wie den Hochrangigen Dialog. Wie  Vassily Yushanin vom IOM bemerkte, wurde Migration bis vor einigen Jahren als rein interne Angelegenheit gesehen. Trotzdem beklagten beide Podiumsteilnehmer die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Regierungen und der Zivilgesellschaft. Sie forderten einen breiteren Dialog über Migration zwischen Regierungen und den NGOs, die oft als "Stimme der Migranten" agieren.

Vassily Yushanin sagte zum Abschluss: "Wir müssen Migration legalisieren und die Würde und Sicherheit aller Migranten garantieren. Nur dann werden Kinder nicht so reisen müssen und sich stattdessen ihrer Kindheit erfreuen können".