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"Ich möchte meinen Weg auf der Welt selbst finanzieren" - Ciné-ONU Wien zeigt den Dokumentarfilm "A Whole Lott More"

TJ leidet an zerebraler Kinderlähmung und sitzt im Rollstuhl. In Gebärdensprache sagt er "ich möchte meinen Weg auf der Welt selbst finanzieren". Menschen mit Behinderungen repräsentieren die größte und am meisten benachteiligte Gruppe der Welt und TJ ist einer von ungefähr fünf Millionen Amerikanern, die mit Behinderungen leben. Er arbeitete für Lott Industries, einer der erfolgreichsten Arbeitsplätze für Menschen mit Entwicklungsbeeinträchtigungen. Der Dokumentarfilm "A Whole Lott More" von Victor Buhler erzählt die Geschichte von TJ und Lott Industries, der am 2. Dezember 2013 vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien in Zusammenarbeit mit 'this human world' (THW) Film Festival und Topkino gezeigt wurde. Anlass war der Internationale Tag für Menschen mit Behinderungen, der jedes Jahr am 3. Dezember begangen wird. Der Film war Teil der regulären Vorführungen von Cine-ONU Wien.

Der Film befasst sich mit den Schwierigkeiten von Lott Industries, die 1.200 Jobs in der Fertigung für Beschäftigte mit Behinderungen vergab und  erfolgreich in der Autoindustrie bis zu deren Kollaps im benachbarten Detroit konkurierte. Seither kämpft Lott mit dem Erhalt des Unternehmens. Der Film untersucht auch die weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Er konzentriert sich auf TJ, Kevin und Wanda, die verschiedene Behinderungen haben, aber den Eifer zu arbeiten teilen, und er zeigt ihre bewundernswerte Widerstandsfähigkeit und gibt ein Beispiel für bessere Beschäftigungsmöglichkeiten für alle.

Dem Film folgte eine Podiumsdiskussion mit Hansjörg Hofer, dem Leiter der Sektion für Behindertenangelegenheiten im österreichischen Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz; Stephan Spatt, Teamleiter Human Resources & Organisationsentwicklung von Licht für die Welt; und UNIS-Direktor Janos Tisovszky.  

Direktor Tisovszky betonte den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen und informierte, dass die Vereinten Nationen ein hochrangiges Treffen über Behinderungen und Entwicklung (High-Level Meeting on Disability and Development (HLMD)) während der 68. Generalversammlung abhielten, um Behinderung in die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) aufzunehmen und die Ziele der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen.

Hansjörg Hofer erklärte, dass die österreichische Behindertenpolitik die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen über den nationalen Aktionsplan für Behinderungen umsetzt, der 250 Maßnahmen für  gleiche Beschäftigungsmöglichkeiten und finanzielle Sicherheit  für Menschen mit Behinderungen umfasst.  Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten müssen eine Vier-Prozent-Quote für Menschen mit Behinderungen erfüllen. Hofer sagte, dass die Unternehmen konkrete Ziele und zeitliche Rahmen für die Erreichung dieser vier Prozent  Behindertenbeschäftigung setzen müssen. Anders als in den USA erhalten Menschen mit Behinderungen in Österreich ein Mindestgehalt, von dem ein Teil von der österreichischen Regierung bezahlt wird. Diese Menschen sind daher nicht auf ihre Familien angewiesen.

"Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung zu stellen, ist immer eine Geldfrage, aber die größte Herausforderung ist, das Bewusstsein der Menschen zu ändern", sagte Hofer weiter. "Der heutige Arbeitsmarkt bedeutet nicht mehr länger den beruflichen Werdegang auf Jobs abzustimmen, deshalb müssen Menschen mit Behinderungen Unternehmen überzeugen, dass sie arbeiten und Geld verdienen können, so wie andere auch."

Stephan Spatt sagte, dass eine integrative Gesellschaft, die Menschen mit Behinderungen einschließt, schon im Kindergarten beginnen muss und das Bildungssystem sollte Menschen mit Behinderungen nicht vom regulären Schulsystem ausschließen. Nachdem westliche Länder so viele Jobs nach Indien oder andere Entwicklungsländer ausgelagert haben, ist es wichtig, die Bildung zu verbessern, um ausgezeichnete Job-Kandidaten zu bieten. Österreich hat sein Bildungsprogramm noch nicht an den Arbeitsmarkt angepasst. Noch hat es Menschen mit Behinderungen nicht ins Bildungssystem aufgenommen. 

So wie der Film zum Handeln aufrief tat es auch das Podium von Ciné-ONU. Viele Menschen mit Behinderungen werden vernachlässigt und sozial ausgeschlossen. Wir brauchen neue Wege, um Menschen wie TJ, Kevin und Wanda zu helfen, ihren Traum von der finanziellen Unabhängigkeit zu erreichen, so wie andere auch.