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Ciné-ONU Filmvorführung: "McCullin"
"Ich muss dafür sorgen, dass es sie mitten ins Herz trifft"

"Ich muss dafür sorgen, dass sie meine Bilder, wenn sie sie nach dem Frühstück am Sonntagmorgen sehen, mitten ins Herz treffen". So beschrieb Don McCullin, einer der angesehensten noch lebenden Fotojournalisten, einst den Zweck seiner Arbeit.

Der Dokumentarfilm "McCullin" zeigt die 30-jährige Karriere des Engländers, während der er kriegerische Auseinandersetzungen und humanitäre Krisen auf allen Kontinenten der Welt in Bildern festhielt und dabei nicht selten historische Momente einfing. Von 1964 bis1984 war er der Starfotograf der Sunday Times of London und dokumentierte alle wichtigen Ereignisse dieser Zeit, vom Bürgerkrieg in Zypern über den Vietnam-Krieg, die Hungerblockade in Biafra bis hin zur Notlage der Obdachlosen im London der Swinging Sixties.

McCullins Bilder lassen einen alles andere als kalt. Sie sind düstere Mahnmale menschlicher Grausamkeit. Die "Spielregeln haben sich mittlerweile verändert" und Zeitungsredakteure würden keinesfalls derartige Fotos, die die Wirklichkeit roh und völlig ungefiltert darstellen, veröffentlichen. Der Film macht den ZuseherInnen bewusst, mit welchen körperlichen und emotionalen Belastungen sich Fotojournalisten in Kriegsregionen konfrontiert sehen. McCullin ruft sich im Laufe der Dokumentation viele seiner inneren Konflikte ins Gedächtnis und beschreibt, wie er in seiner Dunkelkammer - trotz seiner Liebe zur Fotografie - von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird.

"McCullin" wurde am 28. April 2014 als Teil der monatlichen Ciné-UNO Vienna-Filmvorführungen gezeigt, die vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien in Zusammenarbeit mit dem this human world (THW)-Filmfestival und Topkino organisiert werden. Die Vorführung fand anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit statt, welcher jährlich am 3. Mai begangen wird.

An der darauf folgenden Podiumsdiskussion nahmen Mona Mairitsch, stellvertretende Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Kriegsberichterstatterin Petra Ramsauer sowie Martin Nesirky, Direktor des Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS) Wien, als Moderator,  teil.

In der Diskussion richteten die drei den Fokus auf die Sicherheit von Journalisten und stellten einstimmig fest, dass die Zahl ermoderter Journalisten, die sich der Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen, Korruption und anderer illegaler Aktivitäten verschrieben haben,  weitaus höher ist als jene von Kriegsberichterstattern. Mona Mairitsch machte darauf aufmerksam, dass laut UNESCO in den letzten zehn Jahren mehr als 600 Journalisten und Medienschaffende ihr Leben lassen mussten. Um dieser Gewalt ein Ende zu setzen, entwickelte die UNO den "Aktionsplan zur Sicherheit von Journalisten und zur Frage der Straflosigkeit" , dessen Ziel in der Wahrung der Meinungsfreiheit sowie der Schaffung einer sicheren und uneingeschränkten Arbeitsumgebung für Journalisten und Medienschaffende besteht.  Bezug nehmend auf die kürzliche Ermordung einer Associated Press-Kriegsfotografin in Afghanistan erklärte Petra Ramsauer, sie sei überzeugt, dass dieser Anschlag mit der Absicht verübt worden sei, westliche Journalisten, insbesondere Frauen, einzuschüchtern und aus dem Land zu vertreiben.

Die Diskussionsteilnehmer widmeten sich außerdem der Frage, ob Kriegsfotografie einer Daseinsberechtigung bedürfe und ob  die Veröffentlichung verstörender Bilder irgendeinen positiven Effekt erziele. Auch in diesem Punkt waren sich alle einig, dass Kriegsfotografie die Machte habe, Veränderung herbeizuführen. Zwar bietet sich dem Betrachter von Kriegsbildern ein schmerzhafter Anblick, der mitten ins Herz trifft und womöglich auch nachts nicht loslässt, doch genau dies soll erreicht werden.