Im Jahr 2011 erklärte die Republik Südsudan ihre Unabhängigkeit und wurde damit zur jüngsten Nation der Welt. Nach einem 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg, der 2 Millionen Menschenleben forderte, waren die Hoffnungen und Erwartungen groß. Aber wie kann aus dem Nichts ein Staat geschaffen werden? "State Builders" begleitet Lisa Grande, eine resolute UN-Vertreterin, sowie Riek Machar, den neu ernannten südsudanesischen Vize-Präsidenten, bei ihren Bemühungen, die Theorie in die Praxis umzusetzen und der jungen Demokratie auf die Beine zu helfen.
Der Film führt die einzelnen Schritte auf dem Weg zur Schaffung staatlicher Strukturen vor Augen und lässt dabei den internen Konkurrenzkampf zwischen Präsident und Vize-Präsident nicht unbeleuchtet. Die Schwierigkeiten, die sich zu Beginn offenbaren, vermitteln ein starkes Gefühl der Ungewissheit. Der neue Staat sieht sich in verschiedensten Bereichen mit großen Herausforderungen konfrontiert, unter anderem in der Bildung (42 Prozent der Staatsbediensteten haben nur einen Grundschulabschluss), im Wirtschaftssektor ( lediglich 12 Prozent der Bevölkerung sind bezahlte Arbeitskräfte), im Bereich Finanzen (nur 1 Prozent der Haushalte verfügt über ein Bankkonto) und im Gesundheitswesen (nur ein Viertel der Bevölkerung hat Zugang zu medizinischer Versorgung).
Der Film verdeutlicht, dass Sicherheit und Stabilität Grundvoraussetzungen für den Aufbau eines funktionsfähigen Staates darstellen. Zwar bedarf die Realisierung dieser Ziele große Anstrengungen, aber sie sind nicht völlig unerreichbar. Als Zuseher hat man die Möglichkeit, Zeuge der Geburt eines neuen Staates zu werden, der zur Gänze auf die Hilfe der internationalen Gemeinschaft angewiesen ist. Die Dokumentation zeigt nicht nur die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft auf politischer Ebene, sondern auch in praktischen Belangen, Ausstattung, alltägliche Prozesse und Staatsstrukuren betreffend.
"State Builders" wurde am 19. Mai 2014 als Teil der monatlichen Ciné-UNO-Filmvorführungen gezeigt, die vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien in Zusammenarbeit mit dem Filmfestival this human world (THW) und Topkino organisiert werden. Die Vorführung fand anlässlich des Internationalen Tages der UN-Friedenstruppen statt, welcher jährlich am 29. Mai begangen wird.
An der darauf folgenden Podiumsdiskussion nahmen Beatrix Attinger Colijn, die langjährige Erfahrung im Bereich der UN-Friedensmissionen aufweist; Barbara Busch, Teamleiterin für die Region Afrika des Österreichischen Roten Kreuzes; General (ret.) Günther Greindl, Präsident der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper sowie Martin Nesirky, Direktor des Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS) Wien, als Moderator, teil.
Beatrix Attinger Colijn betonte den einmaligen Charakter des Staatsaufbaus im Südsudan und machte darauf auferksam, dass es sich um ein Land handle, das eine nationale Identität erst noch schaffen müsse. Man müsse außerdem im Auge behalten, dass Staaten unterschiedlich funktionieren und dass das europäische Modell von Demokratie vielleicht nicht die ideale Lösung für den neugeborenen Staat darstellt. Barbara Busch sprach die Herausforderungen, mit denen sich das Österreichische Rote Kreuz im Südsudan konfrontiert sieht, an und wies auf die Diskrepanz zwischen den Kapazitäten der Organisation und den Bedürfnissen der Bevölkerung hinsichtlich des Zugangs zu Trinkwasser sowie der Nahrungsmittel- und medizinischen Versorgung hin. Das Rote Kreuz versucht einerseits seine südsudanesischen Partner zu stärken, erbringt aber andererseits alle notwendigen Leistungen. Laut Busch ist es nahezu unmöglich, beiden Aufgaben gleichzeitig gerecht zu werden, jedoch liege die Macht Veränderungen herbeizuführen in den Händen der Bevölkerung. General Greindl brachte ein, dass der Schutz von Zivilisten erst seit Kurzem Bestandteil von Friedenssicherungseinsätzen sei und dass die UNO seit den 1990er Jahren über ein gut ausgearbeitetes System zur Krisenbewältigung verfüge. Dieses besteht aus drei Komponenten - Friedensschaffung, -sicherung und -konsolidierung - welche seiner Meinung nach im Film gut zum Ausdruck kamen.
"State Builders" bringt klar zum Ausdruck, dass nur dann ein langfristig stabiler und sicherer Staat entstehen kann, wenn man der Bevölkerung Gehör schenkt, ihr Wissen nutzt und somit auf den im Land bereits bestehenden Stärken aufbaut.