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'Die Geschichte liegt im Eis' - Ciné-ONU-Filmvorführung von "Chasing Ice"

In seiner Dokumentation "Chasing Ice" setzt sich der passionierte Umwelt-Fotograf James Balog lebensgefährlichen Situationen und extremen Bedingungen aus, um kraftvolle und beeindruckende Aufnahmen von Gletschern festzuhalten, die aufgrund des Klimawandels schmelzen.  

Balog's Bestreben, die "größte Geschichte, der die Menschheit gegenübersteht", zu visualisieren begann 2005, als ihn ein Auftrag der National Geographic in die Arktis Islands führte. Bestürzt über die alarmierenden Veränderungen im Eis startete er 2007 mit dem Extreme Ice Survey (EIS), einem Fotoprojekt, das mit Hilfe von Zeitrafferkameras über einen Zeitraum von mehreren Jahren die rasanten Veränderungen in den Gletschern der Arktis dokumentiert.

Gemeinsam mit seinen Begleitern begann er eine waghalsige Mission, bei der sie sich den extremsten Wetterbedingungen aussetzen mussten, schwere technologische Rückschläge in Kauf nehmen mussten und ihrer eigenen Vergänglichkeit ins Auge blickten. Seine Willensstärke zeigt sich eindrucksvoll, als er die eisigen Gletscher trotz einer ernsten Knieverletzung besteigt und sich an seine Krücken klammert,  nur um diese beeindruckenden Bilder machen zu können. Für James Balog wurde diese Mission zu einer "niemals endenden Suche" in einem verzweifelten Versuch, die Aufmerksamkeit der Welt auf die größte Bedrohung der Menschheit zu lenken.

Der Film berührt die Zuschauer bis ins Mark, seine atemberaubend schönen und zugleich erschreckenden Bilder lassen einen ängstlich und nachdenklich zurück. Aber genau dies bezweckt der Film - die Menschen brauchen eindeutige Beweise, um den Ernst der Lage anzuerkennen. "Die Zeit rennt", warnt uns James Balog. "Wir sind in einer Zeit des globalen apokalyptischen Wandels und die Menschen verursachen ihn".

"Chasing Ice" wurde am 2. Juni 2014 als Teil der monatlichen Filmvorführungsreihe Ciné-ONU Wien vorgestellt, die vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Kooperation mit This Human World (THW) Film Festival und Topkino organisiert wird. Die Vorstellung stand in Zusammenhang mit dem Weltumwelttag, der jährlich am 5. Juni begangen wird.  

An der anschließenden Diskussionsrunde nahmen der Leiter des österreichischen Amtes für Luftqualität und Klimawandel, Helmut Hojesky; die Leiterin des Zentrums für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, Helga Kromp-Kolb; der Leiter des UNEP Liaison Office Wien, Harald Egerer, und der Direktor von UNIS Wien, Martin Nesirky, als Moderator teil.

Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es keine wissenschaftlichen Zweifel an der Existenz des Klimawandels gibt. In Bezug auf die Bekämpfung des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf unsere Erde passiere noch viel zu wenig und wir wären noch weit von der Lösung des Problems entfernt, sagte Helmut Hojesky. Harald Egerer betonte die Bedeutung einer internationalen Übereinkunft, merkte jedoch an, dass die Suche nach einem globalen Konsens, der zu tatsächlichen Aktionen führe, ein steiniger Weg sei.

Helga Kromp-Kolb ist der Meinung, dass die Wurzel unseres Problems in der Wirtschaft liegt und betonte die Notwendigkeit einer Wertediskussion und des Überdenkens unserer Prioritäten. Sie meinte, dass "jeder als Individuum etwas tun kann, um eine Veränderung zu bewirken, indem er ein bewussteres Leben führt", und sprach damit einen wichtigen Punkt an. Der Wandel liegt nicht alleine in den Händen der Politiker, sondern beginnt mit der Tat eines einzelnen Menschen. Dies kann die heldenhafte Arbeit eines Fotografen sein, der beim Versuch, die Menschen aufzuwecken, sein Leben aufs Spiel setzt, oder die Entscheidung eines einzelnen Menschen, das Auto stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zu fahren. Wie James Balog sagte: "Wenn meine Kinder mich eines Tages fragen, was ich tat als ich wusste, dass der Klimawandel stattfindet und dass wir ihn stoppen könnten … möchte ich sagen können, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe."