"Der Aufgabenbereich der Vereinten Nationen wurde wesentlich durch die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust geprägt. Wir schützen benachteiligte Menschen, setzten uns für die grundlegenden Menschenrechte ein und wahren den Frieden und die Würde jeder einzelnen Person." Mit dieser Erklärung richtete der Generalsekretär der Vereinten Nationenen, Ban Ki-moon anlässlich des Internationalen Tages zum Gedenken an die Opfer des Holocaust am 27. Januar einen Appell an die Welt.
An diesem Tag vor siebzig Jahren wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Unter dem Titel "Freiheit, Leben und Erbe der Holocaust- Überlebenden" zeigte der Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) in Wien gemeinsam mit der Ständigen Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen am 26. Januar den Dokumentarfilm "May your memory be love - The story of Ovadia Baruch" im Rahmen der all monatlichen Ciné-ONU Filmvorfürhungen.
Der Film erzählt die Geschichte eines jungen griechischen Juden aus Thessaloniki, Ovadia Baruch, der gemeinsam mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde. Er überlebte trotz unmenschlicher Bedingungen. Die Liebesgeschichte von Ovadia Baruch und der jungen Jüdin Aliza Tsafari begann im Konzentrationslager und entwickelte sich zu einer lebenslangen Beziehung. Die Geschichte bekräftigt den Sieg der Menschlichkeit über den Horror des Holocaust.
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen die griechische Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Wien, Chryssoula Aliferi, und Professor Heidemarie Uhl, Historikerin und leitende Wissenschaftlerin am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften teil.
"Der heutige Tag, an dem wir der Opfer des Holocaust gedenken, zeigt uns den Sieg des Lebens, der Liebe und Humanität über die dunkle Seite der Menschheit", sagte Botschafterin Aliferi am Beginn der Podiumsdiskussion. Sie betonte, dass Griechenland während des Zweiten Weltkrieges 10 Prozent seiner Bevölkerung verlor und fast die ganze jüdische Gemeinde von Thessaloniki umkam. Die Stadt war wegen ihrer kosmopolitischen Bevölkerung und der großen jüdischen Gemeinde Ziel des Nazi-Regimes. Heutzutage gibt es eine wahre Renaissance des jüdischen Lebens in Thessaloniki: Schulen haben wieder geöffnet, Bücher werden veröffentlicht, es wird über den Holocaust recherchiert und die Menschen sprechen mit der Welt darüber. "Wir ermutigen junge Menschen, sich über die Geschichte der Stadt zu informieren und organisieren regelmäβig Exkursionen nach Auschwitz-Birkenau", fügte Botschafterin Aliferi hinzu.
Professor Heidemarie Uhl stellte die wichtige Frage: Wie können wir verhindern, dass Museen und Holocaust-Gedenkinitiativen verstauben und in Vergessenheit geraten? Wie können wir die Erinnerungen von Opfern des Holocaust an die nächste Generation weitergegeben?
"Wir brauchen die Geschichten der Holocaust-Überlebenden, keine Zahlen und Statistiken. Die persönlichen Geschichten Einzelner und die jeweiligen Orte ermöglichen uns eine emotionale Erfahrung. Wir müssen die Erinnerung an die schreckliche Zeit aufrechterhalten", sagte Uhl, um die Erinnerungen der Holocaust-Opfer am Leben zu erhalten.
Sie betonte weiters: "Wir können keine sozialen Probleme ohne Bildung lösen. Wir müssen uns immer daran erinnern, was Frieden, Demokratie und Zivilrechte bedeuten, warum die Vereinten Nationen und die Europäische Union gegründet wurden."
Der Film "May your memory be love - The story of Ovadia Baruch" ist Teil des "Witnesses and Education"-Projektes der 'International School for Holocaust studies' und dem Multimedia Centre der Hebrew University in Jerusalem. Holocaust-Überlebende erzählten für dieses Projekt ihre Lebensgeschichten vor, während und nach dem Holocaust, an den Orten des Geschehens.