Vor 130 Jahren trafen sich die Kolonialmächte auf der Berliner Konferenz, um ihre territorialen Ansprüche auf den afrikanischen Kontinent auszuhandeln. Die Konferenz war der Höhepunkt dessen, was als "Wettlauf um Afrika" bekannt ist. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt, um die Herausforderungen des heutigen Afrika besser zu verstehen.
Jetzt, 130 Jahre später, wurde die Berliner Konferenz im Vienna International Centre von Studierenden der Universität Wien nachgestellt. Die simulierte Konferenz war der Abschluss einer intensiven Recherche und Vorbereitungsphase. Ein ganzes Semester lang hatten sich die Studenten mit der geopolitischen Situation des 19. Jahrhunderts auseinandergesezt, um selbstbewusst die Interessen ihres zugeteilten Landes bei der Konferenz vertreten zu können - einige erschienen sogar in Kostümen.
Die Berliner Konferenz wurde so authentisch wie möglich nachgestellt, obgleich mit einer wesentlichen Veränderung. Viele afrikanische Staaten, die bei der eigentlichen Konferenz nicht anwesend waren, bekamen diesmal eine Stimme. Die Einbeziehung dieser neuen Akteure hat sich auf die Dynamik der Verhandlungen ausgewirkt. Eine Teilnehmerin bemerkte, dass die Kolonialmächte - mit den Interessen der kolonisierten Völker konfrontiert - Schwierigkeiten hatten, sich zu einigen und einen Block zu bilden.
Der Vortragende der Lehrveranstaltung "Internationale Entwicklung im historischen Kontext" und Moderator der Verhandlungen, Wolfgang Gruber, wollte, dass die Studierenden untersuchen, was bei der Berliner Konferenz hätte passieren können. Durch den erweiterten Rahmen der Konferenz mussten die Studenten nicht nur die historische Position ihres Landes vertreten, sondern sich auch den neuen Herausforderungen anpassen, die durch die zusätzlichen Stimmen entstanden.
In ihrer Eröffnungsrede sagte die Stellvertreterin des Direktors des Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS), Anne Thomas, dass Afrika "seit den Tagen der Berliner Konferenz einen langen Weg zurückgelegt hat". Sie wies sowohl auf die Entkolonialisierungsarbeit der Vereinten Nationen als auch den Fortschritt hin, den afrikanische Staaten im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele gemacht haben.
Im Vienna International Centre finden oft simulierte Konferenzen statt, vor allem die Model United Nations Events. Simulationen bieten für die Teilnehmer eine ausgezeichnete Möglichkeit, analytische Fähigkeiten zu entwickeln während sie ein UNO-Thema diskutieren.