"Ich glaube nicht, dass wir die Welt verändern können. Ich denke, dass wir uns verändern und das verändert die Welt ", sagt Susie Crate. Sie ist eine der Protagonisten des Dokumentarfilms "The Anthropologist", der weltweit die Auswirkungen des Klimawandels auf indigene Völker zeigt. Direkt nach seiner Premiere auf dem DOC NYC Film Festival am 13. November 2015 wurde er auf der Klimakonferenz COP21 in Paris 2015 gezeigt und jetzt am 26. September 2016 bei Ciné-ONU Wien.
Der Film folgt den parallelen Geschichten von zwei bekannten Anthropologinnen; Margaret Mead, die Kulturanthropologie in Amerika populär gemacht hat; und Susie Crate, eine Umweltanthropologin. Der Film wird aus der Perspektive ihrer Töchter erzählt. Mead und Crate zeigen eine Faszination dafür, wie Gesellschaften gezwungen sind, die Störungen ihrer traditionellen Lebensweisen zu bewältigen, sei es durch Begegnungen mit der Außenwelt oder die Auswirkungen eines noch nie da gewesenen Wandels aufgrund von schmelzendem Permafrost, Rückzug der Gletscher und steigenden Gezeiten. Crates Tochter Katie sowie Margaret Meads Tochter Mary, die heute 76 Jahre alt ist, bieten nicht nur einen neuen Blick auf Anthropologie, sondern auch auf die Herausforderungen des Klimawandels. "The Anthropologist", der über einen Zeitraum von sieben Jahren gefilmt wurde, ist eine Meditation über Veränderung, sowohl individuell als auch gesellschaftlich.
Im Anschluss an die Vorführung gab es ein Gespräch mit Co-Regisseur Seth Kramer, Prof. Peter Schweitzer vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, und Johanna Kuchling, Campaignerin und Projektkoordinatorin von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Der Direktor des Informationsdienstes der Vereinten Nationen in Wien (UNIS), Martin Nesirky, moderierte die Diskussion.
Seth Kramer sprach über den Filmdreh und die besondere Herausforderung, mit einem Teenager zu arbeiten. Einmal musste er seinen Weg zu einem sibirischen Dorf mitten im Nirgendwo finden - eine der Stationen, wo Susie forschte. Als er endlich ankam, entschied sich Katie, Susies Tochter , dass sie einen schlechten Tag hatte und wollte nicht vor der Kamera stehen. Er erzählte, dass es riskant sein kann, eine Dokumentation über ein ernstes Thema wie den Klimawandel zu drehen, weil man nie weiß, wie es vom Publikum aufgenommen wird. Und fügte hinzu: "Auch wenn der Klimawandel ein ernstes Thema ist, ist der Film an manchen Stellen lustig und wurde nicht in einem Vakuum hergestellt." Die Geschichte ist nicht nur tragisch und ohne Hoffnung. Der Film zeigt: "Menschen haben die Fähigkeit zur Veränderung", was für ihn interessant war wähend der Dreharbeiten herauszufinden.
Professor Schweitzer sprach über die Herausforderungen Anthropologe zu sein. "Sie müssen bereit sein ein Kind zu sein, das lernt. Es gibt keinen Ort, an dem es einfach ist, also müssen Sie bereit sein, sich zu erniedrigen." Er sprach über seine Erfahrungen vor Ort und wie wir die Auswirkungen des Klimawandels bewältigen können: "Wenn uns irgendetwas retten wird, dann sind es lokale Innovationen."
Johanna Kuchling von der Gesellschaft für bedrohte Völker rückte das Bewusstsein über die Situation der indigenen Völker in den Blick und ermahnte, dass wir vorsichtig sein müssen, wenn wir uns ihren Kommunen nähern: "Indigene Völker haben bereits nachhaltige Wege, ihr Land zu nutzen. Wir müssen dieses Wissen annehmen, denn wir können viel von ihnen lernen."
Die Vorführung in Wien war die Österreich-Premiere von "The Anthropologist" und wurde vom Informationsdienst der Vereinten Nationen in Wien (UNIS) in Zusammenarbeit mit der Ständigen Vertretung der Vereinigten Staaten von Amerika bei den Vereinten Nationen (Wien), This Human World ( THW) Film Festival und Topkino organisiert.