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Vier mutige Frauen in Ruanda verändern die Wahrnehmung von Vergewaltigung - Ciné-ONU Wien Filmvorführung von 'The Uncondemned'

WIEN, 6. März 2017- Anlässlich des diesjährigen Internationalen Frauentages (8. März), zeigte die monatliche Ciné-ONU Wien Filmvorstellung den Dokumentarfilm "The Uncondemned", in Zusammenarbeit mit der Ständigen Vertretung der Vereinigten Staaten, this human world (THW) Filmfestival und Topkino.

"The Uncondemned", von den amerikanischen Regisseuren Michele Mitchell und Nick Louvel, blickt auf das Jahr 1997 zurück, als eine Gruppe junger internationaler Juristen und Juristinnen, mit einer intensiven Leidenschaft für Gerechtigkeit, vor dem Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda dafür kämpfte, Vergewaltigung als ein Kriegsverbrechen anerkennen zu lassen und damit die Welt der Strafjustiz unwiderruflich veränderten. Aber wichtiger noch, erzählt der Film die Geschichte von vier Frauen in Ruanda, die vor dem Internationalen Gerichtshof aussagten, um Gerechtigkeit herzustellen, wo keine herrschte, und auf diese Weise die nicht allzu verborgenen Gräueltaten des Krieges sichtbar machten.

Der weichenstellende Prozess bot nicht nur eine Rechtssprechung für zukünftige Fälle, sondern bekräftigte auch das alltägliche Menschenrecht auf sexuelle Autonomie. Wie eine der Zeuginnen im Film sagte: "Wir repräsentieren die Frauen allerorts. Es ist wichtig zu wissen, dass Vergewaltigung ein Verbrechen ist, welches national, in Afrika und international strafbar ist."

Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert vom Direktor des Informationsdienstes der Vereinten Nationen in Wien, Martin Nesirky, konzentrierte sich auf die Wichtigkeit, geschlechtsspezifische Gewalt öffentlich anzusprechen sowie die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Die Diskussion wurde von vier Frauen geführt: Patricia Viseur Sellers, Sonderberaterin des Internationalen Strafgerichtshofs und Teil des juristischen Teams auf das im Dokumentarfilm zurückgeschaut wird; Candice Welsch, Leiterin der Umsetzungsunterstützung, Korruption und Wirtschaftskriminalität, Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC); Maaike van Adrichem, Beraterin für Genderfragen bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und Rossalina Latcheva, Senior Program Manager, Statistik und Umfragen bei der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA).

Alle Rednerinnen wiesen darauf hin, dass im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter und für die Auslöschung geschlechtsspezifischer Gewalt als Folge von Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern, noch viel zu tun bleibe. In erster Linie muss ein internationales Verständnis der schweren langfristigen Konsequenzen sexueller Gewalt weiter gefördert werden.

In zu vielen Ländern ist es noch immer ein Tabu über sexuelle Belästigung zu sprechen. Es braucht viel Mut von den Betroffenen, wie die ruandischen Frauen im Film gezeigt haben, um offen über geschlechtsspezifische Gewalt reden zu können und dafür zu sorgen, dass die Straftäter verantwortlich gemacht werden. Wie Maaike van Adrichem betonte, sollte genderspezifische Gewalt kein privates Thema bleiben, sondern als Sicherheitsproblem für alle anerkannt werden.

Patricia Sellers sagte, dass es zwar keinen Platz für die Täter gäbe, sich vor dem Völkerrecht zu verstecken, dennoch herrsche weiterhin eine hohe Diskrepanz zwischen dem Gesetz und der Realität der Vollstreckung. Diese seien hauptsächlich auf Schwierigkeiten bei der Dokumentierung von geschlechtsspezifischer Gewalt zurückzuführen. Die Internationale Strafverteidigerin Sellers wies darauf hin, dass es in jeder humanitären Krise eine Priorität sein muss, zu betonen, dass sexuelle Gewalt in Konflikten kein unglücklicher Kollateralschaden sondern ein Kriegsverbrechen ist. Als solches sollte es unmittelbare Hilfe für die Opfer erforderlich machen.

Bei der Verfolgung von geschlechtsspezifischen Verbrechen in den gegenwärtigen internationalen Krisen, aber auch, nicht zu vergessen, bei alltäglichen geschlechtsspezifischen Ungleichheiten im privaten Bereich, forderten die vier Rednerinnen mehr Unterstützung für die Vereinten Nationen, um diese Verletzung der Grundrechte in der Zukunft zu verhindern; Und um einen intensivierten politischen Willen durch seine Mitgliedstaaten damit unser gemeinsames Ziel, ein Planet 50-50 bis 2030, erreicht werden kann. "Wenn es Fortschritte geben soll, müssen wir gemeinsam an der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung arbeiten, um Geschlechtergleichheit und ein Ende aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu erreichen", sagte der Direktor des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), Yury Fedotov, in seiner Botschaft zum Internationalen Tag der Frauen.