Sprache ist mehr als nur ein Kommunikationsmittel, es ist eine Weltanschauung und gibt einen Einblick in jene Kultur, in der die Sprache eingebettet ist. Dies wird dem Zuschauer im Dokumentarfilm "Keep Talking" vermittelt: Sprache, in welcher Form auch immer, stellt einen Teil der Identität dar.
Am 16. Dezember fand die Filmvorführung der Ciné-ONU Wien-Reihe in Kooperation mit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Rahmen des Internationalen Jahres für Indigene Sprachen und zum Tag der Menschenrechte statt. "Keep Talking" folgt vier indigenen Frauen aus Alaska, die um ihre bedrohte Sprache und ihr Kulturerbe kämpfen. Sie versuchen ihr Wissen an junge Menschen weiterzugeben und ihnen zu vermitteln, dass sie auf ihre indigene Kultur stolz sein können und diese auch in diesem Sinne annehmen.
Der Direktor des Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS) Wien, Martin Nesirky, stellte den Film und die eingeladenen Diskutanten für die anschließende Diskussionsrunde vor, die er moderierte. Der OSZE Hochkommissar für nationale Minderheiten, Lamberto Zannier; die Slawistin/Linguistin und Vertreterin des Burgenländisch-Kroatischen Zentrums in Wien, Katharina Tyran; Translationswissenschaftlerin Christina Korak von der Universität Graz sowie Georg Grünberg, Sozialanthropologe an der Universität Wien, nahmen an der Podiumsdiskussion teil und diskutierten den Film sowie ihre jeweiligen Arbeitsgebiete besonders im Hinblick auf indigene Völker bzw. nationale Minderheiten.
Alle Experten waren sich einig, dass Sprache den Schlüssel zur Erhaltung einer Kultur darstellt und aus diesem Grund auch wertgeschätzt werden muss. Zudem betonten alle Diskutanten die Rolle der Bildung, ganz besonders die Ausbildung in der Muttersprache, die unterstützt und gefördert werden muss. Hochkommissar Lamberto Zannier merkte an, dass Diversität zu wahren sei und fügte hinzu, dass multiple Identitäten basierend auf Mehrsprachigkeit gefördert werden sollte. Katharina Tyran, die selbst burgenland-kroatisch spricht, hob die besonders für Minderheiten oder indigene Völker untrennbare Verbindung von Sprache und Kultur hervor. Christina Korak, die mit den Waorani, einer Bevölkerungsgruppe im Amazonas-Gebiet von Ecuador, die erst kürzlich in Kontakt mit der Zivilisation getreten ist, gearbeitet hat, kommentierte, dass Menschen eine sichere Umgebung brauchen, um ihrer Kultur Ausdruck verleihen zu können und dass Sprachen vor allem eine intakte Umgebung benötigten. Georg Grünberg erklärte, dass der Schlüssel zur Erhaltung von Sprache die Nutzung dieser ist und dass sie im Alltag zur Anwendung kommen soll.