„Die Vereinten Nationen stehen für die Rechte jedes einzelnen Menschen. Heute und an jedem Tag setzen wir uns kontinuierlich für Gerechtigkeit, Gleichheit, Würde und Menschenrechte für alle ein,“ sagte UNO-Generalsekretär António Guterres in der diesjährigen Botschaft zu Ehren des Tages der Menschenrechte am 10. Dezember. (Hier ist die vollständige Botschaft zu finden).
Diese Botschaft fand Anklang bei Zuschauern der Ciné-ONU Wien und Budapest Filmvorführungen der Dokumentation „Parlika“ der slowakisch-afghanischen Regisseurin Sahraa Karimi am 6. und 10. Dezember anlässlich des Tages der Menschenrechte 2021. Die Filmvorführungen und die anschließenden Podiumsdiskussionen wurde wegen der COVID-19 Pandemie virtuell abgehalten.
Die Produktion aus dem Jahr 2016 erzählt die Geschichte von Suraya Parlika, einer afghanischen Frau, die den Mut hatte, sich in der afghanischen Politik zu engagieren und die als Menschenrechtsaktivistin tätig war - während und nachdem das Land von den Taliban kontrolliert wurde. Die Dokumentation untersucht den Status von Frauen während einer sehr turbulenten Zeit in der afghanischen Geschichte, und detailliert dabei den Prozess des Wandels zu einem demokratischen Land nach dem Ende der Kontrolle der Taliban und wie Frauen weiterhin geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind.
Die virtuelle Ciné-ONU Filmvorführung von „Parlika“ in Wien wurde vom Informationsdienst der Vereinten Nationen (UNIS) Wien in Zusammenarbeit mit der Ständigen Vertretung der Slowakei bei den Vereinten Nationen (Wien) organisiert. Auf die Filmvorführung folgte eine Podiumsdiskussion mit der Regisseurin Sahraa Karimi, Wanda Adamik Hrycova, Film-Produzentin und Acting President der Slovak Television Academy, die 2021 Sahraa Karimi dabei half aus Afghanistan zu fliehen, und Petra Ramsauer, Journalistin und Autorin. Die Podiumsdiskussion wurde von UNIS Direktor Martin Nesirky moderiert. Vor dem Beginn der Filmvorführung unterstrich Botschafter Radomir Bohac, Ständiger Vertreter der Slowakei bei den Vereinten Nationen (Wien), in seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit, die fundamentalen Rechte von afghanischen Frauen und Mädchen zu schützen.
Während der Diskussion erklärte Karimi, dass es wichtig für sie als afghanische Frau sei, die „Erzählerin meines eigenen Volkes“ zu sein und Parlika´s Geschichte an die nächsten Generationen zu übermitteln. Sie produzierte den Film mit begrenzten Mitteln und interviewte Parlika vier Tage lang. Sie sagte außerdem, dass sie weiterhin Filme über ihr Land mache, um „die Welt an Afghanistan zu erinnern“. Als sie über die Zukunft von Afghanistan sprach, betonte Karimi ihren Glauben, dass „Menschenrechte im Allgemeinen, und die Rechte von Frauen im Besonderen, (…) der Kern von allem“ sind.
Hrycova erinnerte sich an die Geschichte ihrer Beteiligung an Karimi’s Flucht aus Afghanistan. Obwohl sie Karimi nie persönlich getroffen hatte, teilte sie einen Beitrag von Sahraa auf ihren sozialen Netzwerken, was schließlich dazu führte, dass Karimi und andere FilmemacherInnen aus dem Land fliehen konnten. Sie zeigte sich ebenfalls besorgt über die kurze Aufmerksamkeitsspanne von Leuten für das Leiden der Afghanen, und besonders der Afghaninnen. Hrycova argumentierte, dass die Filmproduktion ein mächtiges Werkzeug dafür sei, Aufmerksamkeit für drängende Probleme zu erlangen. Darüber hinaus erklärte sie, dass sie und Sahraa sich entschieden hätten, einen Film über Sahraa’s Flucht aus Afghanistan zu machen, um zu versuchen die „Seele [des Publikums] zu berühren“ und „der Welt eine Botschaft zu senden.“
Ramsauer trug ihre Perspektive als Journalistin, die in Afghanistan gearbeitet hatte, und Einblicke aus ihrer Ausbildung zur Psychotherapeutin zur Diskussion bei. Ihr Schwerpunkt lag auf der Rolle der psychischen Gesundheit und sie betonte, dass es „atemberaubend ist, wie widerstandfähig Leute sein können, insbesondere Frauen“. Sie wies auch auf zwei Ebenen des Traumas hin, die sie in einer Szene der Dokumentation repräsentiert sah. Sie unterschied zwischen dem Trauma, das mit den „Grausamkeiten, die du überlebst“, verbunden sei, und der Tatsache, dass „es niemanden kümmert“. Deswegen hielt sie es für „den wichtigsten Job als Journalistin und als Regisseurin zu zeigen, dass wir uns darum kümmern“ und dass es sehr wichtig sei, Afghanistan in der Zukunft „mehr Aufmerksamkeit zu schenken“.
UNIS Direktor Martin Nesirky hob die Arbeit der UNO vor Ort in Afghanistan hervor, die auch Frauenrechte einschließe - von Organisationen wie dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), UNICEF, sowie der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Er unterstrich auch die Rolle der lokalen UNO-Mitarbeiterinnen in der Region und die Wichtigkeit von Frauen und Mädchen für den Aufbau einer Gesellschaft.
Das allererste Ciné-ONU Event in Budapest fand am 10. Dezember statt, ebenfalls mit einer Filmvorführung von „Parlika“. Das Filmscreening wurde von UNIS Wien in Zusammenarbeit mit der International Diplomatic Student Association (IDSA) organisiert. Nach dem Film gab es eine Podiumsdiskussion mit Péter Marton, Associate Professor an der Corvinus Universität in Budapest, mit Afghanistan als einer seiner Forschungsschwerpunkte, und Máté Szalai, Koordinator des Middle Eastern and North African Research Programms beim Institute for Foreign Affairs und Senior lecturer an der Corvinus Universität, der die Diskussion auch moderierte. UNIS Direktor Martin Nesirky nahm an der Eröffnung des Events teil und dankte IDSA und den DiskussionsteilnehmerInnn für ihre Zusammenarbeit und die Teilnahme am allerersten Ciné-ONU Event in Budapest.