UNIS/NAR/721
24. Mai 2001

Internationale Organisationen im gemeinsamen Kampf gegen Drogenhandel über das Postnetz

WIEN, 24. Mai (UNO-Informationsdienst) -- Der Weltpostverein (WPV) und das Programm der Vereinten Nationen für die Internationale Drogenbekämpfung (UNDCP) haben ein gemeinsames Projekt zur Unterbindung des auf dem Postweg betriebenen Suchtgifthandels in Angriff genommen. Das betreffende Projekt, das auch von zwei weiteren internationalen Organisationen unterstützt wird, und zwar von der Internationalen Kriminalpolizeilichen Organisation (INTERPOL) und von der Weltzollorganisation (WCO), ist erstellt worden, um zu verhindern, dass - vor allem in Afrika - das internationale Postnetz für den illegalen Versand von Drogen und für die damit verbundene Geldwäsche missbraucht wird. Für seine Durchführung sind 300.000 USD bereitgestellt worden, und es soll In seinem Rahmen dafür gesorgt werden, dass in 18 Ländern Ost-, West- und Nordafrikas eine genauere Überprüfung von Postsendungen und verbesserte Kontrollsysteme sowie eine zielführende Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden und sonstigen Gesetzeshütern eingerichtet werden können. Während der vorgesehenen zweijährigen Laufzeit des Projektes werden sowohl Bedienstete als auch Führungskräfte aus den Bereichen Post, Polizei und Zoll speziell geschult, wofür Fachleute des WPV, des UNDCP, der INTERPOL und der WCO entsprechende Lehrpläne ausgearbeitet haben.

Pino Arlacchi, der Leiter des Amtes der Vereinten Nationen für Drogenüberwachung und Verbrechensverhütung (Wien), hat erklärt, dass der afrikanische Kontinent bei organisierten Verbrechern als Umschlagplatz für den Drogenhandel mit sämtlichen Weltgegenden immer beliebter wird und dass sich das Postnetz für ihre Machenschaften geradezu anbietet, weil es leicht zugänglich ist und anonym in Anspruch genommen werden kann. Laut Arlacchi wird das betreffende Projekt den Postverwaltungen der verschiedenen Länder die Möglichkeit eröffnen, sich darauf entsprechend einzustellen und zu lernen, wie man derartigen verbrecherischen Umtrieben entgegenwirkt.

Der WPV bzw. dessen Aktionsgruppe für Sicherheit im Postwesen (PSAG), die INTERPOL und die WCO haben früher schon zusammengearbeitet, um die Postverwaltungen und die Sicherheitsbehörden auf die anstehende Problematik aufmerksam zu machen, und auch selbständig Projekte erstellt, von denen einige bereits auf die afrikanischen Länder abgestimmt sind. Der Generaldirektor des Internationalen Büros des WPV, Thomas E. Leavey, hat jedoch bereits bei einer Ansprache in Bern (Schweiz) erklärt, dass es nunmehr gelte, die von einzelnen Institutionen und Organisationen bisher ergriffenen Maßnahmen zu kombinieren, zu optimieren und in ein umfassendes einschlägiges Hilfsprogramm einzubinden. Seines Erachtens seien der WPV und das UNDCP sehr wohl in der Lage, mit Unterstützung durch INTERPOL und WCO dem über das internationale Postnetz abgewickelten illegalen Drogenhandel und der zugehörigen Geldwäsche ein echtes "Anti-Verbrechen-Paket" in den Weg zu legen.

Drogenhandel in Afrika

Das UNDCP berichtet, dass westafrikanische Länder ernste Probleme mit dem illegalen Umschlag von Heroin aus Asien und Kokain aus Lateinamerika haben, und dass in Ostafrika immer mehr Fälle von Beschlagnahme asiatischen Heroins zu verzeichnen sind. Es soll auch nachweislich eine enge Verbindung zwischen nordafrikanischen Dealern und südamerikanischen Kokain-Gangs bestehen, die einander hauptsächlich per Post kontaktieren und versorgen. Zwar gibt es relativ wenige Berichte über Beschlagnahmen in Afrika selbst, doch umso mehr geradezu erdrückende Beweise dafür, dass ein Löwenanteil der in anderen Weltgegenden beschlagnahmten Drogen im Durchgang durch Afrika befördert bzw. von dort aus in alle Himmelsrichtungen verteilt wird. Dies geschieht auf dem Seewege, per Container, mittels Luftfracht oder auch durch Kuriere, die Behälter mit Drogen verschlucken oder in ihrem Gepäck verbergen. In Postsendungen wurde bereits sehr viel Suchtgift gefunden, z.B. 67 kg Heroin in Photoalben, die nach Nigeria aufgegeben worden waren. Und es war gewiss ein besonders einschneidender Vorfall, als an der marokkanischen Küste den Kontrollorganen 6 Tonnen Kokain in die Hände gefallen sind, die für unseren Kontinent bestimmt waren.

Außerdem gilt als nahezu unwiderlegbar erwiesen, dass der Drogenhandel die Geldwäsche als eine unmittelbare Konsequenz nach sich zieht und dass diese über die internationalen Post- und Kurierdienste allzu leicht abgewickelt werden kann. Man lässt dabei die Post nicht nur Pakete mit Bargeld transportieren, sondern bedient sich auch weitgehend ihres Postanweisungsdienstes.

Projektkonzentration auf bestimmte Länder

Das Problem des Einschleusens von Drogen in das Postnetz stellt sich dem internationalen Postdienst in nahezu ganz Afrika. Das WPV/UNDCP-Projekt wird zunächst in Ländern gestartet, wo bereits einschlägige UNDCP-Programme laufen, und zwar in je sechs arabisch-, englisch- und französischsprachigen Ländern: in Ägypten, in Algerien, Libyen und Marokko, im Sudan und in Tunesien (Arabisch), in Äthiopien, Ghana, Kenia, Nigeria, Tansania und Uganda (Englisch) und in Benin, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, Niger, Senegal und Togo (Französisch).

Zum gemeinsamen Vorgehen der internationalen Organisationen

Im Rahmen des Projektes sollen einerseits zwischen den Regierungsbehörden der einzelnen Mitgliedsländer (Post, Zoll, Polizei) und andererseits zwischen den jeweiligen öffentlichen und privaten Institutionen zweckentsprechende Vereinbarungen geschlossen werden. Außerdem ist geplant, auf der Ebene der mit dem internationalen Postverkehr befassten staatlichen Stellen und Privatunternehmen die erforderlichen Kenntnisse zu vermitteln bzw. zu erweitern. Auch die für die Bekämpfung von Suchtgifthandel und Geldwäsche zuständigen Sicherheitsbehörden sollten zu nachdrücklicherem Vorgehen veranlasst werden. Was die Lehrprogramme betrifft, wird der Akzent u.a. auf Sensibilisierung, Risikoeinstufung, Eingrenzung der Problematik, Abfangen verdächtiger Sendungen und zielführenden Gegenmaßnahmen liegen.

Der WPV hat sich als durchführendes Organ zur Verfügung gestellt und wird mit dem Management und Vollzug aller im Programm vorgesehenen Aktivitäten betraut. Das UNDCP wird sich als hilfreicher Partner an der Vorbereitung der Lehrmittel, an der Abhaltung der Kurse und an der Erstellung von Memoranda of Understanding über die Zusammenarbeit der Organisationen in den afrikanischen Ländern beteiligen. Unmittelbare Nutznießer des Projekts werden wohl die Post, die Kurierdienste, der Zoll und die Polizei sein, doch kommt es in der weiteren Folge gewiss auch der gesamten Bevölkerung in Form vermehrter Funktionstüchtigkeit und Sicherheit im Bereich des Postwesens zugute.

Kontakt:

Sandro Tucci (UNDCP)
Tel.: (+ 43 1) 260605629
Fax: (+ 43 1) 260605866
sandro.tucci@undcp.org

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Juliana Nel (UPU)
Tel.: (+41 31) 350 32 40
Fax (+41 31) 350 31 10
juliana.nel@upu.int